Das Kommando
Verbindungen zur Terrorgruppe Schwarzer September führten. Allerdings war dieser Triumph nur von kurzer Dauer gewesen.
Lediglich zwei Monate später war es zum peinlichsten Auftritt des Mossad in der Öffentlichkeit gekommen, und zwar im verschlafenen norwegischen Wintersportort Lillehammer. Man hatte Mossad-Agenten hingeschickt, weil dort angeblich der Terrorist Ali Hassan Salameh gesehen worden war. Die Männer des Kommandos, einer so unerfahren wie der andere, hatten den marokkanischen Kellner Ahmed Bouchiki für den Gesuchten gehalten und getötet. Als wäre das nicht schlimm genug gewesen, waren sechs von ihnen auf der Flucht gefasst worden. Man hatte sie vor Gericht gestellt und alle bis auf einen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. So ohrenbetäubend war der Aufschrei der Weltöffentlichkeit gewesen, dass der Mossad offiziell die Anweisung bekam, künftig keine Mordunternehmungen mehr durchzuführen.
Zu seinem Glück war Ben Freidman am Debakel von Lillehammer nicht beteiligt gewesen, sonst wäre seine Karriere damals mit Sicherheit zu Ende gewesen. Gleich vielen anderen ließ er sich diese Katastrophe zur Mahnung und als Hinweis darauf dienen, dass sie ihre Fähigkeiten weiter verfeinern und ihre Bemühungen verstärken mussten, wenn sie insgeheim weiter Krieg gegen Übergriffe der Araber führen wollten.
Trotz des offiziellen Verbots hatte er mit seinem Trupp von kidons weiter Jagd auf Terroristen gemacht, die seinem Land zusetzten. Zu den überragenden Erfolgen hatte gehört, dass es einem dieser Männer gelungen war, sich in die Hamas einzuschleichen. Einer von deren Anführern, ein gewisser Yehya Ayyash, Spezialist im Bau von Sprengsätzen, war Israel schon seit langem ein besonderer Dorn im Auge. Die Techniker des Mossad hatten ein Handy präpariert, und der Mossad-Mann nahm zu einem vereinbarten Zeitpunkt einen für Ayyash bestimmten Anruf entgegen. Er gab ihm das Handy und verließ den Raum. Sekunden später detonierte eine winzige Ladung C-4 in dem Mobiltelefon und riss den Kopf des Terroristen in Stücke.
An diesem Abend aber ging es um viel mehr. Ayyash war ein einzelner Terrorist gewesen, doch jetzt würden es viele sein. Gewiss, wenn Jabril Khatabis Unternehmen gelang, würden andere an deren Stelle treten, doch es würde Jahre dauern, bis sich der Feind von einem solchen Schlag erholte. Bis dahin wären hoffentlich alle Palästinenser aus den besetzten Gebieten vertrieben, und ein langer und hoher Sperrwall würde die beiden Stämme auf alle Zeiten voneinander getrennt halten. Dann mochten sich die Araber gegenseitig zerfleischen. Gerade dieser Jabril Khatabi war ein gutes Beispiel dafür, wozu sie fähig waren. Freidman zweifelte nicht im Geringsten daran, dass sie einander an die Kehle gehen würden, sobald sie keinen Vorwand mehr hatten, gegen Israel vorzugehen.
Die Stimme eines seiner Männer riss ihn aus seinen Gedanken. »Er scheint wieder umgestiegen zu sein.«
Er schaute auf zu den Bildschirmen an der Wand. Links befanden sich fünf Monitore von fünfzehn mal sechs Zentimetern, in der Mitte vier große von jeweils eins fünfundzwanzig auf eins fünfundachtzig und rechts wieder zwölf kleine. Ein roter Laserpunkt markierte auf einem der großen Bildschirme das Dach einer weißen Limousine, die sich durch den Verkehr schlängelte. Sobald eine der an unterschiedlichen Stellen angebrachten Kameras den Wagen erfasste, leuchteten die Bildschirme einer nach dem anderen auf.
Dieser nach dem neuesten Stand der Technik eingerichtete Kontrollraum unterschied sich nicht besonders von einer Regiezentrale beim Fernsehen, nur dass er Zugriff auf sehr viel mehr Material hatte. Neben tausenden im ganzen Land verteilten Überwachungskameras gebot er über zwei Satelliten sowie ein speziell für die Aufgabe ausgerüstetes Flugzeug, das in knapp fünf Kilometern Höhe über dem zu überwachenden Gebiet kreiste. Außerdem warteten mehrere Hubschrauber auf ihren Einsatz; sie würden in Aktion treten, sobald die Sonne über der Weite des Mittelmeers unterging. Gerade jetzt beschäftigten sich der Leiter der Überwachungsmannschaft und seine beiden Assistenten damit, verschiedene Kamerawinkel einzustellen.
Freidman sah und hörte zu, wie die Leute an den Computerarbeitsplätzen ihrer Aufgabe nachgingen. Sie steuerten die Einsatzgruppen draußen, deren Aufgabe es war, festzustellen, ob sich der, dem dieser ganze Aufwand galt, auch wirklich noch in dem betreffenden Wagen befand. Zu den leuchtenden
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