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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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verschwunden.
    Coleman, der noch vor wenigen Augenblicken sein Pech verflucht hatte, jubelte innerlich über diesen unglaublichen Zufall. Mitten im Dschungel auf einer der zahlreichen Inseln der Philippinen waren sie auf die amerikanische Familie gestoßen, nach der tausende so lange gesucht hatten. Zwar lautete sein Auftrag, die Position zu erreichen, von der aus er Rapp bei dessen Vorhaben unterstützen konnte, doch eine so günstige Gelegenheit durfte man keinesfalls ungenutzt lassen.
    Wicker beugte sich zu ihm vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich habe außer der Familie zweiundzwanzig gezählt.«
    Coleman nickte bestätigend und bedeutete ihm dann, er solle ein Stück weitergehen und die Situation erkunden. Die Hand über das Mikrofon vor seinen Lippen haltend, sagte er dann: »Kevin und Dan, kommt hier rauf.«
    Eine Minute später standen nahe der Brücke alle beisammen. Der Himmel wurde von Minute zu Minute heller. Während Coleman den beiden berichtete, was er und Wicker gesehen hatten, beobachtete dieser den Pfad. Es war durchaus möglich, dass noch ein Nachzügler kam oder jemand in die Richtung zurückkehrte, aus welcher der Trupp gekommen war. Als Wicker wieder zu ihnen stieß, legte Coleman ihnen rasch dar, welche Möglichkeiten sie hatten. Alle vier ließen den Blick zwischen der Hügelkuppe, die sie bis Sonnenaufgang erreicht haben sollten, und dem schmalen, schlammigen Pfad hin und her wandern, über den die entführten Amerikaner mit ihren Bewachern gezogen waren.
    Vermutlich wurde keine militärische Einheit gründlicher als die SEALs dafür ausgebildet, bei Einsätzen selbstständig zu denken und unabhängig zu handeln, doch auf diese Situation war keiner von ihnen vorbereitet gewesen. Auch wenn Coleman nicht daran dachte, Rapp seinem Schicksal zu überlassen, sagte ihm die Vorstellung, den Kontakt zu den Andersons abreißen zu lassen, nicht im Geringsten zu. Die Zuverlässigkeit, die Rapp von ihm bei der Erledigung seines Auftrags erwarten durfte, und die Achtung vor den SEALs, die man am Strand sich selbst überlassen hatte, standen außer Frage, doch war auch zu bedenken, dass diese Amerikaner ohne eigenes Verschulden seit Monaten festgehalten wurden. Die Dienstvorschrift verlangte, dass er seine Gruppe so rasch wie möglich nach oben brachte und dann mitteilte, dass sie die Andersons gesehen hatten. Der gesunde Menschenverstand aber sagte ihm, dass man sich das Geschenk, das diese unerwartete Begegnung bedeutete, auf keinen Fall entgehen lassen durfte.
    Da weder Satelliten noch Erkundungsflugzeuge das dichte Blätterdach des Dschungels durchdringen konnten, war jeder Versuch, die Andersens mit ihrer Hilfe zu finden, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Selbst wenn er sofort weitergab, wo sie sich befanden, würde es einen ganzen Tag oder länger dauern, bis Spezialeinheiten eintrafen. Inzwischen wäre die Spur mit Sicherheit wieder kalt.
    Während er erneut abwechselnd den Blick auf die Kuppe und den Dschungelpfad richtete, kämpfte er innerlich mit sich. Er fand die Lösung, als er sich die Frage stellte, was Rapp tun würde. Die Antwort lag auf der Hand. Was er beabsichtigte, war alles andere als ideal, unter den gegebenen Umständen aber am ehesten annehmbar. Mit einer Handbewegung gebot der einstige SEAL-Kommandeur seinen Männern, sich hinzuhocken, dann legte er ihnen seinen Plan in allen Einzelheiten dar.

23
    Sie waren nordwärts nach Ramallah gefahren. Von dort war es nach Nablus gegangen, und in beiden Orten hatten sie, wie bei solchen Unternehmungen üblich, das Fahrzeug gewechselt. Auch wenn diese Städte im Westjordanland lagen und vom israelischen Militär beherrscht wurden, gab es dort gewisse Stadtteile, in die sich Israelis höchstens in einer Kolonne gepanzerter Fahrzeuge wagten.
    David hatte keine Vorstellung davon, wann oder wo die Zusammenkunft stattfinden sollte, er wusste lediglich, dass es nicht vor Einbruch der Dunkelheit sein würde. Es konnte ein einfaches Ablenkungsmanöver sein, dass ihr Weg nach Norden führte, ebenso aber war es möglich, dass sie so lange scheinbar ziellos durch eine Stadt nach der anderen fuhren, bis sie sicher sein durften, von niemandem verfolgt zu werden, und dann am vorgesehenen Ort anhielten.
    Als es dunkel wurde, steuerten sie ein Parkhaus an. David wurde umgehend aus dem gelben palästinensischen Taxi in ein daneben stehendes weißes israelisches verfrachtet und aufgefordert, sich auf den Rücksitz zu legen. Dann breitete jemand eine

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