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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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verstoßen hatte, an die sie sich gewöhnlich mit gutem Grund hielten.
    Erstens waren sie erst nach Tagesanbruch eingetroffen, dann hatte er seine Position eingenommen, ohne zuvor seinen Tarnanzug überzuziehen, dessen unterschiedliche Grüntöne ihn praktisch mit dem Gelände hätten verschmelzen lassen. Wenn er ihn dann auch noch mit Pflanzen aus seiner unmittelbaren Umgebung bedeckt hätte, wäre er auch für ein noch so geschultes Auge unsichtbar gewesen. Leider war die Zeit dafür zu knapp gewesen.
    »Wie schätzt du die Lage ein?«, fragte Coleman.
    »Ich habe nicht den Eindruck, dass der Haufen da unten mit einem Angriff rechnet.«
    Als Nächstes kam die entscheidende Frage. »Kriegst du den Schuss hin?«
    Wicker richtete das Zielfernrohr erneut auf das Zelt des Generals und visierte durch das Fadenkreuz den Kopf des Obersts an, der davor stand. Dann nahm er den Blick vom Okular und sah nach Osten zur Sonne hin. Über dem rötlich glühenden Horizont hingen Gewitterwolken. Noch war das Wetter günstig, weil kein Wind wehte. Das aber würde sich zweifellos ändern, sobald die Gewitterfront näher kam.
    Erneut legte er das linke Auge an das Zielfernrohr. Dann sagte er: »Du kannst ihn anrufen. Ich schaffe es.«
    Der nach wie vor schwer atmende Coleman bewunderte die Gelassenheit des Präzisionsschützen. Nachdem er das Satellitentelefon aus einer seiner Schenkeltaschen gefischt hatte, wählte er eine Nummer und wartete.

28
    Der Direktor des Mossad beugte sich vor und sah aufmerksam auf einen der großen Bildschirme. Er zeigte einen Ausschnitt eines der verrufensten Wohnviertel in ganz Israel, das in der Stadt Hebron auf einem Hügel lag. Der Techniker rechts von ihm sagte mit gedämpfter Stimme: »Achten Sie auf die Straßensperren.« Mit einem Laserzeiger wies er auf die drei Zufahrtsstraßen. »Und auch auf die vier Männer auf dem Dach.« Er zog einen roten Kreis um das Dach des Gebäudes.
    »Beobachtungsposten?«, fragte Freidman.
    »Mit Sicherheit, und wahrscheinlich mehr.« Der Mann sagte etwas in seine Sprechgarnitur, und der Dachausschnitt wurde vergrößert. »Ich bin mir zu neunzig Prozent sicher, dass zwei von denen mit Boden - Luft-Raketen ausgerüstet sind.«
    Aufmerksam betrachtete Freidman das grünlich getönte körnige Schwarz-Weiß-Bild. Die Kamera, die es übermittelte, hing unter dem Rumpf einer speziell für solche Aufnahmen ausgerüsteten viermotorigen Turbo - Prop-Maschine vom Typ DHC-7. Sie stammte aus einer Hilfslieferung der Vereinigten Staaten und verfügte über eine als HISAR bezeichnete hochintegrierte Überwachungs und Erkundungseinrichtung, die Bilder und Signale in Echtzeit übermitteln konnte.
    Es überraschte Freidman nicht, auf dem Dach Männer mit Boden-Luft-Raketen zu sehen. Seit 1993 in Somalia eine Black Hawk vom Himmel geholt worden war, wusste jeder Terrorist im Nahen Osten, wie leicht es war, einen Hubschrauber im Schwebeflug abzuschießen. Das war einer der Gründe, weshalb Freidman untersagt hatte, einen Einsatztrupp loszuschicken. Es gab weniger riskante Möglichkeiten, den Auftrag zu erledigen.
    Jetzt richtete er den Blick auf einen der anderen großen Bildschirme, der einen Überblick über die Stadt vermittelte. Ein Laserpunkt in der Mitte wies auf das Dach eines fahrenden Autos, das sich dem auf dem Hügel gelegenen Stadtviertel näherte, das sie bereits auf dem Bildschirm hatten. Es sah ganz so aus, als werde alles wie geplant verlaufen.
    Mit einem Mal hielt der Wagen an einer Straßensperre an, die ihnen bisher entgangen war. Wieder sagte der Mann rechts von Freidman etwas in seine Sprechgarnitur, und nahezu im selben Augenblick richtete sich das Objektiv der äußerst lichtstarken Kamera des Flugzeugs auf die Straßensperre. Angespannt sahen die im Raum befindlichen Männer zu, wie mehrere Leute ausstiegen. Einer von ihnen ging nach hinten und legte zwei Gegenstände auf den Kofferraumdeckel. Andere sammelten sich um sie.
    »Maximale Vergrößerung des Kofferraums«, knurrte Freidman.
    Einige unruhige Sekunden vergingen, dann sahen sie etwas, das sie freute. Offensichtlich waren die beiden Aktenkoffer nach wie vor im Spiel. Freidman sah zu, wie sie zugeklappt wurden. Er murmelte undeutlich etwas vor sich hin und zwinkerte mehrere Male heftig.
    Alle im Raum sahen schweigend zu, wie der Mann mit den beiden Koffern durch die Straßensperre zum wartenden Kleinbus geführt wurde. Die Kamera zeigte jetzt wieder einen größeren Bildwinkel und folgte dem Kleinbus,

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