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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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oder später am Galgen landeten. Aber er würde die echte Kunst erlernen!
    »Gibt es einen Weg, das Arkanum herzustellen?«, fragte er und umfasste die kleine Phiole so fest, als könnte sie ihm im nächsten Augenblick wieder entrissen werden.
    »Sicher gibt es den, doch den kennen nur die großen Adepten«, entgegnete Lascarius, verkorkte seine Phiole wieder und ließ sie in seinem Ärmel verschwinden. »Nur die Besten sind würdig, das Rezept zu erfahren. Ich bin in seinem Besitz, doch bis ich es Ihm gebe, wird noch Zeit ins Land gehen.«
    Johann fragte sich, ob er dafür wieder eine Prüfung bestehen sollte, doch bevor er nachfragen konnte, sagte Lascarius: »Lasse Er mich jetzt allein. Es ist spät und ich muss meine Gebete sprechen. Morgen kann Er sich um dieselbe Zeit wieder hier einfinden.«
    Johann nickte, obwohl sein Geist voller Fragen war, aber er hatte gelernt, dass Ungeduld im Umgang mit Lascarius nicht hilfreich war. Alles brauchte seine Zeit, und wenn sie gekommen war, würde der Geschmack des Triumphes umso süßer sein.

9. Kapitel
    A us den geheimen Aufzeichnungen des Johann Friedrich Böttger:
    Lascarius’ Worte vom Wohlwollen der Götter irritieren mich. Sollte ich es vielleicht nicht haben? Meine erste heimliche Transmutation in der vergangenen Nacht ist missglückt. Mit dem Arkanum, das mir Lascarius überlassen hat, konnte ich wohl ein goldfarbenes Metall erschaffen, doch dieses war kein echtes Gold.
    Sosehr mich das enttäuscht, sage ich mir gleichwohl, dass ich mit meiner Ausbildung erst begonnen habe. Vielleicht war es töricht zu glauben, ohne Anleitung zum Erfolg zu kommen. Der Mönch wollte mir mit dem Geschenk sein Vertrauen beweisen, er wollte mir zeigen, dass er voll Glauben an mein Können ist. Gewiss habe ich einen Fehler begangen oder gar das falsche Verfahren angewendet. Ich darf jetzt nicht ungeduldig werden.
    Eine Woche Zeit bleibt mir, um den rechten Umgang mit dem Stein der Weisen von Lascarius zu erlernen. Dann will er eine Transmutation sehen, eine Art zweite Prüfung. Ich sage mir, dass mir deswegen nicht bange sein muss, denn ich vertraue auf Lascarius und meine Fertigkeiten. Und so werde ich mir die Freiheit herausnehmen, meinen Gönner zu diesem Experiment einzuladen …
    Schritte vor der Tür schreckten Johann aus seiner Niederschrift. Schnell ließ er das Heftchen in seinem Hemd verschwinden und legte sich eines seiner Bücher auf den Schoß.
    Als Schrader eintrat, fand er seinen Kameraden in der Pose des begierig Lernenden vor, der sich augenscheinlich an seinen Büchern festgebissen hatte. Doch Schrader blickte nicht so drein, als würde er ihm dieses Possenspiel noch länger abnehmen. War Röbers Gehilfe vielleicht so unvorsichtig gewesen, Schrader den Geldsack zu übergeben?
    »Ein Brief ist soeben für dich angekommen«, sagte er und warf ihm ein Kuvert auf die Buchseiten. Ein Blick genügte, um Johann zu zeigen, dass es nicht das Geld war. Er drehte den Brief herum und erkannte sogleich das Wappen. Es gehörte seinem Bekannten Kunckel. Wahrscheinlich wollte er sich danach erkundigen, wie seine Studien verliefen. Johann war selbst noch nicht dazu gekommen, ihm zu schreiben, und nun war er dankbar dafür, denn er musste Kunckel jetzt nicht mehr um Geld bitten. Obwohl er diesmal endlich Fortschritte vorweisen könnte!
    Seiner Neugier folgend wollte er den Brief schon aufreißen, doch noch immer spürte er Schraders misstrauischen Blick auf sich.
    »Was gibt es?«, fuhr er ihn an.
    »Du machst wieder Gold, nicht wahr?«, entgegnete Schrader und verschränkte die Arme vor der Brust. »Kunckel stiftet dich dazu an, es zu tun.«
    Johann ließ den Brief sinken und atmete tief durch. »Das geht dich nichts an«, war alles, was er dazu sagen konnte.
    »Und ob es mich etwas angeht!«, entgegnete Schrader mit ungewohnter Hitzigkeit. »Ich habe es schon lange geahnt und gestern habe ich dich erwischt, wie du erst spätabends wiedergekommen bist und dich in den Keller geschlichen hast. Du hast experimentiert!«
    Johann war sich sicher gewesen, dass niemand ihn bemerkt hatte, doch offenbar hatte er sich in Schrader getäuscht. Er war nicht nur schlau und hatte gute Ohren, er hatte auch keine Skrupel, dem älteren Freund nachzuspionieren.
    »Du weißt, dass Zorn dir die Ohren vom Kopf reißen wird, wenn er es mitbekommt«, fuhr Schrader fort, als eine Antwort ausblieb. »Du hast das Laboratorium gründlich gereinigt, so dass er keinen Verdacht schöpfen wird, doch früher oder

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