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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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hatte Ali ihm gegenüber geklagt, wie teuer das Dasein als Botschafter sei. Diplomatische Gespräche fanden grundsätzlich in vornehmen Restaurants statt, und die waren nie billig.
    Diese Klage hatte David zum Anlass genommen, ihm ein Konto bei seinem Lieblingsrestaurant La Goulue einzurichten. Das französische Nobelrestaurant, eines der besten in ganz New York, lag nur zwei Nebenstraßen vom Amtssitz des Botschafters entfernt. Zufällig wusste David, dass Ali dort an diesem Abend speisen wollte. Er hatte im Verlauf des Tages mit ihm gesprochen, ihn zu seiner Rede vor der UNO beglückwünscht und durchblicken lassen, dass dieser Erfolg gefeiert werden müsse. Daraufhin hatte er David eingeladen, am Abend mit ihm und mehreren Bekannten im La Goulue zu essen. David hatte sich die Uhrzeit gemerkt, die Einladung aber abgelehnt, da er an der Westküste zu tun habe und zeitig zum Flughafen müsse.
    In seiner Rede vor der aufmerksam lauschenden Vollversammlung hatte Ali den grundlosen Angriff auf unschuldige Palästinenser durch die Israelis am vergangenen Wochenende angeprangert und eine gründliche Untersuchung durch die Vereinten Nationen gefordert. Dann hatte er betont, dass es ohne deren Eingreifen keinen wirklichen und dauerhaften Frieden im Nahen Osten geben könne. Um die Behauptung der Israelis zu widerlegen, dass die Zahl der Opfer weit übertrieben sei, hatte er eine Liste unabhängiger Journalisten und Helfer verlesen, die übereinstimmend berichteten, dass der Angriff über hundert Opfer gefordert habe.
    Kaum hatte Ali geendet, als der israelische Botschafter ans Rednerpult getreten war und den Versammelten versichert hatte, Israel als souveräne Nation sei durchaus in der Lage, diese Angelegenheit selbst zu untersuchen. Zum Abschluss hatte er Ali empfohlen, dafür zu sorgen, dass die Palästinenser künftig ihre Bombenbastelanlagen nicht mehr in dicht besiedelten Vierteln ihrer Städte betreiben sollten. Das könne viel Blutvergießen verhindern. Diesen sarkastischen Seitenhieb hatten mehrere Delegationen arabischer Länder mit Pfiffen und Buhrufen bedacht.
    Frankreichs Botschafter Joussard hatte daraufhin um zivilisiertes und angemessenes Verhalten gebeten und versichert, die Wahrheit werde zweifellos ans Licht kommen. Unter den Augen der auf Hebron gerichteten Weltöffentlichkeit werde sich Frankreich gemeinsam mit den anderen ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrats darum bemühen, dem Geschehen auf den Grund zu gehen. Wenn David heute Abend seinen Auftrag erledigt hatte, dürfte das Eingreifen der UNO ein gutes Stück näher gerückt sein, und wenn erst einmal internationale Truppen an Ort und Stelle waren, war der Tag wohl nicht mehr allzu fern, an dem ein Palästinenserstaat entstand.
    Er überquerte die 66. Straße und schaute hinauf zum gewaltig über ihm aufragenden Seventh Regiment Armory. Dies Überbleibsel der Architektur früherer Zeiten erhob sich zwischen Lexington und Park Avenue auf der einen und der 66. und der 67. Straße auf der anderen Seite. Einst als Zeughaus des ersten New Yorker Regiments errichtet, das in den Bürgerkrieg geschickt worden war, beherbergte es inzwischen nicht nur die Nationalgarde, sondern auch ein Frauenhaus, verschiedene Sozialdienste der Stadt und des Staates New York, Niederlassungen mehrerer gemeinnütziger Organisationen und eine Stadtküche, in der Mahlzeiten für mehrere tausend Menschen zubereitet wurden.
    David ging die Stufen zum Eingang hinter einem Mann etwa gleichen Alters empor. Bei jedem Schritt spürte er, was er unter dem Trenchcoat trug. Als er das Gebäude betrat, drang der Lärm einer Menschenmenge aus dem unmittelbar vor ihm liegenden früheren Exerziersaal. Er machte sich nicht die Mühe nachzusehen, was vor sich ging. Irgendwann im Laufe des Tages hatte er einen Anschlag gelesen, der ein Treffen der ehemaligen Schüler der Brooklyn Prep, einer privaten Vorbereitungsschule für das College, ankündigte.
    Ohne seine Schritte zu verlangsamen, wandte er sich nach links und ging an den zerfetzten Regimentsfahnen und am Aufzug vorüber bis ans Ende der Eingangshalle, von wo eine Treppe nach oben führte. Bei all seinen früheren Besuchen hatte er nie jemanden auf dieser Treppe gesehen, was ihn nicht nur wegen des maroden Aufzugs überraschte, sondern auch, weil jeder Benutzer jenes kleinen Metallkäfigs damit rechnen musste, ihn entweder mit einem Geisteskranken oder einem Drogensüchtigen zu teilen.
    Im obersten Stockwerk angekommen, ging er eine

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