Das Kommando
habe mir gerade ein Bild des Flugsteigs geholt. Die Leute gehen schon an Bord. Ich glaube nicht, dass er genug Zeit hat, was anderes zu tun, als auf kürzestem Weg dort hinzugehen.«
»Falls er aber einen zweiten Flugschein für einen anderen Flug hat…«
»Ich werde ihn im Auge behalten.«
Gelassen stand Rapp im Gang, das winzige Telefon ans linke Ohr gedrückt. Wenn sein Vorhaben fehlschlug, würde man ihm den Kopf abreißen, weil er die Flughafenpolizei nicht verständigt hatte, damit diese den Unbekannten festnahm. Doch in einem solchen Fall würde es eine Akte und eine Menge Zeugen geben. Auch wenn es ihm gelingen sollte, ihn den Fängen der Flughafenpolizei und des FBI zu entreißen, würde er ihn vernehmen müssen. Das aber war Rapp zutiefst zuwider. Es gab eine bessere Möglichkeit. Zwar war sie ein wenig riskanter, dafür aber würden sie letzten Endes mit größerer Wahrscheinlichkeit an die Hintermänner kommen.
Bournes Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück.
»Was soll ich tun?«
»Behalten Sie ihn im Auge«, wies Rapp sie an. »Stellen Sie fest, ob er in die Maschine steigt. Anschließend besorgen Sie mir ein Flugzeug.«
Bourne antwortete nicht sofort, dann fragte sie: »Sind Sie ganz sicher, dass Sie nicht das FBI auf ihn ansetzen und ihn festnehmen lassen wollen?«
Das war er nicht, wohl aber ziemlich sicher. Wenn sein Glück noch eine halbe Stunde andauerte, würde er sogar vollkommen sicher sein. »Einstweilen wollen wir die Jungs aus der Sache raushalten. Passen Sie einfach auf, dass Sie ihn nicht aus den Augen verlieren, und besorgen Sie mir ein Flugzeug.«
Er beendete das Gespräch und wählte dann rasch eine Nummer. Nachdem es mehrmals geklingelt hatte, meldete sich Scott Coleman. »Könntest du mit deinen Leuten in einer Stunde aufbrechen?«, fragte ihn Rapp.
»Darf ich fragen, wohin?«
»Südfrankreich. Nicht besonders anstrengend, hauptsächlich Überwachung. Allerdings könnte ich deine Leute unter Umständen für den Fall brauchen, dass wir etwas Schweres heben müssen.«
»Die übliche Vergütung?«, erkundigte sich der pensionierte SEAL.
»Selbstverständlich.«
»Wird gemacht.«
Rapp war bereits auf dem Weg nach unten. »Gut. Ich melde mich später mit den Einzelheiten. Sieh inzwischen zu, dass ihr rechtzeitig fertig seid.«
Die Hand über den Tasten des abhörsicheren Telefons sah Kennedy auf den Präsidenten. »Sind Sie bereit?«
Er nickte und griff nach dem eigenen Telefon. Sie wählte die Nummer aus dem Gedächtnis, und nachdem sie die letzte Ziffer eingegeben hatte, bedeutete sie dem Präsidenten mit einer Handbewegung, er könne abnehmen.
Am anderen Ende meldete sich einer von Ben Freidmans Mitarbeitern, der Kennedy höflich mitteilte, dass sein Vorgesetzter auf einer anderen Leitung telefoniere. Sie zweifelte nicht daran. Sicherlich befand sich der Direktor des Mossad in einer Besprechung mit Premierminister Goldberg über den Anruf, den dieser soeben von seinem Botschafter in Washington bekommen hatte. Kennedy sagte, sie müsse unbedingt mit Freidman sprechen und werde warten.
Schon nach einer Minute meldete sich Freidman und fragte unverbindlich nach ihrem Befinden.
»Mir geht es gut, Ben, und Ihnen?«
»Bestens. Viel besser als vorher.«
»Wie schön für Sie. Haben Sie etwas über unser Gespräch mit Ihrem Botschafter gehört?«
»Ja. Gerade wurde mir mitgeteilt, welche unglückliche Entwicklung die Dinge genommen haben.«
»Ben, betrachten Sie diesen Anruf als Freundschaftsdienst. Es ist dem Präsidenten sehr ernst mit dem, was er gesagt hat. Er will, dass die Truppen unverzüglich aus Hebron abgezogen werden.«
»Das habe ich gehört«, brachte Freidman heraus.
Ihr war klar, dass er von sich aus keine weitere Angaben machen würde. »Das ist nicht alles, Ben.«
Mit einem matten Seufzer fragte Freidman: »Was will er denn noch?«
»Ihre sofortige Absetzung als Direktor des Mossad.«
»Das ist ja lächerlich. Warum sollte er das verlangen? Was interessiert es ihn überhaupt, wer an der Spitze des Mossad steht?«
»Er weiß, dass Sie uns über das Massaker in Hebron die Unwahrheit gesagt haben. Verbündete belügen einander bei solchen Dingen nicht.« Auf diese Worte hin herrschte in der Leitung Stille. Sie sah bedeutungsvoll zum Präsidenten hinüber. Mit Sicherheit war Freidman dabei, sich eine Ausrede dafür zurechtzulegen, dass er sie getäuscht hatte. »Ben, ich bin sicher, dass Sie Ihre Gründe hatten, aber jetzt muss Klartext geredet
Weitere Kostenlose Bücher