Das Kommando
verfaulen, dürfte weit schlimmer sein.«
Bei dieser Vorstellung spannte sich der General unwillkürlich an. »Ich habe nicht gesagt, dass es unmöglich ist.«
Rapp nickte billigend. »General, die Angst spornt den Menschen in wunderbarer Weise an, trägt aber nichts zu langfristigen Beziehungen bei. Deshalb werde ich Ihnen ein Angebot machen, von dem ich überzeugt bin, dass es Ihnen zusagt.« Er beugte sich vor und sagte mit gesenkter Stimme: »Sobald Sie uns die Familie Anderson übergeben, ohne dass den Leuten ein Haar gekrümmt worden ist, sorge ich dafür, dass hunderttausend Dollar auf ein Konto Ihrer Wahl überwiesen werden. Sofern es Ihnen gelingt, der Abu Sayyaf bis zum Jahresende so zuzusetzen, dass ich zufrieden bin, bekommen Sie weitere hunderttausend. Nach erfolgreichem Abschluss beider Unternehmungen setzen wir uns noch einmal zusammen und überlegen gemeinsam, wie wir hinsichtlich Ihrer Beziehungen zu Peking zu einer Einigung gelangen können.«
Moro lächelte bitter. »Sie wollen aus mir einen Doppelagenten machen.«
»Wie gesagt«, schloss Rapp achselzuckend, »wir wollen abwarten, wie unsere beiden ersten Geschäfte laufen, dann sehen wir weiter.«
Lange dachte Moro über das Angebot nach. Rapp hatte die Situation schon im Geist durchgespielt und konnte sich ziemlich gut vorstellen, was als Nächstes geschehen würde. Es hätte ihn sehr enttäuscht, wenn Moro nicht wie vorausgesehen reagieren würde.
Schließlich legte der General den Kopf leicht in den Nacken und sagte: »Mr. Rapp, Amerika ist ein sehr reiches Land. Was Sie da von mir verlangen, wird mehr kosten, als Sie bieten. Wenn Sie wollen, dass die amerikanische Familie befreit wird, ohne dass den Leuten etwas geschieht, brauche ich mehr.«
Scheinbar teilnahmslos sah ihn Rapp offen an. Da Coleman und seine Männer ihr Ziel augenscheinlich noch nicht erreicht hatten, da sie sich sonst gemeldet hätten, musste er selbst handeln. Im Verlauf des Gesprächs mit dem General hatte er einen neuen Plan entwickelt. Es musste unbedingt so aussehen, als hätte Moro Selbstmord begangen, um einem Prozess wegen Hochverrats vor einem Militärgericht zuvorzukommen. Rapp hatte gesehen, dass der General eine Beretta vom Kaliber 9 mm benutzte, die gleiche Waffe, die auch er trug, allerdings mit einem Schalldämpfer. Er konnte ihm eine Kugel in die Schläfe jagen, eine Patrone aus der Waffe des Generals herausnehmen und ihm die Pistole in die Hand drücken. Anschließend würde er Oberst Barboza auffordern, ins Zelt zu kommen. Dort würden sie eine Minute lang warten und gehen. Barboza würde dem Adjutanten mitteilen, der General wolle unter keinen Umständen gestört werden, weil er wichtige Entscheidungen zu treffen habe, anschließend würden sie zum Hubschrauber gehen, einsteigen und abfliegen. Wenn man später die Leiche zusammen mit den Bankauszügen und Abschriften der Telefongespräche fand, würde man annehmen, der Schuss des Generals sei im Lärm des startenden Hubschraubers untergegangen. Jeder würde annehmen, dass Moro Selbstmord begangen hatte, um nicht vor Gericht gestellt zu werden. Dann brauchte Generalleutnant Rizal nur noch darauf zu achten, dass die Leiche und die Waffe nicht besonders gründlich untersucht wurden, was ohnehin im Interesse des Generalstabs in Manila liegen dürfte. Kaum jemand würde bezweifeln, dass der selbstgefällige und überhebliche General lieber Selbstmord begangen hatte, als sich einem demütigenden Gerichtsverfahren zu stellen.
Schließlich sagte Rapp: »Wenn Sie für die sichere Rückkehr der Familie Anderson garantieren, bin ich bereit, mein Angebot auf zweihunderttausend zu erhöhen. Mehr gibt es aber auf keinen Fall.«
Moro verzog das Gesicht. »Auch das ist noch recht wenig. Ich fürchte, Sie sind mit diesem Spiel nicht besonders vertraut, Mr. Rapp.«
»Finden Sie?«, fragte Rapp zweifelnd. »Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, General, aber ich habe alle Trümpfe in der Hand. Das war mein letztes Angebot. Zweihunderttausend, um die Andersons aus der Geiselhaft zu befreien, und weitere hunderttausend, sobald es Ihnen gelungen ist, die Abu Sayyaf entscheidend zu schwächen.«
»Ich weiß nicht recht«, sagte Moro kopfschüttelnd.
»Ich schon«, gab Rapp prompt zurück. »Wenn Sie sich weiterhin weigern, wird man Sie vor ein Militärgericht nach Manila bringen. Oberst Barboza wird an Ihre Stelle treten und mit Unterstützung von Spezialeinheiten der Vereinigten Staaten nicht nur die
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