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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Magengeschwüren.
    »Heinrich, wen bringt Ihr mir da?«, fragte er, während er sich aus einem Döschen etwas Schnupftabak nahm und zu Gemüte führte. Anschließend unterzog er Annalena einer gründlichen Musterung.
    Sie war sich bewusst, dass sie keinen besonders repräsentativen Eindruck abgab. Der Staub der vergangenen Tage war tief in ihre Kleider und auch in ihre Haut eingezogen. Ihre Haare waren verfilzt und würden nur mit einem feinen Kamm in Ordnung gebracht werden können. Der Gedanke daran, dass Johann ihr bei ihrer ersten Begegnung geraten hatte, einen Kamm zu kaufen, versetzte ihr einen kleinen Stich, doch sie wurde von dem Gespräch schnell abgelenkt.
    »Das ist Annalena Habrecht aus Berlin«, stellte Heinrich sie vor. »Ich wollte sie Euch als Dienstmagd anempfehlen.«
    Der Hofmarschall schürzte nachdenklich die Lippen. »Und welche Reputation hat sie?«
    Annalena glaubte, dass der Hofmarschall die Frage an sie richtete, immerhin sprachen hohe Herren Niedergestellte auf diese Weise an, doch Heinrich versetzte ihr unmerklich einen kleinen Stoß, der bedeutete, dass sie besser schweigen sollte.
    »Sie hat bei einem Berliner Kaufmann gedient, bis ein Heiratsversprechen sie dazu bewogen hat, aus dem Dienst auszuscheiden. Leider war der Mann nicht so ehrenvoll wie gedacht, so dass es sie nun nach Dresden verschlagen hat, wo sie eine Anstellung sucht. Da ich als Kammerdiener ein wenig Einblick in die Zahl des Personals habe, ersuche ich Eure Gnaden untertänigst, sie als Magd in die Dienste Ihrer Majestät aufzunehmen.«
    In Annalenas Ohren klang dieses Gesuch furchtbar umständlich, doch ihr Begleiter hatte damit offenbar genau den richtigen Ton getroffen.
    »Wie kommt Ihr zu dieser Person, Heinrich?«, fragte der Hofmarschall interessiert und lehnte sich auf seinem prunkvollen, samtbezogenen Stuhl zurück. Die Locken seiner Perücke verfingen sich dabei an einer Tresse seines Rockes, aber das schien er nicht zu bemerken.
    Heinrich blickte zu Annalena, als wollte er fragen, ob es ihr recht sei, dass er die Umstände erklärte. Sie nickte ihm zu, und er antwortete daraufhin ganz ehrlich: »Sie hat gestern meinem Sohn das Leben gerettet.«
    Der Hofmarschall betrachtete sie daraufhin wieder schweigend, und als er schließlich sprach, hatte Annalena keine Zweifel, dass diesmal wirklich sie gemeint war. »Dann ist Sie wohl eine couragierte Person, nicht wahr?«
    »Es ist unsere Christenpflicht, unseren Mitmenschen zu helfen«, antwortete sie, worauf ihr Gegenüber nickte und sich dann wieder nach vorn beugte, um die Hände auf der Tischplatte zu falten.
    »Nun gut, das allein wäre noch kein Grund, Sie in Diensten zu nehmen, aber weil der Herr Heinrich sich für Sie einsetzt, werden wir Sie der Küche zuteilen. Wie mir der Küchenmeister sagte, braucht er ein paar Spülmägde.« Damit wandte er sich wieder an Heinrich. »Bringt sie zum Küchenmeister, aber sorgt dafür, dass sie sich vorher vernünftig kleidet. Und eine Haube soll sie aufsetzen. Ihr wisst, dass es die Herrschaften hassen, Haare in der Suppe zu finden, zumal solche schwarzen.« Mit einer Geste seiner Hand entließ er sie.
    »Vielen Dank, Herr Hofmarschall«, sagte Heinrich und verneigte sich. Annalena tat es ihm gleich, dann zog sie ihr Begleiter nach draußen.
    »Wenn du dich anständig verhältst und fleißig bist, ist dein Bleiben hier so gut wie sicher«, versicherte er ihr, während sie sich auf den Weg zu einem anderen Gebäude machten. Es war die Waschküche, wie Annalena an dem heißen Dunst erkannte, der ihnen entgegenschlug. Dort ließ Heinrich ihr neue Kleider bringen und Annalena zog sich in Windeseile hinter einem der aufgespannten Laken um. Als sie fertig war, brachte Heinrich sie in die Küche. Diese war heller, als es Annalena erwartet hatte. Durch große, teilweise beschlagene Fenster fiel Licht in den Raum, der von warmem Dampf und vielerlei Gerüchen erfüllt war.
    Das Erste, was ihr hier ins Auge fiel, war eine riesige Esse, in der mehrere Kessel von ungeheurem Ausmaß hingen. Die Ketten waren unterschiedlich hoch eingestellt, je nachdem, wie schnell die jeweilige Speise garen sollte. Wenn man nur wenige Schritte in den Raum vordrang, schlug einem bereits eine regelrechte Höllenglut entgegen, so warm war es.
    Ihr Begleiter schien daran nichts zu finden, auch die Köche, Mägde und Küchenjungen, die hier arbeiteten, mussten sich an die Hitze gewöhnt haben. Im ganzen Raum herrschte geschäftiges Treiben, und bereits auf den

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