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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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denn er begann, ohne weiter nachzufragen, die Pferde zu füttern.
    Annalena kehrte ins Haus zurück, wo Hildegard sie bereits erwartete. Kopfschüttelnd machte sie ihr klar, dass Marlies auch nicht draußen war.

    Auch Röber hatte ein Schreiben von Kunckel bekommen. In diesem bat er wie schon einige Male zuvor um ein wenig Zuwendung für seine Forschungen. Der Gewürzkrämer lächelte, als er die feingeschwungene Schrift betrachtete. Kunckel schrieb ihm in solch süßen Worten, als würde sein Durchbruch kurz bevorstehen. Dabei wusste Röber längst, dass der Schüler den Meister übertroffen hatte, sprich, dass Böttger, obwohl er seine Forschungen gerade erst wieder aufgenommen hatte, schon weiter war, als der verarmte Adelige.
    Sollte er die Geldsendungen an Kunckel vielleicht einstellen? Sicher waren seine Taler bei Böttger besser angelegt. Doch die angeborene Vorsicht des Kaufmanns ließ ihn von diesem Plan Abstand nehmen. Zwei Goldmacher waren besser als einer. Wo einer versagte, konnte der andere Erfolg haben.
    Röber ließ das Papier sinken und legte es auf seinem Schreibtisch ab. Allzu viel würde er Kunckel nicht schicken, aber genug, damit er ihm verbunden blieb. Er griff also nach Papier und Federkiel und setzte eine Antwort auf. Dieser legte er eine Zahlungsanweisung bei und beglaubigte sie schließlich mit seinem Siegel.
    Als er fertig war, wollte er nach Paul rufen, doch dann beschloss er, selbst in die Stadt zu gehen und das Schreiben bei der königlichen Post aufzugeben. Dabei konnte er auch gleich Böttger aufsuchen und ihm sein Salär zukommen lassen.
    Er zog seinen zweitbesten Rock über und verstaute darin den Brief und ein Geldsäckchen mit Dukaten und mehreren Wechseln. Mit Stock und Hut verließ er anschließend sein Arbeitszimmer.
    Aus der Küche konnte er es klappern hören, und dieses Geräusch erinnerte ihn an gestern Abend.
    In der vergangenen Nacht war er mit Marlies aneinandergeraten, nicht auf die sonst übliche Weise, sondern in einer, die er nicht für möglich gehalten hätte. Sie hatte tatsächlich den Mut besessen, sich ihm bei ihrem nächtlichen Treffen im Stall entgegenzustellen und ihm zu sagen, dass sie ein Kind erwartete.
    Das überraschte Röber nicht weiter, denn sie hatten es in den vergangenen Monaten ziemlich oft miteinander getrieben. Manchmal hatte es sogar den Anschein gehabt, als würde sie Gefallen daran finden. Nie hatte sie sich geweigert, ihm zu Willen zu sein, es sei denn, die monatliche Unpässlichkeit hatte sie überfallen.
    Doch es war eine Überraschung gewesen, als sie plötzlich forderte, dass er sie zur Frau nehmen und das Kind anerkennen sollte. Als ob er eine Magd heiraten würde! Was würden die Leute denken, wenn er das täte?
    So hatte er ihr in aller Seelenruhe gesagt, sie solle sich zum Teufel scheren, und war dann aus dem Stall verschwunden. Ob sie seiner Aufforderung nachgekommen war, wusste er nicht. Er hatte sie am heutigen Tag noch nicht gesehen, aber wahrscheinlich hatte sie sich wieder in ihre Kammer verkrochen. Was er mit ihr tun sollte, wusste er nicht, er verließ sich darauf, dass Hildegard sie davonjagte, wenn es ruchbar wurde. Immerhin hatte er sie zur Haushälterin erhoben, das war mehr, als gealterte Dienstmägde erwarten konnten.
    Obwohl er dieses Themas eigentlich überdrüssig war, zog es ihn doch in die Küche. Er wollte sehen, ob sie da war. Vor der Tür blieb er stehen und ließ seinen Blick schweifen. Marlies war nicht da, Hildegard ebenso wenig, dafür aber Annalena.
    Sie stand am Tisch und knetete einen Teig. Die Art, wie ihr Busen dabei in Wallung geriet, ließ Röber den Mund trocken werden. Ein hübsches Ding, dachte er bei sich, gerade die rechte Nachfolgerin für Marlies. Sicher, sie war ein wenig spröder und verschlossener, aber er würde den rechten Schlüssel für sie schon finden. Vielleicht würde sie sogar daran Gefallen finden, wenn er sie ein wenig züchtigte. Die Situation in seinem Kabinett hatte ihn jedenfalls hoffnungsfroh gestimmt. Und nun stand sie da, so ahnungslos von allem, was durch seinen Kopf ging …
    Das Läuten der Türglocke riss ihn aus seinen Gedanken. Rasch wandte er sich um und ging in den Verkaufsraum. Der Laufbursche eines Adligen war da mit einer Liste von Gewürzen, die sein Herr für ein kommendes Bankett wünschte. Röber nahm ihm den Zettel ab und legte ihn auf den Tresen, dann folgte er ihm nach draußen.

    Der Tag verging, und mit jedem Sandkorn, das durch das Stundenglas

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