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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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und ein paar Krähen zogen über ihnen ihre Kreise und in der Ferne muhten ein paar Kühe.
    »Wie weit ist Eure Forschung gediehen?«
    »Sagt Euch der Name Lascarius etwas?« Böttger verlieh seiner Stimme einen bedeutungsschwangeren Klang.
    Röber überlegte kurz und nickte. »Der Abenteurer mit den tausend Gesichtern. Er soll einer der letzten wahren Adepten der Alchemie sein. Ist er etwa in der Stadt?«
    »Nicht nur das«, entgegnete Böttger, machte bewusst eine Pause und blickte zum Kaufmann hinüber. Er wirkte angespannt, beinahe wie die Feder eines Uhrwerks. Bevor Röber die Geduld verlieren und nachfragen konnte, rückte Böttger mit der Sprache heraus. »Er hat mich zu seinem Lehrling gemacht.«
    Röbers Augen weiteten sich. Er hatte so einiges von dem Burschen erwartet, aber nicht das. »Er hat Euch zu seinem Lehrling gemacht?«, wiederholte er ungläubig, worauf Böttger nickte.
    »Das hat er. Und mehr noch. Er hat versprochen, mich schon bald in das große Geheimnis einzuweihen. Allerdings fürchte ich, dass die Ausrüstung, die mein Freund in seinem Labor besitzt, nicht ausreichend ist, um neue Kenntnisse in die Tat umzusetzen.«
    Röber war für einen Moment zu beeindruckt, um etwas zu sagen. Doch seine Gedanken hielt das nicht auf. Als hätte er einen Abakus in seinem Verstand, begann er sogleich, eine Rechnung aufzustellen.
    Lascarius wurde nachgesagt, den Stein der Weisen zu besitzen, mit dessen Hilfe er schon einige hundert Jahre alt geworden sein sollte. Ihn als Lehrmeister zu haben, bedeutete für Böttger nichts anderes, als dass er eines Tages in seine Fußstapfen treten würde. Dadurch würde ihm nicht nur ewige Jugend sicher sein, sondern auch Gold. Sehr viel Gold. Und was bedeutete das für seinen Gönner? Nichts anderes, als dass er all diese Göttergaben mit ihm teilen musste, denn er stand in seiner Schuld.
    »Nun, was das angeht, kann ich Euch helfen«, sagte Röber schließlich, als er sich von seinem Staunen erholt hatte. »Ich kann Euch dreihundert Taler leihen, das müsste reichen, um das Laboratorium in einen geeigneten Zustand zu bringen. Bedingung ist allerdings, dass ich bei einer Transmutation zuschauen kann.«
    »Natürlich, Ihr könnt jederzeit zusehen«, entgegnete Böttger und konnte nur schwer mit seiner Freude hinter dem Berg halten. Ganze dreihundert Taler.
    »Dann wären wir uns ja einig«, entgegnete Röber und reichte ihm die Hand. »Ich werde Euch das Geld von meinem Gehilfen überbringen lassen und erwarte das gleiche Stillschweigen darüber, wie Ihr meines erhalten werdet.«
    »Vielen Dank, Monsieur Röber. Ich werde Euch Bescheid geben, sobald die Transmutation stattfinden kann.«
    »So sei es!«
    Die beiden Männer schüttelten sich die Hände und saßen dann wieder auf, um wenig später zurück in Richtung Stadt zu sprengen.

    Nachdem Johann vom Ausritt mit Röber zurückgekehrt war und seine Arbeiten in der Offizin erledigt hatte, führte ihn sein erster Weg zu seinem Freund Siebert.
    »Rück schon mal die Tische beiseite und räum auf, demnächst können wir uns neue Apparaturen leisten«, rief er ihm zu, als er in die von chemischen Dämpfen geschwängerte Dunkelheit des Laboratoriums trat.
    Siebert legte seine Stirn in Falten. »Hast du einen Goldesel gefunden oder was?«
    »Kann man so sagen.« Johann lächelte zufrieden. »Wir haben einen Gönner, einen reichen Gönner, der uns helfen wird, unser Ziel zu erreichen.«
    »Und wer soll das sein? Etwa Lascarius?«
    »Nein, der nicht, obwohl ich ihm zutraue, in seiner Kiste einen Batzen Goldstücke zu haben. Nein, es ist der Kaufmann Röber. Du kennst ihn sicher.«
    Siebert nickte. Der Name Röber war in Berlin ein Begriff, nicht nur, weil er ein reicher Kaufmann war, sondern weil es hieß, dass er einige Alchemisten fördern würde.
    »Aber du solltest dir darüber klar sein, dass er alles auf Heller und Pfennig wiederhaben will.« Auch das erzählte man sich von Röber.
    »Er wird es bekommen, denn ich bin mir sicher, dass Lascarius uns an das ersehnte Ziel bringt. Das große Ziel!«
    Dagegen konnte auch Siebert nichts sagen, immerhin war er derjenige, der den Mönch, Mystiker, Alchemisten und was er sonst noch war, auf ihn gebracht hatte.
    »Morgen sollen wir das Geld erhalten, und ich denke, dass wir uns zu allem anderen auch einen Krug Wein im Wirtshaus gönnen sollten, um die glückliche Fügung zu feiern.« Damit verabschiedete Johann sich und marschierte schnurstracks zum Goldenen Hirschen, wo er von

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