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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Sie war eine
Honigblonde mit einem Südstaaten-Akzent, aber ihre Figur besaß die universell
wirkende Anziehungskraft, gegen die Sprachgrenzen machtlos sind. Mit einem
Wort: sie war eine Wucht.
    »Da fällt mir ein, daß es schon
lange her ist, seit wir das letzte Rendezvous hatten«, sagte ich.
    »Ist mir gar nicht
aufgefallen«, gähnte sie.
    Ich versuchte es noch mal.
»Viel zu lange«, sagte ich.
    »Ansichtssache, Leutnant.«
Annabelle lächelte mich süß an. »Und außerdem hasse ich es, mit einer ganzen
Meute auszugehen.«
    »Was heißt hier Meute?« fragte
ich entrüstet. »Ich?«
    »Wenn’s losgeht, sind Sie
allein«, erklärte sie. »Aber bei mir endet’s immer damit, daß ich irgendwo in
einer Meute zurückgelassen werde. Entweder passiert ein Mord, oder Sie müssen
weg, einen Verdächtigen aufsuchen. Jedenfalls behaupten Sie das — ich habe
festgestellt, daß diese Verdachtspersonen immer weiblichen Geschlechts sind.«
    »Das bilden Sie sich nur ein,
Süße«, sagte ich vorwurfsvoll.
    »Ich habe noch keine Beulen im
Hirn«, antwortete sie eisig. »Jedes anständige Mädchen wird um seine Ehre
kämpfen, aber ich habe es satt, dazu überhaupt nie Gelegenheit zu haben.«
    »Bestimmen Sie die Nacht, und
ich werde, mit Ausnahme eines Schiedsrichters, für alles Notwendige sorgen«,
sagte ich.
    »Ich will mir’s überlegen«,
sagte sie allzu beiläufig. »Falls Sie zum Sheriff wollen, er ist in seinem
Büro.«
    »Warum ist denn heute morgen
alles so früh dran?«
    »Sie sind heute morgen früh
dran, Leutnant«, erklärte sie mit viel Geduld. »Alle anderen kamen wie sonst
auch.«
    Ich betrat das Büro des
Sheriffs und wartete, während er seine Zigarre anzündete. »Was haben Sie in
dieser Fahrerfluchtgeschichte erfahren?« fragte er mich schließlich.
    »Ich traf den nettesten
Inkassoagenten, den Sie sich vorstellen können«, antwortete ich.
    Lavers schloß langsam die Augen
und öffnete sie wieder, dann schüttelte er den Kopf. »Wheeler«, sagte er ernst,
»das hätte ich zuallerletzt von Ihnen erwartet!«
    »Eine weibliche
Inkassoagentin«, fügte ich rasch hinzu.
    Sein Gesicht hellte sich wieder
auf. »Ich habe mir einen Augenblick lang schon Sorgen gemacht. Von einem
Inkassobüro? Was hat denn das mit dem Fall Farnham zu tun?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es«,
beichtete ich.
    Ich berichtete ihm alles, was
sich zugetragen hatte, angefangen mit den vertraulichen Mitteilungen der
Empfangssekretärin der Werbefirma bis zu dem Augenblick, da Edna Bright mir
Vince Malone vorstellte.
    »Malone?« Lavers zeigte etwas
Interesse. »Ich dachte, der sitzt noch in San Quentin seine drei oder fünf
Jahre ab?«
    »Ich hoffe, daß er nicht
ausgebrochen ist, sondern auf Bewährung entlassen wurde. Sonst hätte ich
nämlich gestern abend meine Pflicht als Polizeibeamter vernachlässigt. Ich
hoffe, Sie werden mir vergeben.«
    »Pflichtverletzungen stehen bei
Ihnen ohnehin auf der Tagesordnung«, brummte er. »Banküberfall war es doch.
Nicht wahr?«
    »Er versuchte, eine Bank zu
überfallen«, sagte ich. »Aber statt dessen hat einer der Kassierer ihn
überfallen und zusammengeschlagen. Vince hatte eine Waffe bei sich, kam aber
nicht dazu, sie zu gebrauchen.«
    »Haben Sie sonst etwas
Interessantes — außer Vince Malone?« fragte der Sheriff.
    »Ich glaube, Mr. Joe Williams,
dieser zweite Mann im Außendienst, ist noch interessant«, meinte ich. »Ich
würde mich ganz gern mal mit ihm unterhalten.«
    »Nach dem, was diese Bright
sagte, scheint er ein bißchen einfältig zu sein«, knurrte Lavers. »Sie stöberte
Farnham ohne Schwierigkeiten auf, während Williams nicht einen Schritt vorwärts
kam.«
    »Erinnern Sie sich an den
bekannten Sherlock-Holmes-Dialog, Sheriff?« fragte ich ihn. »Er lautet ungefähr
folgendermaßen: Holmes: >Da kommen wir auf den interessanten Zwischenfall
mit dem Wachhund<. Watson: >Aber der Hund hat nicht gebellt.< Holmes:
>Das ist ja gerade das interessante daran.< So ähnlich hat es wohl
geheißen.«
    »Ich werde beißen«, sagte
Lavers ungeduldig.
    »Obwohl es so leicht war, hat
Williams es nicht geschafft. Ich möchte wissen, warum.«
    »Da gibt es ein ganz einfaches
Mittel; gehen Sie hin und fragen Sie ihn«, sagte Lavers.
    »Ja, Sir«, stimmte ich ihm zu.
»Wieviel Zeit soll ich Ihrer Meinung nach an diesen Fall verwenden?«
    »Nicht mehr als erforderlich«,
sagte er. »Aber ich möchte in dieser Angelegenheit gern ganz sichergehen. In
Dingen wie diesen habe ich Respekt vor Lee

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