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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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niemand kennen wird, stehen eure Chancen, es zu bekommen, sehr gut. Außerdem wird Seine Majestät sich auch dergestalt erkenntlich zeigen, dass er Euch gewisse Einbußen und Spesen während der Reise ausbezahlt.«
    Er könnte mir die Taler, die ich Böttger in den Rachen geworfen habe, ersetzen, ging es Röber durch den Kopf, doch diesen Gedanken sprach er nicht aus. Wenn der König wirklich so generös war, würde das, was er ihm bezahlte, reichen, um den Verlust auszugleichen. Und wenn sie Böttger erst einmal in Gewahrsam hatten, würde er ihn seine Schulden zurückzahlen lassen, und zwar auf Heller und Pfennig.
    »Also gut, gebt mir zwei Tage, damit ich alles regeln kann.«
    »Einen Tag«, entgegnete der zweite Fremde. »Wir erwarten Euch morgen um diese Zeit wieder hier. Und kein Wort zu Eurem Personal. Ihr macht eine Reise, etwas anderes brauchen sie nicht zu wissen. Habt Ihr das verstanden?«
    Protest stieg in Röbers Kehle auf, doch er schluckte ihn wieder hinunter. Schließlich sprach er mit Beauftragten des Königs. »Verstanden. Ich werde da sein.«
    Die beiden Männer nickten, dann führten sie ihn zur Tür. Ihre Namen kannte er noch immer nicht, wahrscheinlich wollten die misstrauischen Kerle sichergehen, dass er sie niemandem verriet oder gar Böttger zukommen ließ. Doch Namen waren eh Schall und Rauch, und so verließ Röber ohne weitere Worte das Haus.
    Während er dem Klang seines Atems und seiner Schritte lauschte, legte er sich ein paar Sätze zurecht, mit denen er Paul und Hildegard seine Reise glaubhaft machen konnte.

Viertes Buch Königsliebe
    Wittenberg/Dresden, Winter 1701
    14. Kapitel
    A us den geheimen Aufzeichnungen des Johann Friedrich Böttger:
    Ich habe mich so sehr geirrt! Hier in Wittenberg glaubte ich, Frieden zu finden, doch dies war ein Trugschluss.
    Bereits unsere Ankunft in der Stadt war von einem schrecklichen Omen überschattet. Professor Kirchmaier, bei dem wir Zuflucht suchen wollten, ist verstorben, nur wenige Monate zuvor. Seine Frau und sein Sohn waren nicht imstande, uns aufzunehmen, aber sie verschafften uns eine Unterkunft in einer Schenke, die auch häufig von Studenten frequentiert wird. Ich selbst trug mich mit dem Gedanken, mich an der Universität einzuschreiben, doch es kam anders.
    Ich weiß nicht, woher sie wussten, wo sie uns finden konnten. Eines Nachmittags, als Annalena zum Markt unterwegs war, kamen sie. Sie drängten durch die Tür, packten mich und verlangten, dass ich beim Amtshauptmann vorspreche. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu fügen. Draußen sah ich Annalena gerade die Straße hinaufkommen, doch ich gab ihr durch ein Zeichen zu verstehen, dass sie nicht eingreifen solle. Ich wollte nicht, dass sie ebenfalls in Gefahr geriet. Ich sah ihren fassungslosen Blick, der sich jedoch schon bald in Entschlossenheit wandelte. Ich weiß, dass sie mir helfen wird. Irgendwie.
    Wir strebten dem Elbeturm, der zum Wittenberger Schloss gehört, zu. Er erhob sich finster und drohend vor der Kulisse des grauen Novemberhimmels. Der Winter war nicht mehr weit, ab und an ließ er die Stadt bereits mit eisigen Stürmen spüren, was ihr in den kommenden Monaten bevorstehen würde. So auch an diesem Tag.
    Die Stube des Amtmannes jedoch war warm. Ein Feuer flackerte im Kamin und gab dem Gesicht des Mannes einen rosigen Schein.
    »Uns ist zu Ohren gekommen, dass Er jener Goldmacher ist, der aus den Preußenlanden entfloh und hier nun Unterschlupf gesucht hat. Stimmt das?«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Der Mann schien bestens über mich Bescheid zu wissen, und vorzugeben, dass ich nur ein Studiosus wäre, das Opfer einer bedauerlichen Verwechslung, wäre sicher vergebliche Liebesmüh gewesen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als die Flucht nach vorn anzutreten.
    »Ja, ich bin der Goldmacher und ich floh, weil ich vom preußischen König verfolgt wurde. Ich bin von Geburt her sächsischer Landsmann, und wenn ich einem Herrn diene, dann nur dem sächsischen Kurfürsten.«
    Der Amtmann sah mich daraufhin lange an. Fast fürchtete ich, er sei mit offenen Augen eingeschlafen. Dann endlich regte er sich wieder. »Kann Er denn seine Künste unter Beweis stellen? Er weiß doch sicher, was mit Scharlatanen geschieht.« Der Amtmann fuhr sich mit dem Finger über seine Kehle.
    »Das kann ich, und ich habe schon einige Transmutationen im Beisein von Zeugen durchgeführt. Sogar bei meinem Lehrmeister Friedrich Zorn, Apotheker in Berlin.«
    Der

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