Das Kommando
dass der Kronprinz überhaupt bereit war, sich mit dem Präsidenten zusammenzusetzen.«
»Sie wissen so gut wie ich«, stieß Freidman hervor , »dass der Kronprinz wirkliche Friedensbemühungen nie im Leben unterstützen würde. Sollte er Israel anerkennen, würde er sich damit selbst zugrunde richten, denn am selben Tag würde in Saudi-Arabien die Revolution ausbrechen.«
»Glauben Sie etwa, wir wissen das nicht?«, fragte Kennedy, ohne ihren neutralen Ton aufzugeben. »Der Präsident möchte Sicherheiten auf anderen Gebieten. Wir wollen, dass der Kronprinz energisch gegen die Terroristen vorgeht, die von Saudi-Arabien aus operieren, und dass das Land sie nicht weiter finanziell unterstützt.«
»Irene«, fiel ihr Freidman mit einem gequälten Seufzer ins Wort, »das haben wir doch alles schon besprochen. Ich weiß die Bemühungen zu schätzen, die Ihre Seite in unserem Interesse unternimmt, aber es ist unser Krieg. Wir stehen an der Front und werden Tag für Tag durch die Sprengstoffanschläge der Terroristen bedroht. Wir haben nicht die Absicht, die Hände in den Schoß zu legen. Wenn wir zuverlässige Informationen bekommen, werden wir handeln, und sofern sich diese Feiglinge hinter Frauen und Kindern verstecken wollen, können wir sie nicht daran hindern.«
»Ben, ich bin mir Ihrer Schwierigkeiten durchaus bewusst, aber Sie können das nicht allein ausfechten. Sie müssen uns besser auf dem Laufenden halten.«
»Das tue ich doch«, gab er gekränkt zurück. »Was tue ich denn Ihrer Ansicht nach im Augenblick?«
Sie wusste, dass auch das eine Lüge war, doch dachte sie nicht daran, ihm das mitzuteilen. »Sie rufen mich an, volle neun Stunden nachdem ich Ihnen den Wunsch des Präsidenten der Vereinigten Staaten nach genaueren Informationen übermittelt habe.« Sie ließ diese Worte wirken und fügte dann hinzu: »Hören Sie, Ben, wir beide kennen das Spiel lange genug. Es gibt eigentlich nur zwei Gründe dafür, dass Sie so spät zurückrufen, und keiner davon überzeugt mich besonders.« Sie hörte aufmerksam zu und stellte sich vor, wie sich Freidman am anderen Ende der Leitung wand.
»Da ist eine Sache, bei der ich noch auf eine Bestätigung gewartet habe…«, sagte er schließlich. »… etwas sehr Wichtiges. Ich wollte mich erst melden, wenn ich ganz sicher war.«
»Und worum handelt es sich dabei?«
»Das muss unbedingt unter uns bleiben. Ich möchte nicht, dass Sie dem Präsidenten davon berichten, bevor ich genauere Angaben habe. Einem Geheimdienstbericht zufolge hat gestern Abend ein Treffen von Palästinenserführern auf hoher Ebene stattgefunden.«
»Wie hoch?«
»Ich schicke Ihnen die Teilnehmerliste. Bitte geben Sie sich im Augenblick mit dem zufrieden, was ich sage. Es waren Spitzenleute der Hamas, des Volksbefreiungsausschusses, der Force 17 , des Islamischen Dschihad, Anführer der Märtyrerbrigaden und möglicherweise sogar Mohammed Atwa persönlich, der Leiter des palästinensischen Geheimdiensts.«
»Ist das Ihr Ernst?« Kennedy gab sich überrascht.
»Dann ist die Geschichte mit der Bombenfabrik ja wohl…«
»Absolut wahr! Wir wussten nicht, dass die sich ausgerechnet da befand, wo das Treffen stattfand. Unsere Raketen haben eine Sekundärdetonation ausgelöst, die unter den gegebenen Umständen unvermeidbar war.«
Kennedy überlegte, warum es Freidman so schwer fiel, ihr den wahren Hintergrund des Kommandounternehmens mitzuteilen, und warum er ihr, soweit sie die Tatsachen kannte, nach wie vor die Lüge mit der Bombenfabrik auftischte. »Wann rechnen Sie mit genauen Angaben darüber, wer von den Teilnehmern getötet wurde?«
»Morgen müsste ich es ziemlich genau wissen. Ich habe einen Agenten als Kameramann eingeschleust, der für uns die Leichen fotografiert. Zusammen mit abgefangenen Telefongesprächen müssten uns diese Bilder eine ziemlich genaue Liste liefern. Hören Sie«, sagte Freidman, der versuchte, das Ruder erneut in die Hand zu bekommen. »Ich muss jetzt aufhören. Sobald ich etwas erfahre, melde ich mich wieder.«
»In Ordnung.« Bevor sie sich verabschieden konnte, hatte er aufgelegt. Sie saß einen Augenblick lang da und sah den weißen Hörer an. Was war Dichtung, was Wahrheit? Welche Pläne mochte der Direktor des Mossad in Wirklichkeit schmieden? Unter Umständen war es nichts weiter als seine Unfähigkeit, offen zu sein. In der Geheimdienstbranche gab es viele wie ihn, die nie alles sagten, immer einen Teil für sich behielten. Es konnte aber auch weit
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