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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Produktionsstätte für Sprengsätze ausgehoben und müssen uns jetzt auf Repressalien gefasst machen.«
    Manchmal wünschte Kennedy, sie wäre wie Mitch Rapp, denn sie hätte dem Israeli liebend gern ins Gesicht gesagt, dass das eine dreiste Lüge war. Zwar wurde in den Medien behauptet, die gewaltigen Verwüstungen in Hebron seien darauf zurückzuführen, dass israelische Streitkräfte dort eine illegale Sprengstofffabrik angegriffen hatten, doch die Palästinenser bestritten die Existenz einer solchen Anlage und behaupteten, die Israelis hätten ein ausschließlich von Zivilisten bewohntes Stadtviertel ohne jeden Grund beschossen. Wie immer dürfte die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen. Erst vor einer Stunde hatte der Leiter der CTC Kennedy davon in Kenntnis gesetzt, dass nach Ansicht seiner Abteilung keinesfalls eine solche Produktionsanlage das Ziel des Angriffs gewesen sei. Die Antiterrorzentrale hatte ein von einem Mobiltelefon aus geführtes Gespräch abgefangen, in dem davon die Rede war, der Angriff habe einem Gipfeltreffen der Führer palästinensischer Terroristengruppen gegolten. Außerdem besaß sie selbst Satellitenaufnahmen, auf denen einwandfrei zu sehen war, dass israelische Hubschrauber Raketen auf das Stadtviertel abgeschossen hatten.
    Ben Freidman log offenkundig, aber es gehörte zu ihrem Beruf, dass sie ihre Karten nicht offen auf den Tisch legte, und so sagte sie schlicht: »Der Präsident ist äußerst bestürzt darüber, wie viele Menschen bei dem gestrigen Angriff umgekommen sind.«
    In seiner üblichen Art, die Schuld von sich abzuwälzen, sagte Freidman: »Wir konnten nicht ahnen, dass die Explosion so gewaltig sein würde. Die Leute hatten offensichtlich genug Sprengstoff gelagert, um ganze Straßenzüge in die Luft zu jagen.«
    Natürlich , dachte sie. Aus den jüngsten Geheimdienstberichten ging hervor, dass das israelische Militär in Hebron nicht Herr der Lage war. Verschiedene Terroristengruppen und Milizen hatten Straßensperren errichtet und sich so lange dort behauptet, bis die Medienvertreter kamen und die Folgen des Gemetzels zu filmen begannen. Die Israelis, die einen solchen Medienalbtraum schon früher erlebt hatten, hatten sich daraufhin sogleich zurückgezogen. Aufnahmen mit Panzern, die Jugendliche überrollen, ganz gleich, ob im Kampf für eine gerechte Sache oder nicht, machen sich in den Augen der Weltöffentlichkeit nicht besonders gut.
    Freidman spielte ein gefährliches Spiel. Sollte die von den Palästinensern genannte Zahl von Opfern der Wahrheit entsprechen, gab es gute Aussichten, bei den Vereinten Nationen mit einer Verurteilung Israels durchzukommen. Bei ihrem nächsten Gespräch mit dem Präsidenten würde sie ihn auf diese Möglichkeit hinweisen. Es hatte keinen Sinn, sich zur Verteidigung der Israelis zu weit vorzuwagen, wenn die Leute nicht einmal bereit waren, ihrem besten Verbündeten die Wahrheit zu sagen.
    Sie beschloss, Freidman ein wenig zu ärgern. »Sie wissen, dass die Palästinenser sagen, Sie hätten das Stadtviertel grundlos angegriffen.«
    »Die Pressemitteilung hätte ich schon schreiben können, bevor das Kommandounternehmen überhaupt angefangen hatte«, höhnte Freidman. »Es sind immer dieselben Lügen.«
    »Ich weiß«, gab Kennedy mit geheuchelter Aufrichtigkeit zurück. Der Haken an der Sache ist nur , dachte sie , dass die Palästinenser gleichfalls Ihre Pressemitteilung für Sie hätten schreiben können. »Sie wissen ja wohl, dass das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt kommt.«
    Eine längere Pause trat ein, dann fragte Freidman:
    »Inwiefern?«
    Es entging Kennedy nicht, dass die Stimme ihres israelischen Kollegen nervös klang. Offensichtlich stand er unter starkem Druck. Das Kabinett bestand nicht nur aus Falken, und die ihm feindlich gesinnten Tauben drängten darauf, den Kampf gegen die Palästinenser endlich einzustellen und ernsthafte Friedensgespräche zu führen. Sie war überzeugt, dass diese Leute von dem Kommandounternehmen alles andere als erbaut waren.
    »Der Präsident wird nächste Woche mit dem Kronprinzen von Saudi-Arabien zusammentreffen«, erläuterte Kennedy. »Das eigentliche Thema dieser Unterredung sollte eine neue Friedensinitiative im Nahen Osten sein… Nachdem man jetzt Dutzende palästinensischer Frauen und Kinder aus den Trümmern gezogen hat, könnte es sein, dass aus der Sache nichts wird.«
    »Ich sage Ihnen doch, es war eine Bombenfabrik.«
    »Und dabei hat es Monate gekostet, zu erreichen,

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