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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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noch etwas sagen konnten, erhob er sich und durchquerte sein Büro: eine ziemlich eindeutige Geste, uns vor die Tür zu setzen.
    Auch Louvel erhob sich. Ich warf ihm einen erstaunten Blick zu. Wollte er aufgeben? Es war doch eindeutig, dass der Kerl uns etwas vorenthielt. Da ich jedoch sah, dass Damien aufgab, fügte ich mich und stand ebenfalls auf.
    »Auf Wiedersehen, meine Herren«, sagte Morrain hastig, »und viel Glück mit Ihrem Dokumentarfilm.«
    »Ja, das können wir offensichtlich brauchen«, erwiderte ich und drückte ihm die Hand, ohne meine Enttäuschung zu verbergen.
    Ich entdeckte in seinem Blick so etwas wie Not oder Frustration. Er hielt meine Hand länger als erforderlich, als wolle er mich plötzlich nicht gehen lassen. Dann seufzte er tief und beugte sich zu mir.
    »Glauben Sie mir, ich … ich würde Ihnen wirklich gern helfen. Aber … Es tut mir leid, ich kann nicht.«
    Er ließ meine Hand los und schloss die Tür seines Büros hinter uns. Einen Moment blieb ich bestürzt stehen.
    Louvel gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Hastig verließen wir das Gebäude. Als wir im Freien waren, klopfte er mir freundschaftlich auf die Schulter.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Vigo, wir haben die Bestätigung gefunden, die uns gefehlt hat.«
    »Aber er wollte uns nichts sagen. Er hat uns nicht alles gesagt. Haben Sie seine Reaktion gesehen?«
    »Ja, habe ich. Wir wissen genau, dass die Pläne zu Räumen unter La Défense gehören und dass sie offenkundig geheim sind.«
    Ich schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Hauptmann Berger hat es uns gesagt. Aber es gibt Hunderte möglicher Orte, wie soll man den richtigen finden? Ich frage mich, weshalb er so reagiert hat.«
    »Vigo, ich glaube nicht, dass er aus Böswilligkeit so reagiert hat. Er schien sich offensichtlich in seiner Haut nicht wohl zu fühlen. Haben Sie bemerkt, wie er auf der Tatsache bestand, dass diese Räume nichts mit der EPAD zu tun haben? Er sagte: Es gibt einige Ausnahmen. Das bedeutet, dass diese Räume, von denen wir annehmen, dass sie etwas mit der Firma Dermod zu tun haben, von einer anderen Institution verwaltet werden. Aber von welcher?«
    »Und wie könnte man das erfahren?«
    »Man könnte dem Katasteramt einen Besuch abstatten.«
70.
    Nach einem Anruf bei Lucie bekam Damien im Nu die Informationen, die wir benötigten: Ein Teil des Grundbuchs von La Défense lag im Bürgermeisteramt in Puteaux, der andere in dem von Courbevoie zur Einsicht. Wir hatten uns die Aufgabe geteilt, und am Nachmittag war ich im Stadtplanungsbüro des Bürgermeisteramts von Puteaux. Louvel hatte lange gezögert, mich allein losziehen zu lassen, weil er fürchtete, dass ich in Gefahr sein könnte. Aber ich hatte darauf bestanden, weil ich unbedingt mit unserer Untersuchung vorankommen wollte, und er hatte schließlich nachgegeben. Vermutlich war er genauso begierig zu erfahren, was man uns zu verheimlichen versuchte.
    Ich hielt der Angestellten im Bürgermeisteramt meinen Presseausweis unter die Nase und wiederholte unsere Spruch, ich würde einen Dokumentarfilm über die unterirdischen Räume von La Défense vorbereiten. Daraufhin holte sie mir das Grundbuch und außerdem eine Akte zur gesamten Stadtplanung in dem Gebiet, das Puteaux unterstand. Man hatte mich in ein kleines orangefarbenes Zimmer geführt, in dem ich allein an einem großen Tisch saß, zwei riesige kartonierte Aktendeckel vor mir. Ich hatte ungefähr eine halbe Stunde lang die Pläne des Grundbuchs studiert, als ich auf einmal Zeichen einer erneuten Krise verspürte. Dieses Mal stärker. Erneut bekam ich Sehstörungen. Die Unterlagen verschwammen vor meinen Augen, verdoppelten sich, und ich spürte auch, wie mich dieses unerträgliche Schwindelgefühl erfasste, diese deprimierende Migräne. Ich lehnte mich fest gegen die Stuhllehne, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und schloss die Augen. In meinem Kopf entstand das Gemurmel, schwoll wellenartig an und schien aus allen vier Ecken des Raums zu kommen. Unbestimmt vermischte es sich mit den Erinnerungen, die mich quälten; meine falschen Eltern, Gérard Reynalds Wohnung, Bilder, Sätze, das Chaos, die Verwirrung, die Zeit des zweiten Boten ist gekommen, nehmen Sie Wein, Vigo? Der Chef ist ein Menschenfreund, Feuerberg, da wurde etwas, das einem großen brennenden Berg glich, ins Meer geworfen, deine Mutter und ich werden uns trennen, mein Kleiner.
    Ich schüttelte den Kopf, um diese Stimmen zu vertreiben, die sich immer stärker

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