Das Kommando
der sich durch die schmalen Straßen auf den Hügel emporarbeitete. Eine Digitaluhr an der Wand über dem Bildschirm zählte von fünf Minuten ab rückwärts. Noch zwei Minuten und achtundzwanzig Sekunden, dann würde ihnen der Impulssender die genaue Stelle mitteilen, an der sich die Koffer befanden. Dann war das Warten vorüber.
Als Nächstes zeigten alle vier Bildschirme das gleiche Bild. In seiner Mitte befand sich das Gebäude, das zu sehen sie erwartet hatten. Freidman sah zu, wie der Kleinbus, der das Werkzeug seiner Vergeltung beförderte, unmittelbar vor dem Ziel anhielt. Er brauchte keine weitere Bestätigung, und so wandte er sich dem General zu seiner Linken zu und nickte.
Hundertfünfzig bis zweihundert Meter über den Außenbezirken von Hebron lagen zwei der leistungsfähigsten Mordmaschinen auf der Lauer, die der Mensch, genauer gesagt, die amerikanische Firma Boeing, je konstruiert hatte. Die Fähigkeit des Hubschraubers AH-64D Apache Longbow, Menschen zu töten, war unerreicht. Sein per Radar gesteuertes Ziel und Feuerleitsystem vermochte binnen Sekunden bis zu hundertfünfundzwanzig Ziele nach dem ihnen einzuräumenden Vorrang zu ordnen. Noch eindrucksvoller war seine Fähigkeit, die sechzehn wichtigsten davon mit den lasergesteuerten Raketenwaffen der Maschine oder mit Luft-Luft-Raketen vom Typ AIM-9-Sidewinder anzugreifen. Der Apache Longbow ist der fortschrittlichste Kampfhubschrauber der Welt, nach Ansicht mancher sogar das fortschrittlichste Fluggerät überhaupt.
Beide Maschinen schwebten seit sechsunddreißig Minuten an Ort und Stelle und warteten auf ihren Einsatzbefehl. Nachdem sie von ihrem Startplatz in der Negev - Wüste aufgestiegen waren, hatten sie auf dem Flug nach Norden alle Straßen und größeren Ansiedlungen gemieden. Die Longbow-Hubschrauber, die seit dem Spätnachmittag Wache gehalten hatten, waren inzwischen zum Auftanken an ihren Stützpunkt zurückgekehrt.
Acht Kilometer von Hebron entfernt hingen beide Maschinen mit ausgeschalteten Positionslichtern hinter einem schmalen Berggrat verborgen in der Luft. Beide waren für einen vielseitigen Einsatz ausgerüstet. Jede hatte acht Hellfire-Raketen an Bord, achtunddreißig 70- mm-Luftraketen vom Typ Hydra mit ausfahrbaren Leitwerksflossen sowie eintausendzweihundert Schuss 30- mm-Granaten für die unter ihrem Rumpf angebrachten Kanonen.
Doch nicht die überlegene Feuerkraft war das besondere Merkmal dieses Allwetter-Kampfhubschraubers. Ganz im Gegenteil gab es andere Hubschrauber, die nahezu doppelt so viel Munition an Bord hatten. Von anderen unterschied ihn nicht nur die Genauigkeit, Stabilität und Manövrierfähigkeit, mit der er eine Vielzahl von Zielen angreifen konnte – er verfügte außerdem über panzerbrechende Waffen.
Ursprünglich hatte man den Apache Longbow für den Kampf gegen Panzer vorgesehen, doch war sein Erfolg so durchschlagend, dass man sein Einsatzgebiet immer mehr erweitert hatte. Zu Beginn des Golfkriegs im Jahr 1991 waren die ersten Schüsse von Apache-Hubschraubern aus gefallen. Unter Führung eines Pave-Low-Hubschraubers war ein ganzer Schwarm dieser Maschinen unterhalb der Radardeckung in den Irak eingedrungen, wo sie mit Hilfe ihrer Antiradargeschosse ein so gewaltiges Loch in den Radarschirm des Landes gerissen hatten, dass ihnen hunderte von Kampf und Bombenflugzeugen folgen konnten. Damit war die gesamte Luftverteidigung des Landes binnen weniger Stunden so gut wie ausgeschaltet.
Das lag über ein Jahrzehnt zurück. Seither war der Apache vollständig überarbeitet worden. Man hatte ihm ein verbessertes Navigationssystem eingebaut und dafür gesorgt, dass er außer Luft-Luft-Raketen auch zielsuchende Raketen abfeuern konnte. Außerdem war seine Einsatzfähigkeit auf dem Schlachtfeld mit Hilfe von Verbesserungen der Antriebsaggregate, der Luftfahrtelektronik und der elektrischen Systeme noch einmal gesteigert worden.
Auch wenn diese Hubschrauber nicht für den Kampf gegen Gebäude und leicht bewaffnete Männer entwickelt worden waren, dachten weder ihre Piloten noch ihre Bordschützen, die zugleich als Kopiloten fungierten, im Traum daran, die Anweisungen in Frage zu stellen, die man ihnen erteilt hatte. Wenn die Führung in Tel Aviv scharf darauf war, eine Fliege mit einem Hammer totzuschlagen, war das ihre Sache. So behielten sie ihre Instrumente im Auge und warteten auf den Einsatzbefehl.
Während die Piloten mit ihrer Nachtsichteinrichtung die unmittelbare Umgebung beobachteten und
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