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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Ihnen unendlich dankbar, dass Sie uns empfangen haben. Ich will mich kurzfassen. Wir sind erst am Anfang unserer Recherchen und konzentrieren uns im Augenblick auf die möglichen Motive des Attentats.«
    Monsieur Morrain schien erstaunt zu sein.
    »Das ist ja eher die Arbeit der Polizei …«
    »Natürlich«, versicherte ihm Damien eilig. »Es geht keineswegs darum, die Untersuchung an ihrer Stelle zu führen, das dürfen Sie mir glauben. Aber es dauert bestimmt seine Zeit, bis die Polizei den Fall aufgeklärt hat. Wir haben lediglich vor, in der Zwischenzeit den Fernsehzuschauern verschiedene mögliche Szenarien vorzuführen.«
    Ich bewunderte die Gewandtheit, mit der Louvel das Gespräch führte, als ich die ersten Vorzeichen einer Migräne spürte. Nein. Nicht hier. Nicht jetzt.
    »Ich verstehe«, sagte Morrain in leicht skeptischem Ton. »Aber ich weiß nicht, ob ich in diesem Fall der richtige Gesprächspartner bin. Ich kümmere mich nicht um das Attentat. Die EPAD befasst sich mit der Bebauung.«
    Langsam trübte sich meine Sicht. Die Welt um mich herum begann zu schwanken, die Umrisse verschwammen. Ich versuchte, mein Unbehagen zu verbergen. Ich musste unbedingt ich selbst bleiben. Es war keine heftige Krise. Mit etwas Glück würde sie so schnell wieder verschwinden, wie sie entstanden war. Ich bemühte mich, den Kopf gerade und die Augen offen zu halten.
    »Vielleicht können Sie uns helfen. Wir bitten Sie, einen Blick auf bestimmte Unterlagen zu werfen«, erklärte Louvel und holte behutsam das große Blatt aus seinem Rucksack. »Vielleicht können Sie uns sagen, was sie bedeuten. Wir glauben, es handelt sich um Pläne von Räumen unterhalb von La Défense.«
    Plötzlich empfand ich einen unerklärlichen Schock. Wie einen elektrischen Schlag, der meinen Schädel durchzuckte, kurz, aber heftig. Und ich glaubte im selben Moment im Gesicht unseres Gesprächspartners Erstaunen zu entdecken. Vielleicht sogar Panik. Etwas ging hier vor. Aber ich wusste nicht, was.
    Damien legte die Architekturskizze auf den Schreibtisch von Monsieur Morrain. Dieser zögerte, als fürchte er, den Plan anzusehen. Dann ging er zu seinem Stuhl, setzte seine Brille auf und widmete sich dem Blatt. Er riss die Augen auf, als er sich darin vertiefte.
    Das kann kein Zufall sein.
    Ich zuckte zusammen. Louvel warf mir einen missbilligenden Blick zu. Er hatte bemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte. Aber ich konnte mein Problem nicht verbergen. Ich wusste einfach, was ich gerade gehört hatte. Die Gedanken dieses Mannes. Das kann kein Zufall sein. Ich rieb mir die Augen. Die Krise musste vorübergehen, denn ich riskierte, alles zu vermasseln.
    Morrain biss sich leicht auf die Lippen, hob dann schnell wieder den Kopf.
    »Tut mir leid, aber ich kann Ihnen nichts darüber sagen.«
    Louvel fand diese Antwort sicher genauso zweideutig wie ich. Er warf mir einen Blick zu. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Auch wenn es nur ein kurzer Augenblick war, wirkte er wie eine Ewigkeit. Allmählich normalisierte sich mein Sehvermögen wieder, das Schwindelgefühl ließ nach. Ich atmete unbemerkt auf.
    Louvel beugte sich vor. Seine Miene verriet Verblüffung. Er deutete auf die Pläne.
    »Entschuldigen Sie, ich … ich weiß nicht, ob ich Ihre Antwort richtig verstanden habe.«
    Morrain verschanzte sich in seinem Stuhl und verschränkte die Hände. Er wirkte verwirrt.
    »Ich kann Ihnen über diese Pläne nichts sagen«, wiederholte er mit unsicherer Stimme.
    Er verschweigt etwas.
    »Aber ich verstehe das nicht. Wollen Sie damit sagen, dass Sie sie nicht kennen, oder vielmehr, dass Sie nicht darüber reden wollen?«, beharrte Damien.
    Unser Gastgeber schien sich immer unbehaglicher zu fühlen. Seine Schultern zeigten leichte nervöse Zuckungen.
    »Diese Pläne haben nichts mit der EPAD zu tun, ich kann Ihnen nichts darüber sagen, tut mir leid.«
    »Aber das sind doch Räume im Untergrund von La Défense?«
    »Ich kann Ihnen nichts dazu sagen«, erwiderte er lakonisch.
    Ich hätte schwören können, dass er zögerte. Dass er uns im Grunde genommen liebend gern mehr erzählt hätte. Aber etwas hinderte ihn daran.
    »Wissen Sie«, fuhr er resigniert fort, »nicht alle Räume unter La Défense unterstehen zwangsläufig unserer Gesellschaft. Es gibt ein paar Ausnahmen. Hören Sie, meine Herren, es tut mir wirklich sehr leid, aber ich kann Ihnen nicht mehr darüber sagen. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich habe viel zu tun.«
    Bevor wir

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