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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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ein, das er gehört hatte. Er kannte es von früher. Wer dieses Geräusch je gehört hatte, konnte es unmöglich vergessen.
    Als einer seiner Arme frei war, konnte er den Oberkörper ein wenig drehen und sich umsehen. Sein Kopf pochte vor Schmerzen. Entweder dröhnte es ihm in beiden Ohren, oder in geringer Entfernung heulten Sirenen. Er betrachtete das Ausmaß der Zerstörung aus dem neuen Blickwinkel und war entsetzt. Mindestens drei weitere Häuser waren vollständig verschwunden; man sah nur Trümmerhaufen, aus denen hier und da Rauch aufstieg und Flammen zuckten.
    Dann ging ihm auf, was geschehen sein musste. Die Erkenntnis traf ihn, als wäre ihm eine Mauer auf den Kopf gefallen. Es war nicht seine Absicht gewesen, dass all diese unschuldigen Menschen umkamen. Die Aktenkoffer hätten mehr als genügt, die in jenem Haus versammelten Männer in den Tod zu reißen, aber der Schweinehund Ben Freidman wollte unbedingt alle umbringen.
    Offensichtlich hatte er ihm bis hierher nachgespürt. Das überraschte David nicht. Ihm war von vornherein klar gewesen, dass Freidman das versuchen würde, er hatte aber angenommen, der Mann werde es nicht übertreiben, um nicht zu gefährden, was ohnehin schon das größte Geschenk war, das man ihm je gemacht hatte. Auf irgendeine Weise musste es Freidman gelungen sein, ihn bis hierher zu verfolgen, und um sicherzustellen, dass niemand mit dem Leben davonkam, auch David nicht, hatte er Raketen auf das Viertel abfeuern lassen. Sie hatten das Pfeifen verursacht, das er zuletzt gehört hatte, bevor alles um ihn herum schwarz geworden war. Das entsetzliche Geräusch einer Rakete, ein Vorbote von Tod und Verwüstung.
    David nahm einige kleinere Steinbrocken von seinen Beinen und schob einige größere beiseite. Durch einen Riss in seiner dunkelblauen Anzughose sah er mit Staub vermischtes Blut. Langsam befreite er sich aus dem Schutt und versuchte festzustellen, woher die Schmerzen kamen, die ihn immer wieder überfluteten.
    In seinen Ohren dröhnte es nach wie vor. Suchend ließ er den Blick schweifen, weil er annahm, ein Einsatzfahrzeug sei in der Nähe, doch er sah keins. Vermutlich hatte die Druckwelle der Explosion sein Gehör geschädigt. Als er vorsichtig aufzustehen versuchte, merkte er , dass mit seinem rechten Bein etwas nicht stimmte. Er belastete es so wenig wie möglich und humpelte zu den Überresten eines geparkten Autos hinüber.
    Der halbe Häuserblock lag in Schutt und Asche. Flammen schlugen aus vielen jener Häuser, die noch standen. Das Feuer konnte jeden Augenblick auf die anderen übergreifen. Die Zahl der getöteten Unschuldigen dürfte ungeheuerlich sein. Es war Zeit zu fliehen. Auf keinen Fall wollte er an Ort und Stelle Fragen beantworten müssen, ganz gleich, ob sie von Vertretern der palästinensischen Behörden oder von Israelis gestellt wurden. Während er den Gehweg entlanghumpelte, Trümmern auswich und sich auf Mauerreste stützte, die seinen Weg säumten, fiel ihm eine Möglichkeit ein, unauffällig zu verschwinden. Zweifellos hielt ihn Ben Freidman für tot – vielleicht gab es ein Mittel, sich das zunutze zu machen.
    Er ging rascher. Dabei belastete er das verletzte Bein unwillkürlich stärker, sodass er bei jedem Schritt vor Schmerz zusammenzuckte. Durch Rauch und Staub sah er eine Frau, die auf ihn zukam. Als sie näher heran war, sah er, dass sie etwas auf den Armen hielt. Ihr ausdrucksloses Gesicht zeigte ihm, dass sie unter Schock stand. Er unterdrückte den Impuls, auf sie zuzugehen, und setzte seinen Weg fort. Als sie nur noch gut einen Meter voneinander entfernt waren, warf er einen Blick auf den winzigen Körper, den sie in den Armen hielt, und wünschte sogleich, er hätte es nicht getan. Gern hätte er geglaubt, dass es sich um eine Puppe handelte, doch er begriff sofort, dass es ein Säugling war. Ihm war bewusst, dass ihn dieses arme Kind noch Jahre später in seinen Träumen heimsuchen würde.
    Für den Frieden muss man einen Preis zahlen , sagte er sich. Während er humpelnd den Schauplatz der Verwüstung hinter sich ließ, wiederholte er diese Worte immer wieder. Der Tag würde kommen, an dem Ben Freidman für seine rücksichtslose Brutalität Rechenschaft ablegen musste. Das Massaker, das er hier angerichtet hatte, war völlig unnötig gewesen. Die Kinder hätten nicht zu sterben brauchen. David wusste genau, womit er einen solchen Mann treffen konnte. Dazu musste er vor allem nach Amerika. Von dort aus würde er eine Ereigniskette

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