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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Präzisionsschütze der Welt eineinhalb Kilometer entfernt auf einer Hügelkuppe bereit war, dieses kleine Drama zu einem endgültigen und befriedigenden Abschluss zu bringen.
    Während er sich mit diesem Gedanken zu beruhigen versuchte, drehte er sich auf dem Absatz um und verließ das Zelt. Unmittelbar vor dem Eingang fand er Oberst Barboza im Gespräch mit dem Adjutanten des Generals. Ohne den Schritt zu verlangsamen, deutete Rapp auf den Hubschrauber. Während er weiterging, nahm er sein Satellitentelefon zur Hand und drückte Colemans Kurzwahlnummer. Nach wenigen Sekunden hatte er ihn in der Leitung.
    »Hast du das Zelt gesehen, aus dem ich gerade gekommen bin?«
    »Ja.«
    Mit Blick auf den Hubschrauber machte Rapp mit dem Zeigefinger eine kreisende Bewegung in der Luft zum Zeichen, dass die Piloten die Triebwerke anwerfen sollten. »Da ist er drin.« Rapp hatte schon fast die halbe Entfernung bis zum Hubschrauber zurückgelegt, als er hinter sich Rufe hörte. Er wandte sich um und sah Moro, der mit umgeschnallter Pistolentasche vor seinem Zelt stand. Einen Augenblick lang glaubte er, Moro habe nach ihm gerufen, merkte aber bald, dass dessen wütende Äußerungen Oberst Barboza galten.
    Der Oberst, der sich ebenfalls bereits auf den Weg zum Hubschrauber gemacht hatte, stand jetzt zwischen Rapp und dem General. Rapp konnte nicht genau hören, was gesagt wurde, doch hatte er den Eindruck, dass der General den rangniederen Offizier aufforderte, um Erlaubnis zum Verlassen des Lagers zu bitten.
    Rapp, dem Moros Verhalten immer mehr gegen den Strich ging, überlegte kurz und traf dann eine rasche Entscheidung. Das Telefon fest in der Hand, stellte er Coleman eine einfache Frage.
    Coleman gab Rapps Frage an Wicker weiter und wartete. Wicker lag völlig reglos auf dem Bauch. Mit dem linken Auge spähte er durch das Zielfernrohr. Er hatte bereits mithilfe des Lasers die genaue Entfernung eingestellt und nahm jetzt die Korrektur für Höhe und Windgeschwindigkeit vor. Er war wie in Trance; sein Puls hatte sich bereits auf bloße zweiunddreißig Schläge pro Minute verlangsamt. Er zog den Abzug eine Raste zurück und sagte: »Gib Bescheid.«
    Mit einem raschen Blick durch den Feldstecher kontrollierte Coleman, ob im nächsten Augenblick jemand in die Schusslinie treten konnte. Als er sicher war, dass niemand außer dem anvisierten General gefährdet wurde, sagte er: »Lass sie fliegen.«
    Noch einmal holte Wicker langsam Luft, dann hörte jede Bewegung auf. Ganz gleichmäßig und vorsichtig krümmte sich sein linker Zeigefinger immer mehr um den Stecher. Auf ein kaum wahrnehmbares Klicken folgte ein donnernder Hall, als das Raufoss-Geschoss vom Kaliber .50 den rund einen Meter langen Lauf verließ. Er zerriss die Stille der Morgendämmerung und ließ alle Vögel im Tal kreischend auffliegen.
    Während er den Oberst anbrüllte, riss eine unsichtbare Kraft den General von den Füßen. Es dauerte eine oder zwei Sekunden, bis die Umstehenden erfasst hatten, was da geschehen war. Rapp, der die Zusammenhänge kannte, setzte sich sogleich in Bewegung, nicht etwa auf den Hubschrauber zu, sondern in der entgegengesetzten Richtung. Zwar ließ die Wucht, mit der es den General zu Boden gerissen hatte, darauf schließen, dass Wicker sein Ziel genau getroffen hatte, doch wollte Rapp zum einen ganz sicher sein und außerdem mit Oberst Barboza reden, bevor das Chaos ausbrach und alles außer Kontrolle geriet. Der ursprüngliche Plan hatte vorgesehen, dass sie sich in der Luft befanden, wenn der Schuss fiel, aber Rapp hatte eine andere Gelegenheit gesehen und sie ergriffen.
    Gerade als er Barboza erreichte, begann dem Adjutanten des Generals zu dämmern, was geschehen sein musste. Immerhin konnte er den am Boden liegenden Moro am besten sehen. Rapp warf einen Blick auf den jungen Filipino, als er bei Barboza ankam. Der Ausdruck grenzenlosen Entsetzens im Gesicht des Adjutanten zeigte ihm, dass Moro höchstwahrscheinlich tödlich getroffen war.
    In Barbozas Kopf jagten sich die Gedanken. Unwillkürlich fragte er sich, ob dieser geheimnisvolle Amerikaner mehr wusste, als er sagte. Solche Fragen aber mussten bis später warten, denn immerhin war ein feindlicher Scharfschütze in der Nähe, und nichts jagt einem Berufssoldaten einen solchen Schauder über den Rücken wie ein unsichtbarer Gegner. Barboza hatte genug Kampferfahrung, um zu wissen, dass ein bewegliches Ziel schwerer zu treffen ist als eines, das stillhält, und so stürmte er auf

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