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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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sogar einigen der amerikanischen Militärberater und Beamten des Außenministeriums gegenüber so verhalten hatte.
    Diesmal aber gab es einen Unterschied. Rapp war nicht irgendein amerikanischer Diplomat, der um jeden Preis vermeiden wollte, Moro an irgendeiner empfindlichen Stelle zu treffen und ihn damit zu kränken. Ganz im Gegenteil war es seine Absicht, weit mehr als das zu tun, und er hoffte aufrichtig, dass er dabei möglichst viel diplomatisches Porzellan zerschlagen würde.
    Der General wandte zuerst den Blick ab. Mit breitem Lächeln fragte er: »Was verschafft mir die Ehre eines Besuchs durch den berüchtigten Mr. Rapp von der CIA?«
    Rapp behandelte diese Beleidigung wie ein Kompliment. Er hatte zwei Möglichkeiten: Entweder konnte er die kühle Distanz des Mannes beibehalten, der dem General ganz offensichtlich nicht traute, oder das gleiche Spiel wie dieser spielen und versuchen, auf diese Weise dessen Vertrauen zu gewinnen oder zumindest dessen Misstrauen zu zerstreuen. Er entschied sich für die zweite Variante und erwiderte seinerseits lächelnd:
    »Mein Besuch bedeutet keine Ehre, General. Ich bin nichts als ein einfacher Verwaltungsbeamter im Dienst meiner Regierung.«
    Moro platzte vor Lachen laut heraus. »Ein einfacher Verwaltungsbeamter – köstlich!« Er hieb sich auf die Schenkel und sah zu Oberst Barboza hin, der nicht zu wissen schien, was er davon halten sollte. »Ich sehe, Sie haben keine Ahnung, wie berühmt der Mann ist, den Sie mir da gebracht haben.« Unübersehbar genoss es Moro, dass er mehr wusste als der jüngere Offizier. »Sie sollten mehr lesen. In Amerika ist Mr. Rapp ein leuchtendes Vorbild auf dem Gebiet der Terrorbekämpfung.« Rapp stimmte nicht in das Lachen ein. An dem, was er tat, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, fand er nichts Belustigendes. Als sich Moro beruhigt hatte, sagte er: »General, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern unter vier Augen einige Worte mit Ihnen wechseln.« Der Angesprochene ließ den Blick zwischen Rapp und Barboza hin und her wandern. Er musterte den Oberst eine Weile mit einem Gesichtsausdruck, in dem tiefe Verachtung lag, und sagte dann: »Sie können gehen. Ich lasse Sie rufen, wenn wir fertig sind.«
    Barboza bewahrte seinen gleichmütigen Ausdruck, salutierte und wandte sich dann zu Rapp um. »Ich warte draußen auf Sie.«
    Als er gegangen war, forderte Moro seinen Besucher auf, Platz zu nehmen. Rapp machte es sich so gemütlich, wie das möglich war.
    »Angesichts dessen, dass mir Amerikas Nummer eins auf dem Gebiet der Terrorbekämpfung gegenübersitzt«, begann Moro, »vermute ich, dass Sie gekommen sind, um mit mir über die Fortschritte zu sprechen, die ich in Bezug auf die Abu Sayyaf gemacht habe.«
    Überrascht hob Rapp eine Braue. »Ich wusste gar nicht, dass Sie Fortschritte gemacht haben.«
    Ohne darauf einzugehen, sagte Moro mit einem Lächeln: »Ihre Behörde ist bekannt für ihre Fehleinschätzungen, Mr. Rapp. Ich weiß nicht, was man Ihnen gesagt hat, aber allein im vergangenen Monat mussten die Terroristen über hundert Tote beklagen.«
    »Das sagen Sie«, erwiderte Rapp mit unbewegter Miene.
    Diesen Vorwurf konnte Moro nicht auf sich beruhen lassen, und so fragte er aufgebracht: »Zweifeln Sie an meiner Ehre?«
    Am liebsten hätte ihm Rapp mitgeteilt, dass es sinnlos sei, über etwas zu reden, das der General ganz offensichtlich nicht besaß, doch hätte er ihn damit zu weit in die falsche Richtung getrieben. So ging er nicht weiter auf die Frage ein. »General, ich bin Pragmatiker, und man hat mir versichert, dass auch Sie einer sind und überdies bemerkenswerte Fähigkeiten besitzen.« Die letzten Worte fügte er hinzu, um Moro zu schmeicheln.
    »Wir beide wissen, wie es ist, wenn man sich draußen mit dem Gegner herumschlagen muss, während die Politiker auf Ergebnisse drängen. Ich bin nicht hier, um Ihre Integrität in Frage zu stellen, weiß aber definitiv, dass die Zahl der von Ihren Leuten zur Strecke gebrachten Gegner nicht halb so hoch ist, wie Sie vorhin behauptet haben.«
    Einen Augenblick saß Moro reglos da, unsicher, ob er die Wahrheit eingestehen oder bei seiner Prahlerei bleiben sollte. Er beschloss, keins von beiden zu tun. »Mr. Rapp, worauf wollen Sie hinaus?«
    »Darauf, dass ich über Sie Dinge weiß, die Ihrer eigenen Regierung nicht bekannt sind.« Ganz bewusst beließ er es bei dieser vagen Andeutung. Unter dem rechten Arm spürte er den beruhigenden Druck seiner Beretta. Keinen

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