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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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hängt. Und wenn wir damit fertig sind, kommen Sie an die Reihe, dann bringen wir Sie um. Und Sie können mir glauben, daß der Anschlag auf Sie dann eher eine Tat der Erlösung sein wird. Ihre Freunde, Ihre Familie – sie alle leben dann nicht mehr.
    Wir werden viel töten müssen – aber alles in allem werden es kaum hundert Opfer sein. Keine Tausende oder Millionen von Menschen, sondern nur Ihre engsten Freunde, Ihre Verwandten, Ihre Kinder und schließlich auch Sie selbst. Zum Schluß, Senator, werden Sie wissen, was Krieg bedeutet.«
    Obwohl sie mit fast tonloser Stimme gesprochen worden waren, zuckte Phil McGivern bei den letzten Worten in seinem Drehstuhl wie vom Schlag getroffen zusammen. Heiser wiederholte er: »Sie sind ja verrückt!«
    Warren Casey schüttelte den Kopf. »Nein, in Wirklichkeit sind Sie und Ihresgleichen die Wahnsinnigen. In Ihrer Gier nach Reichtum und nach der Erhaltung Ihrer Privilegien wollen Sie Ihre Machtposition ausnutzen und uns in eine Konfliktsituation stürzen, die das Ende für alle bedeutet! Nein, Sie sind verrückt.«
    Der Agent der Pazifisten beugte sich vor. »In der Geschichte hat es immer wieder Pazifisten gegeben. Doch wir sind etwas völlig Neues. Bisher wurden Pazifisten in Friedenszeiten immer ausgelacht und verhöhnt oder in Kriegszeiten gefangengesetzt oder noch schlimmer behandelt.«
    »Feiglinge«, murmelte Senator McGivern angeekelt.
    Casey schüttelte den Kopf und lachte freudlos. »O nein, Senator. Rechnen Sie nicht mit Feiglingen in den Reihen der Pazifisten und Gewissensopponenten. Es erfordert schon einigen Mut, sich der öffentlichen Meinung entgegenzustellen. Ein Feigling hat es oft leichter und sicherer, wenn er sich in Reih und Glied hält. In einem modernen Krieg, jedenfalls seit Beginn der nuklearen Kriegführung, hat nur ein Bruchteil aller Soldaten überhaupt mit den Kampfhandlungen zu tun. Die übrigen sind mit der Logistik und tausend anderen Dingen hinter der Front beschäftigt. Nur einer von zwanzig bekommt jemals den Feind zu Gesicht.«
    McGivern schnappte: »Ihre Philosophie interessiert mich nicht, Sie Verbrecher. Kommen Sie zur Sache. Ich will meinen Sohn wiederhaben.«
    »Aber darum geht es ja, Senator. Heute sind wir Pazifisten auch Realisten. Um den Krieg zu verhindern, sind wir bereit zum Kämpfen, Töten und Sterben. Am Überleben von Individuen sind wir nicht interessiert, denn wir meinen, daß ein weiterer Krieg die ganze Rasse vernichten würde. Um die Menschheit zu erhal ten, würden wir praktisch alles tun.«
    McGivern ließ seine Faust schwer auf die Sesselleh ne fallen. »Sie Narr! Die Nördliche Hemisphäre will die Welt erobern. Wir müssen uns verteidigen!«
    Wieder schüttelte der Pazifist den Kopf. »Es ist uns egal, wer recht hat und wer unrecht – wenn man das überhaupt für eine der beiden Seiten eindeutig festlegen kann. Wir nähern uns dem Punkt, wo das alles bedeutungslos ist. Kollegen von uns wirken bei den Polarianern, so wie wir hier in der Südlichen Hemisphäre aktiv sind. Auch auf der anderen Seite sind Menschen wie Sie dem Tode nahe, wenn sie Schritte unterneh men, die zum Kriege führen.«
    Warren Casey stand auf. »Sie haben eine Woche Zeit, von Ihrem Amt zurückzutreten, Senator. Wenn Sie das nicht tun, sehen Sie Ihren Sohn Fredric nicht wieder. Und danach werden Sie nach und nach von plötzlichen Todesfällen im Kreise Ihrer Verwandten und Freunde hören.«
    Der Agent der Pazifisten kam mit schnellem Schritt um den Tisch, und der ältere Mann wollte ihm ausweichen, indem er seinen Stuhl zurückstieß und aufzuspringen versuchte. Doch er war zu schwerfällig. Warren Casey beugte sich über ihn und stieß ihm eine Injektionsnadel in den Hals.
    Fluchend ging Senator McGivern in die Knie und versuchte sich wieder aufzurichten, was er aber nicht mehr schaffte. Sein Blick wurde ausdruckslos, verschleierte sich, und er sank bewußtlos zu Boden.
    Warren Casey warf noch einen Blick auf den Sekretär Walters und kam zu dem Schluß, daß ihm von dieser Seite keine Gefahr drohte. Hastig sah er sich im Zimmer um. Was hatte er berührt? Hatte er etwas liegen lassen?
    Mit schnellen Schritten verließ er das Büro, folgte dem Weg, auf dem ihn der Butler vor einer Viertelstunde hereingeführt hatte, und verließ das Haus durch die Vordertür.
     
    Sein Taxi hielt vor dem alten, aber guterhaltenen Landhaus. Casey ließ Münzen in den Zahlschlitz fallen und sah zu, wie sich das Fahrzeug wieder in den Verkehrsstrom

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