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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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geschossen…“, stammelte Hannes ängstlich. „Wir sichern uns da lieber ab“, erklärte der Beamte mit einem Lächeln im Gesicht und zog dabei die Tücher mit einem schmatzenden Geräusch wieder von der Haut ab, „könnte ja sein, dass Sie später diese Aussage zurücknehmen.“
    Anschließend wurden Fingerabdrücke genommen und Fotos geschossen. Ich sehe bestimmt toll aus, dachte Hannes, so nass und verdreckt wie er war. Super Bewerbungsfotos. Hannes sah sich schon in „Aktenzeichen XY“ vom Bildschirm strahlen. Dazu die freundliche Beschreibung des lächelnden Fernsehmoderators: Hannes Harenberg, 1,82 cm groß, stattlicher Körperbau, um nicht zu sagen, übergewichtig, dunkler Kurzhaarschnitt, blaue Augen und zum jetzigen Zeitpunkt ohne Oberlippenbart oder sonstiger Gesichtsbehaarung.
    Was für ein Albtraum!
    Dann war der Arzt an der Reihe. Lunge abhören, Puls messen, Blutdruck. Hannes beantwortete Fragen nach Drogenkonsum, chronischen Krankheiten und Allergien. Das ganze dauerte noch keine fünf Minuten. Dann kam das Wichtigste.
    „Öffnen Sie mal den Mund“, forderte ihn Dr. Tessler auf und wischte Hannes grob mit einem Wattestab im Mund herum. Der Stab verschwand anschließend in einem Reagenzglas. 
    „Komme ich jetzt etwa in die Verbrecherkartei?“ Hannes blieb vor lauter Schreck auch nach der Prozedur der Mund noch offen stehen. Keine Antwort. Stattdessen schien der Arzt ihn für knastfähig befunden zu haben und entließ Hannes wieder in die Obhut des Kommissars. Der hatte jedoch auch keine erfreulicheren Neuigkeiten. „Lassen Sie ihn noch telefonieren und bringen Sie ihn dann zur JVA in die Gottbillstraße. Die sind bereits informiert“, wies er seine Untergebenen an.
    Der Albtraum ging also in die zweite Phase.
    „Na ja, dann werde ich das Kaffee Viereck halt mal von innen sehen“, redete Hannes sich selber froh.
     
    *
     
    „Typisch Hannes“, schnaubte Anne wütend und versuchte, den Steinen, Schlaglöchern und Ästen des Waldweges auszuweichen. Sie hatte sich entschieden, die Reitstrecke zum Zitronenkreuz hochzufahren. Auf dem Gewirr der Wirtschaftsstraßen durch die Weinberge kannte sie sich nicht aus. Hoffentlich erwischt mich niemand, dachte sie und hatte ein ungutes Gefühl. Mit dem Auto quer durch den Wald zu brausen, war nun mal verboten. Aber schließlich hatte sie ja eine gute Ausrede. Unterwegs im Auftrag des Jagdaufsehers Hannes Harenberg höchstpersönlich!
    Hannes war wirklich unverbesserlich. Hatte er irgendetwas Neues in seinem Schädel, vergaß er alles andere, sogar seine geliebte Paula im Wald! Und bei diesem Problem war dann natürlich Anne die erste Adresse. Hannes wusste genau, dass Anne für den Hund so ziemlich alles machen würde. Sogar sonntags um halb acht das Bett verlassen, ungeduscht und nur mit einem Kaffee im Bauch zum Zitronenkreuz rattern.
    Anne strich sich eine hellblonde Locke aus dem Gesicht und sah zu, dass sie wieder beide Hände ans Lenkrad bekam, der Weg wurde immer schlechter und ihr kleines Stadtauto hüpfte wie ein Gummiball.
    Eigentlich hatte sie eben am Telefon gar nichts kapiert. Hannes hatte irgendetwas von Jagdunfall gefaselt und dass er mit zur Polizei müsste. Was eigentlich wirklich passiert war, war Anne schleierhaft. Auf jeden Fall schien Hannes jetzt Hilfssheriff spielen zu wollen. Anne hatte die Jägerei immer gehasst, als sie noch mit Hannes zusammengelebt hatte. War ja klar, dass früher oder später mal was passieren musste.
    „Mist“, rief Anne aus, „hab ich’s doch gewusst.“ Sie fuhr so nah wie möglich an die Böschung heran, um den entgegenkommenden olivgrünen Geländewagen vorbeizulassen. Sie erkannte Gritzfeld hinterm Steuer, den Pächter des Reviers und damit sozusagen Hannes Chef. Gritzfeld hielt ebenfalls an. Er hatte einen krebsroten Kopf und Schweißperlen auf der Stirn. „Fräulein Seifert, was wollen Sie denn hier?“, fragte er barsch. „Tut mir leid“, stammelte Anne, „normalerweise fahre ich nicht durch den Wald, aber ich muss Paula suchen, oben beim Zitronenkreuz … “
    „Mein Gott, wissen Sie denn nicht, was passiert ist?“ „Nicht wirklich … Hannes hat was von Jagdunfall … “, Anne stockte, der Blick von Gritzfeld ließ sie verstummen. „Jagdunfall? Es gab einen Toten, ja, … aber die Polizei spricht von Mord, sie haben Hannes mitgenommen, sie verdächtigen ihn.“ Anne blieb der Mund offen stehen. Gritzfeld startete seinen Wagen und ließ den Motor unnötig aufheulen. „Die Polizei

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