Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
dass hinter diesen Worten mehr steckte als Stolz auf die eigene Einheit und verbales Draufgängertum. »Könnten Sie das ein bisschen genauer ausführen? Wie steht es mit den Schießkünsten dieser Leute? Wie verhalten sie sich im Dschungel? Wie sieht es mit der Disziplin aus?«
    »Die Männer waren außergewöhnlich diszipliniert. In dieser Hinsicht war Moro geradezu ein Sadist. Sie waren in erstklassiger körperlicher Verfassung und steckten lange Gepäckmärsche ohne das leiseste Murren weg. Von ihrem Schießen war ich eher enttäuscht. Allerdings muss man dazu sagen, dass sie nicht annähernd so viel Gelegenheit zum Üben haben wie wir.«
    Das war wichtig zu wissen. »Und im Dschungel? Sind sie gute Fährtenleser?«
    »Merkwürdig, dass Sie das fragen.« Jackson runzelte die Stirn. »Sie waren einfach großartig. Auf diesem Gebiet waren sie jedem Mann in meinem Zug überlegen, vielleicht mit einer Ausnahme.«
    »Und was erscheint Ihnen daran merkwürdig?«
    »Na ja, wenn sie so gut Fährten lesen können – wieso haben sie dann nie die Spur der Andersons gefunden? Einige Male sind wir auf ein Lager gestoßen, das offenbar in aller Eile geräumt worden war, und wenn ich dann Moros Männer gedrängt habe, weiterzusuchen, gab es immer irgendeinen Vorwand, warum wir bleiben mussten, wo wir waren. Eine volle Stunde lang haben die da vor ihren Funkgeräten gesessen und auf Befehle gewartet, während Fährtenleser das Gelände nach Spuren abgesucht haben.«
    »Und haben Sie je versucht, auf eigene Faust weiterzumachen?«
    Jackson warf einen Seitenblick auf den Kommandanten. »Aber ja. Daraufhin hat Moro einen entsetzlichen Tobsuchtsanfall gekriegt und ist höchstpersönlich mit einem Hubschrauber zu uns rausgekommen. Er hat mich vor meinen und seinen Leuten buchstäblich zusammengeschissen. Dann hat er meinen damaligen Vorgesetzten in Guam zu fassen gekriegt und zur Schnecke gemacht. Das Ergebnis war, dass ich einen Vermerk in meine Personalakte bekommen habe und seitdem das Schiff nicht mehr verlassen darf.«
    Rapp lächelte. »Na ja, ich glaube, ich kann dafür sorgen, dass dieser Vermerk getilgt wird.«
    »Wirklich?«, fragte Jackson verwirrt.
    »Erinnern Sie mich einfach daran, wenn wir das hier hinter uns haben, und ich sorge dafür… Ich denke, ich kann sogar erreichen, dass stattdessen eine Belobigung in Ihre Akte kommt.« Rapp merkte, dass ihm Jackson nicht folgen konnte. »Ihr Instinkt hat Sie nicht getrogen – General Moro war ein Verräter.«
    »Ein Verräter?«
    »Ja.«
    »Mir ist aufgefallen«, sagte Forester, »dass Sie hinsichtlich des Generals in der Vergangenheit gesprochen haben. Gibt es dafür einen Grund?«
    Hier wurde die Sache kitzlig. Das hatte nichts mit dem Tod Moros zu tun – der würde bald genug bekannt werden. Aber noch musste geheim bleiben, wer ihn getötet hatte und woher sie wussten, dass er ein Verräter war. Rapp beschloss, nur mit einem Teil der Wahrheit herauszurücken. »General Moro stand im Sold der Abu Sayyaf, das heißt, er hat von den Terroristen Bestechungsgelder genommen. Wie Sie schon gesagt haben, Lieutenant, er hat für Amerikaner nichts übrig.« Die Beziehung des Generals zu China verschwieg er.
    »Die Abu Sayyaf haben ihn dafür bezahlt, dass er sie zu Frieden ließ?«
    »Genau.«
    »Dieser verdammte…« Bevor Jackson seinen Fluch beenden konnte, fragte Forester: »Hatte er etwas mit dem Hinterhalt zu tun, in den unsere Männer neulich gerieten?«
    »Leider ja.«
    Trotz der Wut, die in ihm brodelte, blieb der Kommandant nach außen gelassen. »Damit komme ich auf meine vorige Frage zurück. Lebt General Moro noch?«
    »Nein«, gab Rapp ohne den geringsten Anflug von Gewissensbissen zurück.
    Mit hoffnungsvollem Klang in der Stimme fragte Jackson, der nicht nur Rapps Ruf kannte, sondern auch wusste, dass er sich noch am Vormittag im Lager der philippinischen Sondereinheit aufgehalten hatte: »Haben Sie ihn getötet?«
    Sich laut räuspernd, sagte Forester mit einem Blick auf Rapp: »Ich glaube, wir sollten diese Frage besser nicht stellen.«
    Rapp wusste die Diskretion des Kommandanten zu würdigen. »Schon in Ordnung. Nein, ich war es nicht. Es war ein Heckenschütze.«
    »Ein Heckenschütze?«, wiederholte Jackson.
    »So ist es. Das Lager war so gut wie nicht gesichert. Die Abu-Sayyaf-Leute sind wohl nahe genug herangekommen und haben ihn heute am frühen Vormittag erschossen.«
    Rapp ließ eine Pause eintreten, um zu sehen, wie diese Mitteilung aufgenommen wurde.

Weitere Kostenlose Bücher