Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
Vom Netzwerk:
begreifen.
    Warren Casey sagte: »Anscheinend wissen Sie kaum etwas über unsere Organisation, Professor. Ich werde Sie ein wenig aufs laufende bringen. Das Ziel unserer Arbeit ist es, weitere bewaffnete Konflikte auf diesem Planeten zu verhindern. Um dieses Ziel zu erreichen, gedenken wir kein Mittel zu scheuen. Wir sind völlig skrupellos, Professor. Ich will Sie aber nicht bekehren, sondern Ihnen nur mitteilen, daß Sie ein toter Mann sind, wenn Sie Ihre Forschungsarbeit nicht sofort einstellen.«
    Der Professor protestierte lebhaft: »Nun hören Sie aber mal zu! Ich bin Wissenschaftler, kein Politiker. Meine Arbeit gilt allein der Forschung. Wie die Inge nieure, das Militär und schließlich die Regierung mei ne Entdeckungen anwenden, geht mich nichts an.«
    »Das stimmt«, sagte Casey. »Wie so viele Ihrer Kollegen haben Sie sich bis heute nicht um die weiteren Konsequenzen Ihrer Arbeit gekümmert. Das ändert sich ab sofort, Professor, oder wir bringen Sie um. Sie haben eine Woche Zeit.«
    »Die Regierung wird mich schützen!«
    Casey schüttelte den Kopf. »Nein, Professor. Nur eine gewisse Zeit, auch wenn man hundert Sicherheitsbeamte auf Sie ansetzt. In der Vergangenheit hat es eine Gruppe von wirklich entschlossenen Leuten mit ausreichenden Hilfsmitteln früher oder später immer geschafft, eine bestimmte Person zu ermorden.«
    »Das war in der Vergangenheit«, sagte der Professor zweifelnd.
    Casey schüttelte noch immer den Kopf. »Ich will Ihnen nur ein Werkzeug meines Berufes zeigen.« Er nahm seine Kamera zur Hand und entfernte die Rückseite. »Sehen Sie die Vorrichtung hier? Das ist eine kleine, durch eine Feder angetriebene Schußwaffe, die durch die Linse dieser falschen Kamera eine ganz winzige Injektionsnadel katapultiert. Der Pfeil ist so winzig, daß er sich gerade wie ein Moskitobiß anfühlt, wenn er Sie am Hals, auf der Hand oder am Bauch trifft.«
    Der Professor war eher von Neugier als von Angst getrieben, als er sich vorbeugte, um das Gerät zu betrachten. »Erstaunlich«, sagte er. »Und Sie haben es schon erfolgreich eingesetzt?«
    »Ja, andere Agenten unserer Organisation. Es gibt wenige Leute auf der Welt – besonders Politiker –, die den Pressephotographen entgehen können. Die Kamera ist aber nur eines unserer vielen Werkzeuge, und ein Attentäter hat damit kaum Schwierigkeiten, an sein Opfer heranzukommen.«
    Der Professor schüttelte fast bewundernd den Kopf. »Erstaunlich«, wiederholte er. »Ich werde mich in Anwesenheit eines Photographen nie wieder sicher fühlen.«
    Warren Casey sagte: »Sie brauchen keine Angst zu haben, Professor, wenn Sie nur Ihre Forschungsarbeit einstellen.«
    Leonard LaVaux sagte: »Und für die Entscheidung habe ich eine Woche Zeit? Gut, in einer Woche werde ich der Presse bekanntgeben, daß ich entweder mit meinen Forschungen aufhöre oder daß ich von den Pazifisten bedroht werde und Schutz verlange.«
    Casey wollte aufstehen, aber der Professor hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. »Einen Augenblick«, sagte er. »Ich möchte Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    Der Pazifist starrte sein Gegenüber wachsam an.
    LaVaux sagte: »Sie sind das erste Mitglied Ihrer Organisation, das ich kennenlerne.«
    »Das möchte ich bezweifeln«, sagte Casey.
    »Ah! Eine Geheimgesellschaft also? Überall Mitglieder, unentdeckt. Wie werben Sie aber neue Mitglieder an? Da Sie ja nun mal illegal sind, dürfte die erste Annäherung ziemlich schwierig sein.«
    »Stimmt.« Casey nickte. »Wir gehen mit aller Vorsicht vor. Ein möglicher Kandidat wird erst konkret angesprochen, wenn es klar ist, daß er sich tatsächlich mit dem Problem der Ungesetzlichkeit des Krieges beschäftigt. Viele Leute kommen von selbst zu der gleichen Auffassung wie wir, Professor. Sie fangen an, über das Thema zu diskutieren, suchen nach Antworten und nach Gleichgesinnten.«
    Der Professor war fasziniert. »Aber auch dabei gibt es doch sicher noch Fehler – Versehen, wodurch Mitglieder den Behörden bekannt werden.«
    »Solche Risiken muß eine Untergrundorganisation eben eingehen.«
    »Und dann«, fuhr der Professor triumphierend fort, »bricht Ihre ganze Organisation zusammen. Bei den Verhören der Polizei verrät doch einer den anderen.«
    Casey lachte freudlos. »Nein. So läuft der Laden nicht. Wir orientieren uns an denen, die es vor uns erwischt hat. Es hat schon sehr viele Untergrundorganisationen gegeben, Professor. Nur die Mitglieder einer jeweils fünfköpfigen Gruppe von

Weitere Kostenlose Bücher