Das Kommando
Andersons befreien, sondern auch diese Insel von allen Terroristen säubern, die mit der Abu Sayyaf in Verbindung stehen.«
Der General lachte hämisch. »Oberst Barboza ist ein unfähiger Trottel. Sofern Sie Ihre Leute lebend zurückhaben wollen, kann das nur ich erreichen. Geben Sie mir dreihunderttausend, und ich sorge dafür, dass das binnen achtundvierzig Stunden geschieht.«
Rapp beherrschte sich mit großer Mühe. Das anmaßende Gehabe des Mannes reizte ihn bis zur Weißglut. Er ballte die Hände zu Fäusten und versuchte sich daran zu erinnern, dass es auf all das nicht ankam. Schließlich war es lediglich ein Kniff, der Moro in Sicherheit wiegen sollte. So sagte er mit gespielter Gelassenheit: »Also gut, General. Ich stimme Ihren Bedingungen zu.«
»Na bitte«, triumphierte Moro. »Ich sage Ihnen jetzt, wie es weitergeht.«
Rapp lächelte und nickte, während ihm Moro wie berauscht darlegte, auf welche Weise er zur Befreiung der amerikanischen Geiseln gegen die Abu Sayyaf vorzugehen gedachte. Er machte ein interessiertes Gesicht und tastete dabei langsam mit der Linken nach seiner Waffe. Gerade als er die Hand unter die Jacke schob, geschah es. Er hielt unentschlossen inne, und Moro, dem die Veränderung in seinem Verhalten aufgefallen war, unterbrach sich in seinen großsprecherischen Ausführungen.
27
Keuchend von der Anstrengung der letzten zwanzig Minuten kam Coleman auf der Kuppe an. Schweißüberströmt ging er in die Hocke und musterte rasch in einem Winkel von hundertachtzig Grad das relativ kleine Gebiet, das vor ihm lag. Ein dunkelgrauer, beinahe schwarzer, Felsgrat beherrschte nahezu eine ganze Seite der Erhebung, auf der er sich befand. Ihm entsprossen hier und da einige zähe Bäume und Büsche, deren Wurzeln sich tief in die Felsspalten gekrallt hatten. Unmittelbar vor Coleman lag ein sanft abfallendes Stück Grasland, durch einige knorrige Bäume vor den Sonnenstrahlen geschützt. Wicker entdeckte er erst auf den zweiten Blick. Er lag bäuchlings zwischen einem Gebüsch und einem Baumstamm, nur seine Schuhsohlen waren zu sehen. Coleman warf sich ebenfalls zu Boden und schob sich durch das kniehohe Gras zu seinem Kameraden. Als er ihn erreichte, sah er, dass Wicker das Präzisionsgewehr vom Typ Barrett M 82 A1 bereits aus der Hülle genommen und zusammengesetzt hatte. Jetzt beobachtete er durch ein M-19/22-Fernglas das vor ihm liegende Gelände.
»Wie sieht es aus?« Coleman war völlig außer Atem, ohne sich dessen zu schämen.
Reglos spähte Wicker durch das starke Glas. »Ich hab mich rasch mal umgesehen und glaube, dass wir hier oben allein sind.«
»Irgendwas von Mitch?«
»Nein. Aber da unten steht eine Huey mit zwei sehr heißen Triebwerken, und vor General Moros Zelt sehe ich einen ausgesprochen nervösen Oberst.«
Coleman runzelte die Stirn. »Woher, zum Kuckuck, willst du wissen, welches Moros Zelt ist?«
»Weil irgendein blöder Heini ein Schild drangehängt hat, auf dem Name und Dienstgrad steht.«
»Verarsch mich nicht.«
»Tu ich nicht. Sieh es dir selbst an.« Er gab Coleman den Feldstecher und spähte seinerseits durch das auf sein Spezialgewehr montierte lichtstarke Unertl-Zielfernrohr.
Der einstige SEAL-Kommandeur verschaffte sich rasch einen Überblick über das ganze Lager. »So was Dämliches hab ich selten gesehen.«
Brummend stimmte ihm Wicker zu, während er durch das Zielfernrohr aufmerksam einige Stellen musterte, die sich für eine Scharfschützenstellung eigneten. Sosehr er auf seine Fähigkeiten vertraute, so war er doch von Natur aus vorsichtig.
Offensichtlich handelte es sich bei dieser Sondereinsatzgruppe der philippinischen Streitkräfte um alles andere als eine Eliteeinheit. Angefangen von dem Schild am Zelt des Generals bis zu den Unterlassungssünden bei der Sicherung des umliegenden Geländes machte das Ganze einen ziemlich unprofessionellen Eindruck. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass die Leute Scharfschützen zur Abwehr eines Überraschungsangriffs postiert hatten. Noch günstiger für sein Vorhaben aber war die große Entfernung zu seinem Ziel. Auf der ganzen Welt gab es nur eine Hand voll Männer, die auf diese Distanz mit Sicherheit den Kopf eines Menschen zu treffen vermochten. Sollte der Gegner doch Scharfschützen postiert haben, dürften sie sich auf einen Umkreis von fünf bis sechshundert Metern eingerichtet haben. Obwohl sich Wicker weit außerhalb dieser Zone befand, war ihm unwohl, weil er gegen so viele der Regeln
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