Das Kommando
Verräter eine Lektion zu erteilen. Jetzt war David bereit, es dem Mann heimzuzahlen, der seine Jugend zerstört hatte.
Mit demselben raschen Schritt seitwärts, mit dem er dem Schlag ausgewichen war, der an ihm vorüber ins Leere ging, drehte er sich rasch um die eigene Achse. Den Koffer in der linken Hand ließ er unten, den in der rechten aber riss er hoch. Gerade als sich Hassan zu einem weiteren Angriff bereitmachte, traf ihn die untere Kante des harten schwarzen Aktenkoffers so stark an der schon mehrfach gebrochenen Nase, dass man es krachen hörte. Hassan wurde von den Füßen gerissen und landete auf dem Kofferraum eines abgestellten Autos.
Mehrere Bildschirme an der Wand zeigten, teilweise in Gestalt von Aufnahmen der Satellitenüberwachung der Israelis, Ausschnitte dessen, was an zahlreichen Orten im Westjordanland vor sich ging. Ben Freidman war voller Vorfreude. Es war ihm äußerst schwer gefallen, sich zurückzuhalten und die Zahl der Informanten gering zu halten. Um den Streich zu führen, den er beabsichtigte, war eine entschlossene Hand nötig. An diesem Abend würde er den Tod hunderter unschuldiger Israelis rächen. Bei den Männern, zu denen dieser Khatabi unterwegs war, handelte es sich um die palästinensischen Drahtzieher hinter den Selbstmordattentätern, die in Israel seit längerem Angst und Schrecken verbreiteten und die Wirtschaft des Landes ruiniert hatten.
In Freidmans Auftrag hatten Techniker des Mossad in jedem der beiden Aktenkoffer einen Sender untergebracht. Diese Sender schickten zeitgesteuert kurze kodierte Impulse an einen Satelliten, der sich auf einer geostationären Umlaufbahn befand und die Koffer auf zwei Meter genau orten konnte. Da sich die Vorrichtung binnen Sekundenbruchteilen wieder abschaltete, konnten herkömmliche elektronische Ortungsgeräte sie nicht entdecken.
Niemand verstand besser als Freidman, mit welcher Entschlossenheit der Gegner sein Tun geheim zu halten versuchte. Er selbst hatte großen Anteil daran, denn er hatte die Leute mit allen verfügbaren Mitteln gejagt und zur Strecke gebracht. Seit einigen Jahren aber war er nicht mehr nahe genug an sie herangekommen, um etwas zu bewirken.
Der Direktor des Mossad besaß reichlich Erfahrung auf dem Gebiet des Tötens. Er war 1972 am Ort des Geschehens gewesen, als die palästinensische Terroreinheit Schwarzer September bei den Olympischen Spielen in München elf israelische Sportler umgebracht hatte. Während des misslungenen Befreiungsunternehmens der deutschen Sicherheitskräfte, das mit dem Tod sämtlicher israelischer Geiseln endete, hatte er neben seinem Mentor gestanden, dem legendären Direktor des Mossad, General Zvi Zamir.
Die deutschen Behörden hatten später bereitwillig die beiden überlebenden Terroristen freigelassen, nachdem in Beirut eine Lufthansa-Maschine mit elf Passagieren an Bord entführt worden war. Da Israel nicht hoffen durfte, irgendwo Gerechtigkeit zu finden, hatte man sich an den Mossad gewandt. Zamir hatte die damalige Premierministerin Golda Meir von der Notwendigkeit überzeugt, Rache zu üben, und so hatte sie Zamir angewiesen, Jagd auf die Urheber des Anschlags zu machen und dafür zu sorgen, dass sie keinen Schaden mehr anrichten konnten. Im Verlauf der folgenden neun Monate war das Blut in Strömen geflossen, und Ben Freidman hatte sich dabei als einer der tüchtigsten Henker des Mossad erwiesen. Es war seine Absicht, ein unübersehbares Signal auszusenden.
Das erste Ziel ihrer Gruppe war Wael Zwaiter gewesen, ein Vertreter der PLO in Rom. Am 16. Oktober hatte er ihn bei einem Spaziergang mit zwei Kugeln in den Hinterkopf niedergestreckt, gerade einen Monat nach dem Massaker im Olympischen Dorf.
Zwei Monate später hatte er einem Kommando angehört, das Mahmud Hamsahri mit einer Sprengvorrichtung tötete, die sie im Telefon seiner Pariser Wohnung angebracht und durch Fernsteuerung gezündet hatten. Das Blutvergießen ging weiter, und am 13. April 1973 hatte Freidman seinen bis dahin größten Erfolg verzeichnet.
Mit einer ausgewählten Gruppe von Mossad-Agenten und Heereskommandos hatte er einen Vorstoß ins Herz von Beirut unternommen. Sie hatten es auf drei der höchsten Vertreter der PLO abgesehen, Muhammad Nadschar, Kamal Adwan und Kamal Nasser. Alle drei wurden in ihrer Wohnung niedergeschossen. Dieses Unternehmen hatte weit reichende Folgen gehabt, denn dabei waren ihnen Informationen in die Hände gefallen, die zur Ermordung dreier weiterer Terroristen mit
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