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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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trinken«, sagte ich.
    »Danke«, antwortete sie. »Ich
dachte, Sie wollten mich in Ihrem Büro sprechen, Leutnant.«
    »Da würde es Ihnen nicht
gefallen«, versicherte ich ihr, während ich die Drinks zubereitete. »Sehr
trostlos. Und der Sheriff — der weiß ganz einfach hübsche Mädchen wie Sie nicht
zu schätzen.«
    »Danke für das Kompliment«,
sagte sie vorsichtig.
    Sie setzte sich auf die Couch
und schlug die Beine übereinander. Es waren nicht einfach nur hübsche Beine, es
waren makellos schöne Beine. Ich schaltete die Hi-Fi-Anlage ein, und eine
Alec-Wilder-Platte rutschte auf den Plattenteller. Dann setzte ich mich ihr
gegenüber in einen Sessel.
    Sie nippte an dem Scotch, den
ich ihr gerade gegeben hatte, und schüttelte sich ein kleines bißchen. Das
störte mich nicht; wenn der erste Scotch einmal unten ist, hören sie auf, sich
zu schütteln.
    Die Musik schallte aus den fünf
Lautsprechern, und sie zuckte zusammen, als hätte ich etwas getan, was ich
zumindest die nächsten zwei Stunden noch nicht vorhatte. »Ist Ihr Lautsprecher
in die Wand eingebaut?«
    »Fünf«, erklärte ich. »Wenn ich
genügend Geld zusammen habe, werde ich in die gegenüberliegende Wand drei
weitere einbauen.«
    »Wozu?«
    »Wegen der Raumklang-Wiedergabe
natürlich«, sagte ich.
    Sie zuckte die Schultern. »Ich
finde, es ist schon jetzt laut genug.«
    Ich saß in meinem Sessel und
dachte darüber nach. Aber ohne Erfolg; mir fiel einfach keine passende Antwort
ein.
    »Wie dem auch sei, Leutnant«,
sagte sie plötzlich, und ihre Stimme klang forsch. »Sie wollten mich einiges
fragen?«
    »Was haben Sie heute abend
vor?« fragte ich etwas heiser.
    Sie blickte nachdrücklich auf
ihre Uhr. »Ich habe eine Verabredung in der Stadt, um Viertel sieben. Er hat es
nicht gern, wenn er warten muß.«
    »Ihr Vater?« fragte ich, ohne
Hoffnung, ins Schwarze zu treffen.
    »Eigentlich nicht«, lächelte
sie. »Wenn es um ihn ginge, würde es mir nichts ausmachen, ihn ein bißchen
warten zu lassen.«
    »Die Auskünfte auf meine Fragen
sind recht kümmerlich«, sagte ich bedauernd.
    »Jetzt sprechen Sie wie ein
Polizeibeamter«, lächelte sie. »Seien Sie mir nicht böse, wenn ich sage, daß
ich Sie in dieser Eigenschaft vorziehe, Leutnant.« Sie runzelte einen
Augenblick die Stirn, während sie der Wilder-Platte zuhörte: »Hat das einen
Namen?« fragte sie.
    »Klar. Es heißt Mama never
dug this scene.«
    »Wo bleiben Ihre Fragen,
Leutnant?«
    »Also schön. Sie suchten Henry
Farnham«, sagte ich. »Statt dessen fanden Sie Mrs. Farnham. Stimmt’s?«
    »Nun, nicht ganz«, antwortete
sie. »Ich fand ihre Wohnung, aber sie waren beide nicht zu Hause. Der
Hausmeister gab mir die Anschrift ihrer Firma, und ich ging hin, um mit ihr zu
sprechen. Es war einer der leichtesten Aufträge, die ich seit langer Zeit
gehabt hatte. Ich kann einfach nicht verstehen, warum Joe Williams es nicht
schaffte.«
    »Joe Williams?«
    »Das ist meine bessere Hälfte
im Außendienst«, erklärte sie eingehend. »Wir teilen uns den Außendienst. Mr.
Cole übergab Joe den Farnham-Auftrag eine Woche vorher, aber er hatte kein
Glück. Mr. Cole wurde ärgerlich und übergab den Auftrag mir.«
    »Was sagte Mrs. Farnham, als
Sie ihr erklärten, wer Sie sind?« fragte ich.
    Edna Bright verzog mißbilligend
die Lippen. »Sie hat einfach gelacht«, sagte sie ohne Umschweife. »Sie erklärte
mir, eine Frau sei für die Schulden ihres Mannes nicht verantwortlich, und wenn
wir auch nur einen halben Dollar aus ihrem Mann herausbekämen, hätten wir mehr
Glück als sie. Ich finde, eine Frau sollte nicht in dieser Weise von ihrem Mann
sprechen. Sie nicht auch?«
    »Vielleicht hatte sie ihre
Gründe«, sagte ich. »Was geschah dann?«
    »Dann fragte ich sie, wo ich
ihren Mann finden könnte, und sie antwortete, ich sollte es in der nächsten Bar
versuchen. Aber das war im Grunde unwichtig — ich hatte Farnhams Anschrift
festgestellt. Die Anwälte konnten den Fall von da an weiter übernehmen.«
    »War Mrs. Farnham überrascht,
als Sie ihr von den Schulden ihres Mannes in San Francisco berichteten?«
    »Ich glaube nicht. Sie sagte,
wahrscheinlich habe er im ganzen Land Schulden. Sie sagte auch noch, unsere
Kunden hätten so wenig Aussicht, ihr Geld zurückzubekommen, wie...« Edna wurde
rot. »Sie drückte sich sehr unhöflich aus!«
    »Erzählen Sie«, sagte ich
fasziniert.
    »Na ja — wie ich meine
Unschuld. Nur daß sie es noch etwas ordinärer ausdrückte, Leutnant.

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