Das Kommando
Freidman, den Blick auf den General gerichtet: »Es bleibt bei dem, was ich gesagt habe.« Jabril Khatabis Tod würde Ben Freidman keine schlaflosen Nächte bereiten.
Als David aus dem Wagen stieg, hüllte ihn eine Staubwolke ein. Obwohl er die Augen sogleich schloss, brannten sie von dem Kordit, das die Luft erfüllte. Der aufgewirbelte Mörtelstaub war so dicht, dass er kaum atmen konnte. Durch die geschlossenen Lippen keuchend, zog er sich das T-Shirt über Mund und Nase und rang nach Luft. Nach einigen Atemzügen zerrte er Mohammed Atwas Leiche aus dem Wagen und auf die Straße. Er konnte fast nichts sehen und stolperte über Trümmerbrocken, während er den Leichnam immer weiter schleppte. Links von sich, wo soeben noch ein großes Haus gestanden hatte, sah er durch zusammengekniffene Augen und den dichten Dunst Feuerschein. Er trat auf eine weiche Masse und merkte bei näherem Hinsehen, dass es einer der Männer war, die den Eingang bewacht hatten.
Neben sich ließ er Atwa zu Boden sinken. Dann ging er auf die andere Straßenseite und einige Türen weiter. Wie er es mit Freidman vereinbart hatte, würde er dort warten, bis Angehörige der israelischen Streitkräfte auftauchten, und sich von ihnen festnehmen lassen. Er überlegte, wie lange es wohl dauern würde, bis sie sich durch die Straßensperren vorgekämpft hatten, als er ein schrilles Pfeifen hörte. Instinktiv warf er sich zu Boden, denn er wusste, was im nächsten Augenblick geschehen würde.
31
Der philippinische Heereshubschrauber näherte sich von Westen dem als ›amphibische Bereitschaft‹ bezeichneten Geschwader. Seinen Mittelpunkt bildete der US-Flugzeugträger Belleau Wood , ein Schiff von einschüchternder Größe. Rapp konnte es gar nicht abwarten, endlich auf dessen Flugdeck zu landen. So unbefriedigend der Tag begonnen hatte, so erfolgreich hatte er sich entwickelt, fast zu gut, um wahr zu sein. Und gerade als es so aussah, als ob sich alle Stücke zu einem herrlichen Muster zusammenfügen würden, schien es Schwierigkeiten zu geben. Eine gute Stunde nachdem die Kugel eines Präzisionsschützen General Moro den Kopf beinahe vom Rumpf gerissen hatte, war von Coleman die aufregende Mitteilung gekommen, dass sie den Aufenthaltsort der Entführten kannten. Ursprünglich hatte Rapp die Nachricht wie ein Geschenk des Himmels betrachtet, doch dann zeichneten sich Schwierigkeiten ab.
Ganz wie von ihm erhofft, hatte in der über zweihundert Mann starken philippinischen Sondereinheit nach dem Tod ihres Oberbefehlshabers eine Geschäftigkeit eingesetzt, die an einen aufgestörten Ameisenhaufen erinnerte. Die Männer machten sich einsatzbereit. Oberst Barboza, der das Kommando übernommen hatte, ließ Suchtrupps ausschwärmen und setzte zwei Gruppen von Präzisionsschützen in Marsch. Die Männer wollten Blut sehen und waren entschlossen, mit allen verfügbaren Mitteln gegen den Feind vorzugehen, sobald sie ihn gestellt hatten.
All das hatte Rapp mit gespielter Besorgnis verfolgt. Innerlich frohlockte er. Alles schien genau so abzulaufen, wie es vorgesehen war. Die Sondereinheit würde sich voller Blutdurst auf die Suche nach den Abu Sayyaf machen, und in Manila würde Generalleutnant Rizal die Empfehlung aussprechen, man möge das amerikanische Militär an der Jagd auf die Terroristen beteiligen. Auf diese Weise würden sie schnellstens den Aufenthaltsort der Andersens ermitteln, sie befreien und die Abu Sayyaf ein für alle Mal unschädlich machen.
Doch die ganze Planung wurde mit einem Schlag Makulatur, als er von Coleman erfuhr, was er und seine Leute vor Sonnenaufgang im Dschungel gesehen hatten. Coleman fügte hinzu, das Lager der Abu Sayyaf liege knapp sieben Kilometer von dem der philippinischen Sondereinheit entfernt. Ursprünglich war beabsichtigt gewesen, dass Coleman und seine Männer, nachdem der General erschossen war, das Ufer erreichen und ins Meer hinausschwimmen sollten, wo eines der Schnellboote sie an Bord genommen hätte. Davon konnte jetzt keine Rede mehr sein. Coleman wollte unbedingt den Kontakt zu den Andersons halten, und Rapp war der Ansicht, dass er Recht hatte.
Der Haken an der Sache war nur, dass sich die vier geheim operierenden SEALs, von deren Anwesenheit niemand etwas wissen durfte, zwischen der nach Rache dürstenden Sondereinheit der philippinischen Streitkräfte und den Guerillakämpfern befanden, auf die sie es abgesehen hatte. Außerdem bezweifelte Rapp, dass die Filipinos in ihrer unbeherrschten Wut die
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