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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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weitere halbe Treppe empor, von der aus eine verschlossene Tür aufs Dach führte. Er schaltete das Funksprechgerät in seiner Tasche ein und steckte sich einen fleischfarbenen Hörer ins Ohr. Er hatte das digital verschlüsselte Gerät bereits auf die von den Leibwächtern des Botschafters benutzte Frequenz eingestellt und lauschte einen Augenblick. Dann sah er auf die Uhr. 19.21. Ali hatte seinen Tisch für halb acht reserviert. Dass noch nichts zu hören war, hatte nichts zu bedeuten – es war bekannt, dass sich der Botschafter fast immer um fünf bis zehn Minuten verspätete.
    David nahm einen einstellbaren Nachschlüssel aus der Tasche seines Jacketts und machte sich an die Arbeit. Da er das Schloss schon einmal geöffnet hatte, wusste er genau, wie weit er jeweils drehen musste. Als das Schloss offen war, trat er aus dem spärlich beleuchteten Treppenhaus in die dunkle Nacht. Er klebte einen Dämmstreifen um den Rahmen der schweren Metalltür und ließ sie dann leise zufallen. Den Blick auf die Lichter der Stadt gerichtet, steckte er sich in aller Gemütsruhe eine Zigarette an.
    Gegenüber dem Zeughaus standen mehrere Wohnblocks. Hätte einer der Bewohner zufällig aus dem Fenster geschaut, hätte er einen Raucher bemerkt, der angesichts des Rauchverbots in öffentlichen Gebäuden seinem Laster dort draußen frönte. Langsam ging David zu dem Türmchen hinüber, das an der Südwestecke aufragte. Er sog an der Zigarette und sah sich um. Soweit er sehen konnte, beobachtete ihn niemand von einem der in der Nähe befindlichen Gebäude aus. So weit, so gut.
    Jeden Schritt seines Vorhabens hatte er sorgfältig geplant. Für den Fußweg von seinem Amtssitz bis zum Restaurant würde Ali zwischen dreiundachtzig Sekunden und drei Minuten achtundvierzig Sekunden brauchen, je nachdem, ob die Fußgängerampeln der drei Straßen, die er kreuzen musste – Lexington, Park und Madison Avenue – Grün zeigten oder nicht. Mit dem Zusammensetzen des Gewehrs wartete David lieber, bis die Männer zu sehen waren. Immerhin war es möglich, dass ihn doch jemand beobachtete und womöglich die Polizei rief. Er hatte Zeit, denn er brauchte dazu nur zwanzig Sekunden und schaffte es, wenn die Zeit drängte, auch in fünfzehn.
    Um 19.29 Uhr hörte er im Ohrhörer die wohlbekannte Stimme eines von Alis Leibwächtern. Der Mann ging voraus, um zu sehen, ob auf der Straße eine Gefahr drohte. David holte tief Luft und erinnerte sich an die Sache, die er verfocht. Wer Frieden will, muss zuvor Krieg führen. Diesen Satz wiederholte er sich immer wieder. Männer wie Ali, Arafat und Freidman würden einem wirklichen Frieden nie im Leben zustimmen. Um ihn zu erreichen, genügte es nicht, dass die Völkergemeinschaft gewaltigen Druck ausübte, solange nicht Amerika mit von der Partie war, das als einziges Land Israel an den Verhandlungstisch zwingen und dazu veranlassen konnte, dem palästinensischen Volk einen Staat zuzugestehen. Nach dem heutigen Abend würde der Druck der öffentlichen Meinung wachsen.
    Er hörte weitere Stimmen über das Funkgerät. Der zweite Leibwächter kündigte an, dass der Botschafter im Begriff stehe, auf die Straße hinauszutreten. David wusste nicht, ob Ali seine Gäste erst im Restaurant treffen wollte, und hatte daher weder eine Vorstellung, wer ihn begleitete, noch wie viele Menschen das waren. Da all diese Umstände nicht seiner Kontrolle unterlagen, musste er bereit sein, flexibel zu reagieren. Er drückte auf den Knopf, der den Stoppuhrzeiger seiner Armbanduhr anlaufen ließ, nahm einen letzten Zug aus seiner Zigarette und drückte sie an der Wand des Türmchens aus. Eingedenk der bei der amerikanischen Bundespolizei üblichen Verfahren der Spurensicherung steckte er die Kippe in eine kleine Plastiktüte, wie er das mit jeder von ihm dort oben gerauchten Zigarette getan hatte. Das FBI sollte so wenige Spuren wie möglich finden. Aus einer seiner Taschen nahm er eine mit Reiskörnern gefüllte Socke und steckte sie in eine Kerbe im Mauerwerk. Darauf würde er den Lauf des Gewehrs legen, um es ruhiger zu halten. Außerdem würde auf diese Weise kein Metallabrieb auf der Mauer zurückbleiben.
    Er knöpfte den Trenchcoat auf, fasste nach dem dicken schwarzen Lauf und löste die Klettverschlüsse des Futters. Er schob ihn in die dafür vorgesehene Aufnahme am Schloss und drehte ihn um neunzig Grad, bis er hörbar einrastete. Als Nächstes kamen das zehnfach vergrößernde Leupold-Zielfernrohr und ein Magazin mit

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