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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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ehemaligen Einheiten, zum Auslandsgeheimdienst oder zur afrikanischen Abteilung im Élysée-Palast.«
    »Das scheint bei der Dermod der Fall zu sein. Doch diese Firma hat überdies von den Privatgeldern der SEAM profitiert, die eine der größten Waffenproduzenten Europas ist und deren Hauptaktionär zufällig …«
    »… der französische Staat ist.«
    »Natürlich! Und über die SEAM ist unser Land indirekt ein Aktionär einer seltsamen Söldnerorganisation.«
    »Das ist doch unglaublich«, murmelte ich.
    Lucie schenkte Louvel ein Lächeln.
    »Wir haben schon Schlimmeres erlebt«, warf sie spöttisch ein. »Kurz gesagt, dank dieser beiden Spuren, auf die uns Reynalds Dokumente gebracht haben, konnten wir weiterforschen und Dermods Verwicklung in andere Operationen, zum Beispiel in Bosnien und in Kongo-Brazzaville, aufdecken.«
    »Und wohin führt uns das alles?«
    »Ich stelle mir vor, Protokoll 88 könnte der Codename für eine dieser Black Operations sein … Das Problem ist, dass wir nicht wissen, welche. Wir haben noch nichts darüber herausgefunden.«
    »Wir werden schon noch was finden«, meinte Louvel. »Wir sind auf der richtigen Spur.«
    »Ich hoffe es. Wir werden jedenfalls weitersuchen. Im Augenblick arbeiten wir an anderen Dokumenten, die genauso interessant sind.«
    »An welchen?«
    »Zu den Unterlagen, die ihr fotografiert habt, gehört ein Brief eines Internetproviders mit allen Informationen über die Mailbox von Gérard Reynald. Na gut, es ist nicht ganz legal, aber wir haben mal nachgeschaut, was sie enthielt …«
    »Das nehmen wir nicht so genau«, bemerkte Louvel und grinste. »Reynald hat darauf geachtet, alle seine eingehenden und ausgehenden Mails zu löschen, aber unser guter Sak lässt sich von derartigen Kleinigkeiten nicht entmutigen. Es ist ihm gelungen, einen großen Teil der Mails, die Reynald im letzten Jahr verschickt hat, zu rekonstruieren. Und in diesen Mails haben wir einiges gefunden, das uns interessiert. Mehrere Mails waren an Sie adressiert, Vigo.«
    »An mich? Aber ich habe noch nie eine Mail von diesem Typen erhalten«, wunderte ich mich und richtete mich in meinem Stuhl auf.
    »Aber er hat mindestens zwei Mails an Ihre Adresse gesandt.«
    »Warum habe ich sie nicht erhalten?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht wurden sie von Dermod abgefangen. Oder vielleicht haben Ihre falsche Eltern Ihre Post kontrolliert …«
    Wenn ich es recht bedachte, war es durchaus möglich. Zumindest war es die einleuchtendste Erklärung. Meine Eltern und ich hatten den gleichen Rechner, und ich hatte mich mehrere Male wie ein misstrauischer Teenie gefragt, ob meine Mutter wohl meine Post las.
    »Die erste Mail«, fuhr Lucie fort, »betrifft den SEAM-Turm, und man spürt deutlich die … ähm … mörderische Besessenheit, die der gute Mann in Bezug auf dieses Gebäude pflegte. Die zweite betrifft einen mysteriösen Commandant L. Sie ist ein langes Pamphlet über eine Art Geheimagenten, das aber nicht sonderlich realistisch wirkt. Ehrlich gesagt, ist dieser Reynald vermutlich ziemlich durchgedreht, und es ist schwierig zu beurteilen, ob das, was er berichtet, einen Funken Realität enthält oder nicht. Aber es gibt noch viel Interessanteres. Wir haben eine dritte sehr, sehr eigenartige Mail gefunden. Stellen Sie sich mal vor, am Vorabend des Attentats hat Reynald an zwanzig Personen Mails geschickt, auch eine an Sie, Vigo.«
    »Und was stand in dieser Mail?«
    »Auch das ist höchst seltsam. Ziemlich bizarr. Es geht um nichts anderes als um unser berühmtes Protokoll 88, und der Inhalt bezieht sich auf andere Dinge, die an der Wand in Reynalds Wohnung hingen. Schauen Sie mal.«
    Die junge Frau reichte uns ein ausgedrucktes Blatt. Ich beugte mich über Louvels Schulter und las.
    Von: Gérard Reynald Datum: 7. August, 15:50 An: ungenannte Empfänger Betreff: Protokoll 88
    Transkranielle Augen, 88, die Zeit des zweiten Boten ist gekommen. Heute die Zauberlehrlinge im Turm, morgen unsere mörderischen Väter im Bauch, unter 6,3. Ich tue es für uns alle. Ich hoffe, ich gehe bis ans Ende. (Der zweite Engel blies seine Posaune. Da wurde etwas, das einem großen brennenden Berg glich, ins Meer geworfen. Ein Drittel des Meeres wurde zu Blut.) [Offenbarung, 8,8]
    »Was bedeutet dieses Kauderwelsch?«, flüsterte Louvel.
    Lucie zuckte die Achseln.
    »Der … der erste Satz«, stammelte ich. »Ich habe ihn kurz vor der Explosion im Turm gehört. Reynalds Gedanken. Er muss diesen Satz ständig

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