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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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hier ist – leider – ganz real.«
    »Auf jeden Fall ist Ihre Hilfe sehr wertvoll für mich. Ich weiß nicht, ob ich richtig verstehe, warum Sie das tun, aber ich danke Ihnen.«
    Louvel lächelte geheimnisvoll. Es schien ihm Spaß zu machen, ein bisschen rätselhaft zu wirken.
    »Lucie und ich tun unser Bestes, Ihnen zu helfen. Wir werden bestimmt bald die Wahrheit finden. Aber jetzt gehen wir erst mal schlafen. In den nächsten Tagen wartet viel Arbeit auf uns …«
    Ich nickte. Damien führte mich in sein sogenanntes Gästezimmer. Ich legte mich hin und schlief sofort ein.
69.
    Gleich am nächsten Tag einen Termin bei einem Verantwortlichen der EPAD zu bekommen gestaltete sich viel schwieriger, als wir gedacht hatten. Es lag hauptsächlich daran, dass sie für die Immobilien in La Défense zuständig war und infolge des Attentats vom 8. August noch tief in der Krise steckte, zumal verschiedene Abteilungen der EPAD im SEAM-Turm ihre Büros gehabt hatten. Die meisten Angestellten der EPAD waren bei dem Attentat umgekommen, und die Geschäftsleitung, die wir schließlich erreichten, zeigte sich im höchsten Maße genervt.
    Nach etwa fünfzehn Telefonaten gelang es Louvel dank seiner Überzeugungskraft, den Pressesprecher zu überreden, dass er sich am frühen Nachmittag mit uns treffen würde. Gut zwei Wochen nach dem Attentat hatte die EPAD es sicher nötig, das Image des Geschäftszentrums zu pflegen, denn nach einer solchen Katastrophe war es nicht nur wichtig, eine Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit in La Défense wiederherzustellen, sondern auch schnell neue Investoren zu finden, um die Zukunft des Viertels zu sichern. Trotz des Notstands schien die EPAD entschlossen zu sein, Journalisten nicht zu verärgern.
    So erwartete uns ein gewisser Monsieur Morrain am Boulevard Soufflot in Nanterre in den Büroräumen, die der Gemeinderat von Hauts-de-Seine der EPAD vorübergehend vermietet hatte.
    Marc, der bulimische Skeptiker der SpHiNx, der mich immer noch seltsam ansah, hatte uns falsche Presseausweise mitgegeben. Meiner stimmte natürlich mit meinen neuen Ausweisen überein. Monsieur Morrain zeigte sich weitaus neugieriger als Hauptmann Berger, was den Gegenstand unserer Untersuchung betraf, und Louvel erklärte ihm, dass wir für einen Dokumentarfilm auf France 2 recherchierten. Diese Lüge schluckte Morrain. Ich fühlte mich in den Büroräumen des Gemeinderates ziemlich unbehaglich. Auf meinen Kopf war immer noch eine Belohnung ausgesetzt, und ich wurde in ganz Frankreich gesucht. Louvel bestand darauf, dass ich eine Brille trug, denn seiner Meinung nach veränderte sie mein Aussehen. Das konnte mich nur teilweise beruhigen, aber immerhin so weit, dass ich bereit war, ihn zu begleiten.
    Monsieur Morrain – um die vierzig, eleganter Anzug und freundliches Lächeln – empfing uns herzlich in seinem Büro und gab uns einen detaillierten Überblick über die EPAD. Wir taten so, als interessiere es uns.
    »Wie Sie sicher wissen, besteht die Hauptaufgabe der EPAD darin, für den Staat und die Gebietskörperschaft die einhundertsechzig Hektar von La Défense auszubauen.«
    »Das ist sicher eine Heidenarbeit.«
    »Ja, das stimmt. Immerhin handelt es sich um das größte Geschäftsviertel Europas. Wir verwalten alles, was die Erschließung, die Infrastruktur und die Baugenehmigungen für La Défense anbetrifft. Aber damit ist unsere Aufgabe noch nicht zu Ende, denn wir kümmern uns auch um die täglichen Abläufe hier. Sie können sich denken, dass das Attentat vom 8. August für uns … nun ja, eine ernste Krise darstellt und uns Probleme bereitet, die bei weitem unser Vorstellungsvermögen übersteigen.«
    »Ich glaube Ihnen gern«, erwiderte Louvel mitfühlend. »Ich bin überrascht, dass Ihre Gesellschaft noch arbeitsfähig ist. Sie hatten doch im SEAM-Turm Ihre Büroräume.«
    »Wir haben leider viele Kollegen verloren. Meine eigenen Büroräume befanden sich auch im Turm, und es ist ein Wunder, dass ich Sie heute hier empfangen kann. Aber wir haben keine andere Wahl. Es gibt schließlich enorm viel Arbeit. Wir kümmern uns bereits um die Pläne für den Wiederaufbau. Sie haben bestimmt Verständnis dafür, dass ich wenig Zeit habe …«
    Seine Stimme verriet, dass sein Engagement nicht vorgetäuscht war, und ich fand, dass dieser Mann Mumm besaß, so schnell nach dem Attentat seine Arbeit wiederaufzunehmen.
    »Wir haben nicht vor, Ihnen Ihre Zeit zu stehlen«, erwiderte Louvel, »und wir sind

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