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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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zwanzig Schuss an die Reihe. Den ausziehbaren Schaft ließ er ebenfalls einrasten und eines der Spezialgeschosse in die Kammer gleiten.
    Beiläufig sah er auf die Uhr. Neunundzwanzig Sekunden. Er warf einen letzten Blick in die Runde und legte dann das schwere Gewehr in die vorgesehene Einkerbung des Mauerwerks. Wie ein mittelalterlicher Bogenschütze auf einer Burgmauer war er bereit, den sich nähernden Feind gebührend zu empfangen. Er sah durch das Zielfernrohr, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Die Entfernung hatte er auf die Südwestecke zwischen der 65. Straße und der Park Avenue eingestellt. Beim Einschießen und Justieren der Waffe in einem Naturschutzgebiet zwei Stunden nördlich der Stadt hatte sich gezeigt, dass er bis zu einer Entfernung von gut zweihundertfünfzig Metern äußerst genau traf. Vermutlich hätte ein besserer Schütze als er die Reichweite auf über vierhundert Meter steigern können, aber das war gar nicht nötig. Heute Abend würde sein Ziel etwa hundertdreißig Meter von ihm entfernt sein.
    Im Grunde war die Sache einfach, nur dass sich sein Ziel bewegte und von Menschen umgeben sein würde. Erneut warf er einen Blick auf die Uhr. Gleich eineinhalb Minuten. Offensichtlich hatten sie an der Ampel an der Lexington Avenue warten müssen. Er umschloss das Gewehr fester, nahm das Auge vom Zielfernrohr und spähte noch einmal suchend die Straße in beiden Richtungen entlang. Als Erstes würde der Leibwächter erscheinen, der einige Schritte vorausging und dem Botschafter den Weg bahnte.
    Wie erwartet tauchte er auf und blieb an der Ampel stehen. David spähte wieder durchs Zielfernrohr und richtete das Fadenkreuz auf ihn. Dann bewegte er die Waffe ein wenig ostwärts und sah gleich darauf den Botschafter, der unmittelbar hinter dem Mann stehen blieb. Ein unterdrückter Fluch entfuhr David. Eine Frau begleitete ihn. Sie hatte sich bei ihm eingehängt und stand zwischen David und seinem Ziel.
    Die Ampel sprang auf Grün, und die Gruppe machte sich daran, die Park Avenue zu überqueren. Ein Leibwächter vorn, der andere hinten, in der Mitte Ali mit der Dame am Arm. David atmete gleichmäßig und behielt die Gruppe mit ruhiger Hand im Fadenkreuz. Ihm bot sich einfach keine Gelegenheit zum Schuss. Als sie auf der anderen Straßenseite den Fuß auf den Gehweg setzten, traf er eine Entscheidung. Er hatte nicht all das auf sich genommen, um sich seine Beute entgehen zu lassen, wollte aber keinesfalls eine Frau töten, noch dazu eine, die er nicht einmal kannte. Was er jetzt tun musste, gefiel ihm nicht, aber es war eine Möglichkeit, die er in seine Planung einbezogen hatte. Rasch veränderte er die Lage des Laufes so, dass er den Kopf des hinteren Leibwächters im Fadenkreuz hatte.
    Er betätigte den Abzug. Das Gewehr schlug kaum merklich zurück, als die schwere Kugel aus dem Ende des schwarzen Schalldämpfers fuhr. Sogleich ließ er ein weiteres Geschoss in die Kammer gleiten und hatte den Bruchteil einer Sekunde später das nächste Ziel vor Augen. Der Mann vor Ali hatte nicht mitbekommen, dass sein Kollege tödlich getroffen zu Boden stürzte, und ging weiter. Erneut betätigte David den Abzug und feuerte die nächste Kugel ab.
    Wieder glitt eine Patrone in die Kammer, und David richtete das Zielfernrohr auf sein nächstes und letztes Opfer. Erst nach zwei weiteren Schritten merkte der Botschafter, dass etwas nicht stimmte. Die Frau war schon einen halben Schritt weiter, als sie sah, dass der Mann vor ihr zu Boden stürzte. Dieser Abstand genügte David.
    Er beobachtete, wie sich Ali Hilfe suchend zu seinem anderen Leibwächter umwandte. Das Entsetzen auf dem Gesicht des Botschafters vertiefte sich, als er seine völlige Schutzlosigkeit erkannte. Bevor er zu einer weiteren Bewegung fähig war, drückte David zum dritten Mal ab und schickte eine letzte lautlose Kugel in den Kopf seines eigentlichen Ziels.

50
    Draußen war es dunkel. Der Wind heulte über die Weite der Bucht. Vor dem Schrankspiegel im Schlafzimmer zog Rapp vorsichtig den Verband beiseite, der seine Wunde bedeckte. Es sah so aus, als hätte sich ein Elefant auf ihn gestellt. Nahezu die ganze rechte Hinterbacke war ein einziger Bluterguss, der sich bis weit in den Oberschenkel erstreckte. Genau deshalb war ihm auch Bettruhe empfohlen worden, doch war ihm wie wohl auch dem Arzt klar gewesen, dass er sich nicht daran halten würde. Er hatte Antibiotika genommen und Eisbeutel aufgelegt, wenn er Zeit dazu hatte, und

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