Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
abzuschütteln, die sich an seine Fersen hefteten. Nein, er war bestimmt allein. Er hatte im Fernsehen die Bilder vom Massaker in Hebron gesehen und vermutete, dass Ben Freidman davon ausging, seinen palästinensischen Kontaktmann getötet zu haben. So gründlich hatten die Israelis ihr Zerstörungswerk ausgeführt, dass es lange dauern würde, bis alle Leichen identifiziert waren.
    Die Amerikaner ihrerseits hatten alle Hände voll damit zu tun, Jagd auf arabische Studenten zu machen, deren Visum abgelaufen war. Schon zweimal, seit er Hebron verlassen hatte, hatte David eine neue Identität angenommen. Gegenwärtig reiste er mit einem französischen Pass. Seinen Flugschein erster Klasse von Nizza nach Paris und weiter nach New York hatte er mit einer American-Express-Karte bezahlt, die wie sein Pass auf Charles Utrillo ausgestellt war. Um ins Land zu gelangen, ohne Verdacht zu erregen, hatte er als Beruf ›Spezialist für Firmenübernahmen und -zusammenschlüsse‹ angegeben und als Grund seiner Anwesenheit in New York Besprechungen mit der J.-P.-Morgan-Bank. Die Tarnung war nicht übermäßig sicher, denn falls man ihn festnahm und das FBI sich näher mit ihm beschäftigte, käme heraus, dass die Berufsbezeichnung eine bloße Fassade war.
    Der erste Teil seines Plans hatte sich verhältnismäßig leicht verwirklichen lassen. Im Westjordanland wimmelte es von Waffenhändlern, von denen man gegen entsprechende Bezahlung praktisch alles bekommen konnte, was man brauchte. David kaufte nie besonders viel und nichts Ausgefallenes. Vorwiegend Handfeuerwaffen, Schalldämpfer und Munition, außerdem ein sehr teures Präzisionsgewehr. Am liebsten kaufte er bei den Russen. Nicht nur waren sie scharf auf Bargeld, man konnte sich auch darauf verlassen, dass sie trotz ihrer jüngsten Zusammenarbeit mit dem Westen nach wie vor den Mund hielten und niemandem ihre Geschäftsunterlagen zeigten.
    Die erworbenen Waffen nach Amerika zu schaffen war zwar etwas schwieriger gewesen, doch hatte es keine unüberwindbaren Probleme bereitet. Es war allgemein bekannt, dass im Ein und Ausfuhrhandel auf der ganzen Welt nicht viele Fragen gestellt wurden. David hatte eine Ladung Teppiche in ein Lagerhaus in Philadelphia geschickt und sie dort im Januar abgeholt. In den Teppichen hatten sich die Einzelteile zweier zerlegter Pistolen und eines VAL-Scharfschützengewehrs russischer Bauart befunden, außerdem schwere 9-mm - Geschosse, die auf 350 Meter Entfernung eine Panzerweste durchschlagen konnten. Soweit David wusste, pflegte der Mann, auf den er es abgesehen hatte, derlei nicht zu tragen – schon gar nicht heute. Heute hatte er Grund zu feiern und wollte das in seinem Lieblingsrestaurant tun.
    Als David die 65. Straße überquerte, sah er nach rechts. Etwa in der Mitte des Häuserblocks erhob sich ein altes Gebäude aus rötlichem Sandstein, dessen Fenster vergittert und zusätzlich mit Maschendraht gesichert waren. Auf dem Gehweg davor hatte die New Yorker Stadtpolizei ein blau-weißes Wachhäuschen aufgestellt, das einer Person Platz bot. In ihm stand vierundzwanzig Stunden täglich und an sieben Tagen die Woche ein Polizeibeamter, der darauf zu achten hatte, dass niemand etwas Unerwünschtes tat. Diese Maßnahme, das wusste David, richtete sich in erster Linie gegen Demonstranten und Spaßvögel, die irgendeinen Streich verüben wollten. Die eigentlichen Sicherheitseinrichtungen befanden sich im Inneren des Hauses.
    David hatte sich schon oft dort aufgehalten, denn es war der Sitz der Ständigen Beobachtermission Palästinas bei den Vereinten Nationen. Der von früher Kindheit an mit Jassir Arafat befreundete palästinensische Botschafter Hamed Ali war ein Bekannter oder, genauer gesagt, ein Geschäftsfreund Davids. Der Botschafterposten war der Lohn dafür, dass er sein Leben lang Arafat unverbrüchlich die Treue gehalten hatte. Der Raucherhusten des inzwischen Fünfundsiebzigjährigen zeigte deutlich an, dass er nicht mehr besonders lange leben würde. Mit diesem Gedanken und dem Bewusstsein, dass Ali in jüngeren Jahren reichlich Tod und Verderben um sich herum gesät hatte, beruhigte David sein Gewissen.
    Da die Palästinensische Autonomiebehörde durch Steuern und Abgaben nicht genug Geld zusammenbekam, war sie weitgehend auf Spenden und ausländische Hilfe angewiesen. David hatte seine Brauchbarkeit dadurch bewiesen, dass er Botschafter Ali im ersten Quartal des Jahres persönlich eine viertel Million Dollar überbracht hatte. Oft

Weitere Kostenlose Bücher