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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Arbeit nur mit Mühe schafften. Auch zu dritt war das dreckige Geschirr im wahrsten Sinne des Wortes ein Riesenberg Arbeit.
    »Martha«, sprach er eine der Frauen an. Sie war ein paar Jahre jünger als Annalena. Unter ihrer weißen Haube schauten blonde Locken hervor und die Schürze, die sie über ihrem braunen Kleid trug, wies zahlreiche Wasserflecken auf.
    »Ja, Herr Küchenmeister?«, entgegnete sie mit einem fröhlichen Lächeln.
    »Das ist Annalena, die neue Scheuermagd. Zeig ihr, was sie zu tun hat.«
    »Mit dem größten Vergnügen, Herr Küchenmeister.« Sie knickste höflich, aber bei ihr hatte jede Bewegung und jedes Wort etwas Spöttisches an sich, das Annalena nie an den Tag zu legen gewagt hätte. Der Küchenmeister schalt sie deswegen allerdings nicht, sondern machte ohne weitere Worte kehrt und ging zu den Köchen.
    »Also ich bin die Mardha. Du bist nisch von hier, noor?«
    In ihren Worten schwang ein bisschen Dialekt mit, doch wie Annalena gerade eben noch gehört hatte, konnte sie auch anders sprechen. Der Küchenmeister redete so wie die Leute im Norden, dass er ein echter Sachse war, wagte Annalena zu bezweifeln. Seine Untergebenen hatten sich offenbar seiner Art zu sprechen angepasst. Oder er hatte es ihnen mit dem Kochlöffel beigebracht? Diese Vorstellung brachte Annalena zum Schmunzeln. »Nein, ich komme aus dem Mecklenburgischen. Mein Vater wohnte in Lübz.«
    »Nie gehört.« Martha zuckte mit den Schultern, dann deutete sie auf den Abwasch. »Damit wirst du anfangen. Sieh dich vor mit dem Porzellangeschirr, es ist sehr teuer, und der Küchenmeister verpasst dir eine Maulschelle, wenn du nur eines davon fallen lässt.«
    Annalena ließ den Blick über die Teller, Schalen, Tassen, Kännchen und andere Behältnisse schweifen, deren Namen sie nicht einmal kannte. Ihr fiel das Gespräch mit Seraphim ein. Offenbar liebte auch dieser Herrscher das Porzellan, dabei sah es nicht einmal so besonders aus. Es war weiß wie Schnee, ja, aber Annalena konnte nicht erkennen, was daran so kostbar sein sollte. Schalen aus Ton konnten weiß angemalt werden und kosteten gewiss nicht so viel wie Porzellan. Aber vielleicht war der hohe Preis ja genau das, was die Fürsten und Könige daran schätzten.
    »He, dräumst de oder was?« Martha knuffte sie mit dem Ellbogen.
    »Nein, ich habe nur …«
    »Mach dich besser an die Arbeit, ehe dich der Küchenmeister beim Träumen erwischt. Er schätzt es nicht, wenn Zeit vergeudet wird.« Martha lächelte Annalena zu und begab sich dann wieder an ihren Platz.
    Annalena machte sich ebenfalls an die Arbeit und stellte fest, dass man, wenn man nur achtgab, nichts fallen zu lassen, bei dieser monotonen Beschäftigung herrlich nachdenken konnte. Sie hatte wirklich Glück, hier sein zu dürfen.

    Am Nachmittag, als das Geschirr fertig war, führte Martha sie in die Orangerie, in der im Winter die Küchenkräuter in großen Tontöpfen gezogen wurden.
    Ein berauschender Duft schlug ihnen entgegen. Einige der seltsamen Bäumchen, die sich dort in großen Kübeln drängten, hatten weiße Blüten, wie Annalena sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ihr Geruch mischte sich mit den Aromen der Kräuter. Annalena war überrascht, dass Kerbel, Petersilie, Rosmarin und Majoran hier tatsächlich auch im Winter wuchsen. Außer diesen Kräutern gab es noch andere wie Pomeranzen, Lorbeer, Salbei und Mangold. Es hätte Annalena nicht verwundert, wenn in einem der Töpfe eine Alraune stecken würde.
    »Im Sommer werden die Kräuter draußen im Küchengarten gezogen, doch der Frost hat die meisten Pflanzen absterben lassen. Da es die hohen Herren schätzen, wenn ihre Speisen gewürzt sind, müssen wir dafür sorgen, dass das gewünschte Kraut stets da ist. Einiges kann man trocknen, aber dann verliert es den Geschmack.«
    Annalena fragte sich, ob die Kräuter auch zu Heilzwecken angewandt wurden. Sie kannte einige Verwendungsmöglichkeiten für die angebauten Pflanzen, doch wahrscheinlich vertraute man in einer großen Stadt wie Dresden eher auf einen Apotheker. Also schwieg sie, merkte sich jedoch, was hier alles wuchs, für den Fall, dass sie selbst mal ein Zipperlein plagte.
    »Wir beide werden abwechselnd die Kräuter gießen und Unkraut zupfen. Zum Trocknen wird meist im Frühjahr und Sommer geerntet, diese Pflanzen hier sind nur für den frischen Gebrauch. Ginge auch nicht anders, denn wie du sehen kannst, sind sie nicht so tiefgrün wie echte Sommerkräuter.« Offenbar verstand Martha

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