Das Kommando
er damit bei Goldberg trotz der Beweise, die sie besaßen, auf Granit biss. Ben Freidman besaß Dossiers über jeden, und sie vermutete, dass er sie, wenn er sich in die Ecke getrieben sah, dazu nutzen würde, möglichst viele Menschen in Schwierigkeiten zu bringen. Er würde vor nichts zurückschrecken, das dazu dienen konnte, ihm selbst oder seinem Land zu helfen.
Mit zuversichtlich klingender Stimme sagte sie: »Wir werden feststellen, was da wirklich vorgefallen ist, Sir.«
»Gut.« Nur zum Teil befriedigt, wandte sich der Präsident an Rapp. »Kümmern Sie sich persönlich darum, Mitch. Sie kennen Freidman von einer Seite, von der in Langley niemand eine Ahnung hat. Ich will wissen, warum er uns belügt und auch, was wir Ihrer Ansicht nach in der Sache tun sollten.«
»Wird gemacht, Sir.« Zwar hatte Rapp eine Vorstellung, doch zuvor musste er sich näher mit der Sache beschäftigen. Bis dahin blieb er bei seinem ursprünglichen Verdacht. Ben Freidman erkannte nur einen Herrn an, und das war Israel. Sein Land würde er nie und nimmer verraten, ganz gleich, wie lange man ihm die Füße ins Feuer hielt.
48
Der Nationale Sicherheitsrat war eine vielschichtige Institution. Im engeren Sinne bestand er aus dem Präsidenten und einer Hand voll hochrangiger Berater, umfasste aber im weiteren Sinne weit mehr Menschen, die im Dienst des Weißen Hauses den Strom der von den verschiedensten Geheimdiensten gesammelten Erkenntnisse an die jeweiligen Ministerien weiterleiteten. Diesem erweiterten Kreis gehörte auch die »Gruppe zur Unterstützung des Kampfes gegen den Terrorismus« an. Wie ihr Name schon sagt, lautete ihr Auftrag, sich mit allem zu beschäftigen, das mit Terrorismus zu tun hatte, und dazu gehörte auch die Entführung der Familie Anderson durch die Abu Sayyaf.
Weil beim ursprünglichen Versuch der Geiselbefreiung im Außenministerium Sicherheitslücken aufgetreten waren, hatte man vor der zweiten Rettungsaktion diese Gruppe nicht informiert. Keiner der an dem erfolgreich verlaufenen Unternehmen Beteiligten hatte wegen dieses absichtlichen Verstoßes gegen die Vorschriften ein schlechtes Gewissen. Washington war eine Stadt, in der es das höchste Zeichen von Macht war, informiert zu sein, und so gab es dort ziemlich viele Menschen, die in ihrem Selbstwertgefühl gekränkt waren. Die Gerüchte über die Gründe für das unorthodoxe Vorgehen verbreiteten sich rasch und wurden so geschickt lanciert, dass jeder, der sich ausgeschlossen fühlte, überzeugt war, dahinter stecke eine Intrige Mitch Rapps.
Aufgrund dieser Gerüchte und des Rufes, den er hatte, schlug ihm eisige Ablehnung entgegen, als er unangekündigt den Besprechungsraum im dritten Stock des Old Executive Building betrat, das dem Westflügel des Weißen Hauses gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt, ein architektonisch bemerkenswertes Gebäude, das man als Nervenzentrum der Regierung der Vereinigten Staaten bezeichnen kann. Anwesend waren Vertreter des Verteidigungsministeriums, des FBI, der CIA, des Außenministeriums und der Heimatschutzbehörde. Diese Menschen, die in der Hierarchie lediglich zwei Stufen unterhalb des Präsidenten rangierten, bekamen für ihre unermüdliche Arbeit und die schwere Verantwortung, die sie trugen, nur äußerst wenig öffentliche Anerkennung.
Zwar wusste selbstverständlich jeder der rund ein Dutzend Anwesenden, wer Rapp war, doch hatte keiner mehr als einen flüchtigen Gruß mit ihm gewechselt. Als Einziger kannte ihn Jake Turbes von der CIA näher. Manche achteten ihn, einige sahen auf ihn herab, aber alle miteinander fürchteten ihn, denn dieser Mann hatte das Ohr des Präsidenten und vermochte ihre Karriere zu beenden, wenn er das für richtig hielt. So zuckten alle ein wenig zusammen, als er in den langen, schmalen Raum trat. Indem er stehen blieb, statt sich zu setzen, steigerte er ihre Befürchtungen noch. Unter ihnen befand sich ein kaltblütiger Mörder, der Fragen der nationalen Sicherheit, mit denen sie tagein, tagaus zu tun hatten, auf weitaus wirklichere und endgültigere Weise löste als sie.
Bei solchen Sitzungen ergriff er nur selten das Wort. Ihm genügte das Bewusstsein, dass er auf die Wertschätzung und Dankbarkeit des Präsidenten zählen konnte.
Er stellte sich so, dass er die Ministerialdirektorin Amanda Petry im Auge behielt. Außer ihm hatten nur zwei weitere der im Raum Anwesenden eine Vorstellung davon, was geschehen würde: Don Keane vom FBI und Jake Turbes. Rapp vermied
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