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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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riskiert, als ich trotz meines rasierten Schädels mit unverhülltem Gesicht herkam. Aber Louvel hatte vielleicht recht. Indem er das eigentliche Thema unserer Untersuchung ansprach, hatte er unsere Lüge – wir waren schließlich keine Journalisten – ein wenig gemildert.
    Der Polizist runzelte die Stirn.
    »Terroristen unter Paris? Das würde mich wundern. Die Polizei weiß über alles Bescheid, was unter der Stadt vor sich geht.«
    »Man hört aber oft von diesen jungen Leuten, die sich illegal in den Katakomben aufhalten.«
    »Denken Sie nur, diese Leute sind unsere beste Informationsquelle«, erwiderte der alte Mann. »Wir kennen alle Kataphilen, wie sie sich nennen, ganz genau. Wir dulden ihren Aufenthalt dort unten, und zum Dank dafür melden sie uns alle ungewöhnlichen Ereignisse aus dem Untergrund von Paris.«
    Er sprach in der Gegenwart, als wäre er noch im Dienst. Vermutlich spürte er noch immer die Berufung, der er so lange gefolgt war.
    »Wissen Sie, die Abteilung, die ich geleitet habe, kümmert sich mehr um Vorbeugung als um Verfolgung. Wenn wir hinuntergehen, prüfen wir die Identität der Leute, die dort herumlungern, und warnen sie vor der Gefahr, sich in den Katakomben aufzuhalten, aber wir verwarnen sie nur selten. Somit besitzt die Abteilung sehr präzise Akten über alle Kataphilen, mit ihren Namen, Spitznamen und manchmal dem Club, dem sie angehören. Sie sind die beste Informationsquelle, die uns zur Verfügung steht. Bei der geringsten Anomalität warnen sie uns. Das ist ihre Art, den Kontakt mit uns zu pflegen und sich unser Wohlwollen zu sichern. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass Terroristen im Untergrund von Paris ihr Unwesen treiben könnten, ohne dass die Polizei davon wüsste.«
    Louvel nickte bedächtig.
    »Aber kennt man denn alle unterirdischen Orte von Paris?«
    »Ja, natürlich. Zuerst ist da der Giraud, ein Plan, den die Kataphilen benutzen und den sie selbst regelmäßig auf den neuesten Stand bringen. Und dann besitzt die Untersuchungs- und Eingreiftruppe für die Steinbrüche noch detailliertere Pläne über alles, was sich unterhalb von Paris befindet: die ehemaligen Steinbrüche für Gips und Kalk, die Gullys, die echten Katakomben, die verschiedenen Infrastrukturen für die Metro, die Telefonnetze, aber auch viel geheimere Räume wie die Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, die Schutzräume für die Zivilbevölkerung.«
    »Damit sind viele Orte zu überwachen.«
    »Ja, das stimmt schon«, räumte Berger ein. »Ich habe meinen Vorgesetzten gegenüber oft erwähnt, dass wir nicht genug Personal für unsere Mission haben. Unter Paris gibt es auch noch viele ungenutzte, verlassene Räume, wie zum Beispiel nicht fertiggestellte Gänge für die Metro und sogar ganze nicht mehr benutzte Stationen. Unter La Défense wurde eine riesige Metrostation gebaut, die aber letztlich nie genutzt wurde.«
    Unwillkürlich warf ich Louvel einen Blick des Einverständnisses zu.
    »Unter La Défense?«, wiederholte der Hacker.
    »Ja. Sie glauben gar nicht, wie viele leerstehende Räume sich unter La Défense befinden. Ich weiß, was Sie denken! In La Défense hat das Attentat stattgefunden. Und jetzt stellen Sie sich vor, die Terroristen hätten sich unbemerkt dort verstecken können …«
    »Nicht die Terroristen. Aber unter La Défense könnte es etwas geben, das mit dem Attentat in Zusammenhang steht. Was sind das für Räume?«
    »Ich habe es doch schon gesagt. Es gibt alles Mögliche. Unter dem Viertel wurden mehrere Ebenen auf zig Hektar gebaut, in Richtung Seine. Tiefgaragen, unterirdische Räume für Einkaufszentren, die Transportwege, der Autotunnel und alle möglichen technischen Installationen. Zwischen alldem gibt es enorm viel Raum, der meist ungenutzt und natürlich verschlossen ist. Manche dieser verbliebenen Räume wurden richtig berühmt. Die Leute von der EPAD, das ist die Stadtplanung und Immobilienverwaltung von La Défense, nennen sie die verschlungenen Kathedralen.«
    »Witzig.«
    »Ja. Das gehört zu den Legenden. Es gibt viele Geschichten über die Kathedralen. 1991 zum Beispiel gelang es Radio Nova, zwei Abende lang als Piratensender aus einem dieser verlassenen Räume zu senden. Und dann ist da der Künstler Moretti, der zusammen mit Picasso und dem damaligen Kulturminister, ich glaube, es war Duhamel, 1973 einen Raum für eine riesige Skulptur erwarb, die er jedes Jahr vergrößerte. Am Ende nannte man sein Werk das Ungeheuer von La Défense, ich glaube,

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