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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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getan?“
     
    *
     
    Wenige hundert Meter entfernt, stolperte Andreas die Böschung hinunter. Der Pistolenlauf in seinem Rücken ließ ihn immer weiter laufen. Er wollte nicht sterben. Aber er wollte auch zurück. Zurück zu seinem Bruder.
    Der Mann mit dieser lächerlich grinsenden Maske vorm Gesicht und der schwarzen Wollmütze auf dem Kopf trieb ihn zur Eile. Was war hier geschehen? Wie in Trance, wie in einem bösen Traum lief Andreas immer weiter den unebenen Waldweg hinab. Alles in ihm wollte schreien, wollte sich umdrehen und diesem Monster die Faust in seine grinsende Fratze schlagen. Aber er konnte es nicht. Er lief immer weiter. Wie ein gehorsames Kind. Was war nur geschehen? Alles ging so furchtbar schnell. Tausende Gedanken überschlugen sich in seinem Hirn. Vielleicht war Bernd gar nicht tot. Vielleicht war er nur verwundet. Er  brauchte einen Arzt. Er brauchte Hilfe. Vielleicht hatte das Monster in der Plastikmaske nicht richtig getroffen. Andreas musste zurück. Sie waren am Ende der steilen Böschung angelangt und hatten einen geschotterten Weg erreicht. Andreas blinzelte gegen die aufwachende Morgensonne. Er erkannte einen Wagen im Schatten von Bäumen verborgen, noch ein gutes Stück entfernt. Dann  spürte er den rauen Stoff über seinen Augen. Alles war auf einmal schwarz. Er roch die Wollmütze. Dann ein scharfer Schmerz in seinem Hinterkopf. Dann nichts mehr.
     
    *
     
    „Was war das?“, Hannes hielt seinen Zeigefinger an den Mund, um Mathildes Gewimmer zu stoppen.
    Er lauschte. Der Wald war still. Nur ein paar Vögel zwitscherten ihr Morgenlied.
    „Hast du das auch gehört?“ Er stierte Mathilde an. Sie sagte kein Wort. „Ein Auto starten? Irgendwo weiter weg … “ Mathilde blieb stumm. „Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet“, murmelte Hannes und lauschte erneut. Alles still.
    Mathilde fing an zu heulen. Er wollte sie trösten, packte sie an den Schultern. Aber sie stieß ihn weg.
    „Es muss ein Unfall gewesen sein“, flüsterte Hannes, „ein Jagdunfall, irgendjemand musste …“ Plötzlich spürte er Panik in sich aufsteigen. Irgendjemand musste diesen tödlichen Schuss ja schließlich abgefeuert haben. Jemand muss hier gewesen sein. Das hohe Gras um die Leiche herum war platt getreten. Irgendwer hatte direkt hier, neben der Leiche gestanden. Ein Schuss aus nächster Nähe. Von hinten in den Rücken. Aber… es war doch ein Unfall. Es musste doch ein Unfall gewesen sein.
    Es sah eher wie eine Hinrichtung aus. Kaltblütig und hinterhältig. Hannes Herz begann zu rasen, er konnte sich selber atmen hören. Mit beiden Armen umfasste er Mathilde erneut, die immer noch einfach nur reglos dastand. Wie gelähmt. „Hast du jemanden gesehen, ist dir irgendwer entgegengekommen?“ Er schüttelte sie sanft. Sie schlug seine Hände von sich weg. „Nein …, niemanden habe ich gesehen … nur dich … ich rufe jetzt die Polizei.“
    Dann rannte sie die Wiesen hinunter, Richtung Weinberge. Sie rannte, als wäre der Teufel hinter ihr her.
    Hannes trat noch einmal zur Leiche. Wer war dieser Mann? Was hatte dieser Fremde in Jagdkleidung in seinem Revier zu schaffen? Was, außer offensichtlich seinem Leben, hatte er zu solch früher Uhrzeit hier am Zitronenkreuz verloren?  Und vor allem, wer verdammt noch mal, hatte ihn erschossen und einfach liegen lassen?
     
    Mittlerweile hatte sich der Platz am Zitronenkreuz mit Polizeiwagen, Zivilkarossen und einem Krankenwagen gefüllt. Der Krankenwagen hatte sich allerdings schon bald wieder verabschiedet, um seinen Job einem schwarzen Leichenwagen zu überlassen.
    Hannes setzte sich auf die Bank neben dem Kreuz. Erst jetzt sah er das Blut an seinen Händen.
    Als Jäger war er ja viel gewohnt und eigentlich hart im Nehmen. Er hätte nicht mehr zählen können, wie oft er nach dem Aufbruch eines Stück Wilds blutverschmiert nach Hause gekommen war.
    Aber das Blut, das nun an seinen Händen klebte, war Menschenblut.
    Von Jagdunfällen hörte man ja immer wieder Mal. Aber persönlich betroffen war Hannes von einer solchen Tragödie bislang noch nie. Einmal hatte sein Kumpel Ludwig seinen eigenen Hund erschossen. Er hatte sich an der Seite eines Wildschweins festgebissen und Ludwig hatte ihn nicht sehen können.
    Aber hier war ein Mensch gestorben. Handelte es sich überhaupt um einen Jagdunfall? Aber es konnte doch gar nicht anders sein. Vermutlich war der Schütze abgehauen, in Panik. Das war die einzige Erklärung. Alles andere wäre einfach

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