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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Mrs.
Farnham ist keine Dame.«
    Ich bot ihr eine Zigarette an,
und sie schüttelte den Kopf. Ich bot ihr noch einen Drink an, und sie
schüttelte wieder den Kopf. »Nein, vielen Dank, ich muß jetzt wirklich gehen.«
Sie stand auf. »Ich muß in die Stadt zurück und...«
    »Selbstverständlich«, sagte
ich. »Ich fahre Sie hin.«
    »Das ist sehr freundlich von
Ihnen, Leutnant.«
    Fünf Minuten später saß sie
neben mir im Healy. »Wissen Sie was«, sagte ich. »Sie sehen gar nicht wie die
Ermittlerin eines Inkassobüros aus.«
    »Das ist ja auch das Geheimnis
meines Erfolges«, sagte sie bescheiden. »Ich glaube, das ist der wirkliche
Grund, warum ich mehr Erfolg habe als Joe Williams. Wie er seinen Hut immer auf
den Hinterkopf schiebt, sieht er genauso wie ein Inkassoschnüffler aus. Sie kennen
doch den Typ, Leutnant. Zynisch, und immer diese ordinären Bemerkungen. Die
Leute spüren schon, daß er kommt, wenn er noch einen Kilometer weit weg ist,
und verschwinden.«
    Wir hatten das Zentrum von Pine
City erreicht. »Wo kann ich Sie absetzen?« fragte ich.
    »Am Camille, wenn es
Ihnen nichts ausmacht. Es ist ein Restaurant.«
    Zwei Minuten später hielt ich
vor dem Restaurant an. Edna bedankte sich, zögerte dann ein bißchen und fügte
hinzu: »Würden Sie etwas dagegen haben, einen Augenblick mit hineinzugehen und
meinen Freund kennenzulernen, Leutnant? Wir könnten zusammen ein Glas trinken.«
    »Klingt sehr verlockend«, sagte
ich leicht mürrisch.
    Wir gingen in die Bar und
setzten uns auf unbequeme Hocker.
    »Er ist noch nicht da«, sagte
sie, indem sie sich umschaute. »Sie müssen schnell gefahren sein, Leutnant.«
    »Ich werde mir selbst eine
gebührenpflichtige Verwarnung ausstellen«, versprach ich ihr. »Was wollen Sie
trinken?«
    »Bitte, nur ein Cola. Das
Quantum Alkohol, das ich vertrage, habe ich schon intus.«
    Ich starrte sie an, bis ich
merkte, daß der Barkeeper mich anstarrte. »Scotch auf Eis, nur wenig Soda«,
sagte ich. Dann senkte ich die Stimme, damit mich auch niemand hörte, und fügte
hinzu: »Und einen Cola.«
    »Sehr wohl, Sir.« Einen
Augenblick lang schienen seine Augen mich in die Einzelteile zu zerlegen. »Den
Scotch für die Dame?«
    »Sie sind ’n Witzbold«, sagte
ich zu ihm. »Erinnern Sie mich daran, das Wechselgeld nachzuzählen.«
    Er brachte die Drinks, und ich
hob mein Glas. »Trinken wir auf Ihre wunderschönen blauen Augen, Edna«, sagte
ich. »Und ich hoffe, daß Ihr Freund sich auf dem Weg hierher ein Bein bricht.«
    Aber sie hörte nicht einmal zu.
Sie sah jemand über meine Schulter hinweg an, und ihre Augen strahlten heller
denn je. »Da kommt Vince!« sagte sie. Sie rutschte vom Barhocker und eilte ihm
entgegen. Ich wartete mehr oder weniger geduldig, während sie ihn über mich
aufklärte. Dann kamen die beiden zu mir.
    »Leutnant«, sagte Edna stolz,
»ich möchte Ihnen meinen Freund Vince Malone vorstellen. Vince, das ist Leutnant
Wheeler.«
    Ich sah ihn zuerst mal an. Er
war groß, muskulös und hatte glänzendes schwarzes Haar. Vielleicht eine Idee zu
gut aussehend, aber das würde Edna zweifellos als einen läßlichen Fehler
betrachten. »Habe Sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, Vince«, sagte
ich.
    »Ja, eine lange Zeit,
Leutnant.« Seine Stimme war völlig ausdruckslos.
    Edna schaute von einem zum
anderen. »Ihr beide kennt euch schon?«
    »Wir sind uns begegnet«,
stimmte ich zu.
    »Klar«,sagte Malone. »Wir haben
uns kennengelernt.«
    Ich trank aus. »Bitte,
entschuldigen Sie mich. Ich muß jetzt gehen.«
    »Klar«, sagte Vince Malone.
»Bis zum nächstenmal, Leutnant.«
    »Hoffentlich nicht, Vince«,
sagte ich freundlich.
    »Auf Wiedersehen, Leutnant.«
Ednas Stimme klang beunruhigt. »Vielen Dank, daß Sie mich in die Stadt gefahren
haben.«
    »Es war mir ein Vergnügen«,
sagte ich ihr, verließ das Restaurant und ging zu meinem Healy. Ich hielt es
für das beste, heimzufahren und die Wilder Platte noch einmal aufzulegen, die
mit dem Titel Let’s Get Together and Cry. Es war auch wirklich zum
Heulen!

DRITTES KAPITEL
     
    A m nächsten Morgen kam ich früh,
wenn auch nicht gerade strahlend ins Büro. Die Sekretärin des Sheriffs war
schon da. »Guten Morgen«, sagte sie und fuhr fort, ihre Fingernägel mit
Sorgfalt zu lackieren,
    »Guten Morgen«, erwiderte ich
geistesabwesend und zündete eine Zigarette an. Dann sah ich sie nochmals an.
    Sie hieß Annabelle Jackson, und
ich hatte sie in letzter Zeit vernachlässigt. Das war mein Fehler.

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