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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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nicht gefährlich, hier zu wohnen? Was passiert, wenn ein Taifun über die Stadt zieht?«
     
    »Dann gehen wir in den Keller«, lächelte der Alte.
     
    »Es tut mir leid, dass sie aus der Wohnung ausziehen mussten, Herr Wei.«
     
    »Ach was, das Leben hier ist eine Bereicherung. Das Schicksal hat mir einen neuen Lebensabschnitt beschert. Ich lerne jeden Tag etwas Neues und langweile mich wen i ger als früher. Ich mache mir nur Sorgen um meinen Jungen. Für ihn ist es sehr schwer, ohne geregelte A r beit.«
     
    »Wissen Sie, wo Tan jetzt ist?«
     
    »Überall und nirgends. Manchmal kommt er mich besuchen, aber die meiste Zeit verbringt er am Hafen, wo er den Transporteuren beim Laden hilft.« Es musste Tan unendlich schwer fallen, die Lkws zu- und wegfahren zu sehen, ohne sich selbst wieder ans Steuer setzen zu können, denn er war ein Fernfahrer mit Leib und Seele. Die Zeiten hatten sich geändert. Die Boomjahre waren vorbei, der rapide Klimawa n del verursachte hohe Kosten und dämpfte die Entwicklung zusätzlich empfindlich. Er wollte seinem Freund helfen, aber was konnte er tun? Er war nur noch ein Fremder, der hier seine Ferien verbrachte.
     
    Am frühen Morgen, nach einer unruhigen Nacht in einem beklemmenden Hote l zimmer, machte er sich auf den Weg zu den Docks. Es war kaum kühler geworden. Der Staub hatte sich etwas verzogen, aber der Himmel glühte schon wieder in a u freizendem Gelb und Rot, als stünde er in Flammen. Er machte sich auf eine lange Reise gefasst, doch nach einer guten Stunde setzte ihn das Taxi bereits an den Kais bei der Yangpu Brücke ab. Wenn es stimmte, was Herr Wei über Tan gesagt hatte, arbeitete er hauptsächlich in dieser Gegend, wenn nicht, hatte er keine Chance, seinen Freund zu finden, denn der Hafen war einer der größten der Welt und unübersehbar weitläufig.
     
    Er hatte Zeit, suchte die Umschlagplätze systematisch ab, fragte sich hartnäckig durch, bis er schließlich gegen Mittag erschöpft, aber glücklich, Tan umarmen ko n nte. Er befürchtete, einen gebrochenen, verbitterten, verzweifelten Freund vorzufi n den, aber er irrte sich. Tan war dankbar, wenigstens am Hafen arbeiten zu können und hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, eines Tages wieder einen der schweren Laster zu fahren, nach Hangzhou, Nanjing, oder gar bis Wuhan, wo die Familie seiner Mu t ter lebte.
     
    »Aber ich wäre schon zufrieden, wenn ich täglich Bauschutt zu den Neun Drachen am Tai-See karren dürfte, wie die Kollegen dort drüben«, scherzte er.
     
    »Neun Drachen? Nie gehört.«
     
    »Kein Wunder. Sie nennen den Ort so, weil dort nachts die Drachen fauchen sollen. Außer den Fahrern weiß niemand genau wo das ist, aber auf jeden Fall gibt es immer genug Arbeit.«
     
    »Und mit dem Bauschutt stopfen sie den Drachen das Maul?«, grinste Quan. »Hast du dich denn nicht als Fahrer beworben?«
     
    »Doch, schon, aber die Bosse von ENNAC wollen keine neuen Leute.«
     
    ENNAC, bei diesem Namen zuckte er zusammen. »Was hast du eben gesagt?«, fragte er aufgeregt.
     
    Tan blickte ihn verwundert an. »Die wollen keine neuen Leute, was ...«
     
    »Nein, das andere. Wie heißt die Firma?«
     
    »ENNAC, oder so ähnlich. Warum?«
     
    »Könnte es sein, dass du ENACT meinst?«, fragte er lauernd. Sein Freund zuckte die Achseln und antwortete gleichgültig:
     
    »Schon möglich, was ist daran so wichtig? Sie haben keine Arbeit für mich, damit ist die Sache erledigt. Wenn du es genau wissen willst, musst du den Fahrer selber fragen.« Er zeigte auf den Platz, wo ein Laster neben dem Kran auf seinen Container wartete.
     
    Wie elektrisiert fuhr Quan herum, rief hastig: »Ich muss es wissen. Bin gleich zurück«, und eilte mit großen Schritten zum Lastwagen. Er setzte alles auf eine Karte, trat auf den Mann zu, der den Ladevorgang beobachtete und fragte freundlich, aber bestimmt:
     
    »Sind Sie der Fahrer?« Der Mann nickte, ohne die Augen vom Container zu lassen. »Ich bin Dr. Woo Quan von ENACT«, fuhr er weiter und hielt ihm seinen Pe r sonalausweis aus Sen e gal unter die Nase. »Wann fahren Sie zurück?« Der verblüffte Chauffeur antwortete sofort:
     
    »Sobald ich geladen habe. In einer halben Stunde.«
     
    »Gut«, sagte Quan und gab sich alle Mühe, seine Aufregung zu verbergen. »Ich komme mit. Muss dringend ins Labor.« Also doch ENACT. Er konnte es nicht glauben. Dieser ungewö h nliche Name konnte kein Zufall sein. Andererseits war ihm nicht bekannt, dass das Pr o gramm,

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