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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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ausmachen, mir einen Teil Ihrer Ausrüstung zu leihen, oder?«

35
    So dicht war der Regen, durch den sich der Hubschrauber seinem Ziel entgegenkämpfte, dass die Scheibenwischer der Wasserfluten nicht Herr wurden und die Piloten den Super Sea Stallion CH-53E des Marine Corps ausschließlich nach den Instrumenten steuern mussten. Im Schwebeflug würde die Sicht knapp sechzig Meter betragen, aber bei der gegenwärtigen Geschwindigkeit von etwas über zweihundert Stundenkilometern war sie gleich null. Glücklicherweise war der Wind nicht besonders stark. Die langsam vorrückende Gewitterfront schien sich einstweilen über den Philippinen festgesetzt zu haben, um dort ihre Regenschleusen von Manila im Norden bis Davao im Süden zu öffnen.
    Während die meisten Menschen unter einem Dach Zuflucht suchten und entweder die Allmacht der Mutter Natur verfluchten oder ihr voll Staunen zusahen, freuten sich andere. Von den fünfundzwanzig Männern, die in schwarzen Neopren-Tauchanzügen im kahlen Frachtraum saßen, der bis zu fünfzig Marineinfanteristen mitsamt ihrer Ausrüstung fassen konnte, waren vierundzwanzig SEALs; der letzte gehörte der CIA an.
    Das Tropengewitter erwies sich für ihr Vorhaben als wahrer Segen. Es gestattete Rapp, das Unternehmen früher zu beginnen, als der Zeitplan vorsah. Bis zum Einbruch der Dunkelheit würde es noch mehrere Stunden dauern, aber durch die Witterungsbedingungen und Colemans Mitteilung bestärkt, derzufolge es ganz so aussah, als hätten sich die Guerillakrieger entschlossen, das Unwetter im Lager abzuwarten, nutzte Rapp die günstige Gelegenheit, unverzüglich aufzubrechen. Seine Absicht, Kennedy von der Vorverlegung der Operation in Kenntnis zu setzen, verwarf er gleich wieder. In Washington war es drei Uhr nachts, er hätte sie also wecken und veranlassen müssen, die ganze Maschinerie in Bewegung zu setzen. Er hatte weder den Wunsch noch die Zeit, sich Bedenken und Anregungen der Washingtoner Politiker und Schreibtischstrategen anzuhören. Wie die Dinge lagen, würden sie höchstwahrscheinlich das Unternehmen nur unnötig komplizieren. Was die Genehmigung betraf, machte er sich keine Sorgen. Schließlich gab es den Präzedenzfall, dass der Präsident vor einigen Tagen dem Rettungsunternehmen zugestimmt hatte. Die Vereinigten Staaten wollten, dass ihre Bürger befreit und die Übeltäter bestraft wurden.
    Ursprünglich hatte der Plan vorgesehen, die Einsatzkräfte und vier Schlauchboote mit Außenbordmotor in zwei Sea Stallions zu laden und sie eine Stunde nach Sonnenuntergang fünf Seemeilen vor der Küste abzusetzen. Als die Gewitterfront näher gezogen war, hatte sich Rapp mit Jackson und den Piloten beraten. Sie waren überzeugt, sich dank des Unwetters der Küste so weit nähern zu können, dass man die Männer eine Seemeile vom Strand entfernt absetzen konnte, ohne dabei gesehen zu werden.
    Rapp und Jackson schlossen sich dieser Ansicht der Piloten rasch an. Das bedeutete, dass sie auf die Schlauchboote verzichten konnten und mit einem einzigen Hubschrauber auskamen. Solche Operationen waren ohnehin kompliziert genug, und jede Möglichkeit der Vereinfachung, die sich bot, musste genutzt werden. Zwar waren die Männer durchaus imstande, die Boote zu Wasser zu bringen, ganz gleich, wie aufgewühlt die See war, aber es bedeutete für sie zusätzlichen Aufwand. Außerdem mussten sie sie, sobald sie an Land waren, aus dem Weg schaffen. Gewiss war das bei einem Unternehmen, bei dem der Faktor Zeit eine Rolle spielte, besser, als fünf Meilen an Land zu schwimmen, aber das war nun nicht mehr nötig, und eine Meile zu schwimmen war für die SEALs eine Kleinigkeit. Darauf wies schon der Name SEAL hin, ein Wortspiel mit der Bedeutung des englischen Wortes ›seal‹ für Seehund oder Robbe.
    Ein Besatzungsmitglied kam durch die Kabine und hob zwei Finger. Es wäre sinnlos gewesen, die drei Turbos und sechs Rotorblätter mit der Stimme übertönen zu wollen. Wer seine Schwimmflossen noch nicht angelegt hatte, tat das jetzt. Eine Minute vor Erreichen des Zielgebiets wurde die Rampe am Heck des großen Hubschraubers heruntergelassen. Auf Jacksons Kommando hin standen alle auf und hielten sich fest, so gut es ging.
    Einer der Männer der Hubschrauberbesatzung hatte sich mit einem Gurtgeschirr neben der Rampe gesichert. Er beugte sich aus der offenen Luke und gab dem Piloten über Funk Anweisungen, wie tief er gehen konnte. Durch die Frontscheibe ließ sich so gut wie nichts erkennen.

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