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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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Handbewegung. »Nein. Wir haben einen Fluchtplan vorbereitet. Für Sie bleibt es bei einem einzigen Anflug, bei dem Sie die Kadetten mit Ihren Geschützen bestreichen. Anschließend fliegen Sie mit Höchstgeschwindigkeit genau nach Norden …«
    Casey unterbrach hastig: »Sie sollten mir nichts wei ter davon erzählen. Ich glaube nicht, daß ich den Auftrag übernehmen kann.«
    Der Vorsitzende war offensichtlich überrascht. »Warum, Warren? Sie sind einer von unseren langjährigen Mitarbeitern und ein erfahrener Pilot.«
    Casey schüttelte bedauernd den Kopf. »Das hat persönliche Gründe. Kein Agent kann gezwungen werden, einen Auftrag anzunehmen, den er nicht will. Da ich diesen auf jeden Fall auslassen möchte, sollten Sie die Einzelheiten für sich behalten. So kann ich wenigstens im Notfall nichts verraten.«
    »Gut«, sagte der Vorsitzende knapp. »Möchten Sie sich in nächster Zeit lieber etwas ausruhen?«
    »Nein. Geben Sie mir nur etwas anderes.«
    Eines der Ausschußmitglieder nahm ein Blatt Papier zur Hand und sagte: »Da wäre die Sache mit Professor Leonard LaVaux.«
     
    Professor Leonard LaVaux wohnte in einem kleinen Bungalow in einem Stadtteil, der seine Mittelständigkeit nicht verleugnete. Das Gras und die Rosen hätten ein wenig mehr Pflege vertragen können, aber im gro ßen und ganzen wirkte das Anwesen recht anheimelnd.
    Warren Casey war in eine seiner Lieblingsrollen geschlüpft, in die eines Journalisten.
    Er hatte eine Kamera bei sich, die er an einer Art Gurt um den Hals trug. Ein Ausrüstungsköfferchen baumelte über seiner Schulter. Er klopfte, lehnte sich gegen den Türpfosten, legte sich einen gelangweilten Gesichtsausdruck zu und wartete.
    Professor LaVaux entsprach so sehr der landläufi gen Vorstellung eines Gelehrten, daß ihn jeder Filmproduzent sofort engagiert hätte. Er blinzelte den Pseudo-Reporter durch eine geschliffene Brille an.
    Casey sagte: »Ich komme vom Star, Professor. Der Redakteur hat mich geschickt, ein paar Aufnahmen zu knipsen.«
    Der Professor war ratlos. »Photos? Aber ich wüßte keinen Grund, warum Sie gerade jetzt über mich …?«
    Casey sagte: »Sie wissen doch, wie das so ist. Ihr Name taucht manchmal in der Presse auf, und dann haben wir gern was Gutes zur Hand. Der Redakteur möchte ein paar Aufnahmen von Ihnen in Ihrem Arbeitszimmer. Sie wissen schon – in einem Buch lesend oder so.«
    »Ich verstehe«, sagte der Professor. »Nun ja – natürlich. Während ich in einem Buch lese, wie? Was für ein Buch? Kommen Sie herein, junger Mann.«
    »Ist doch egal«, sagte Casey mit journalistischem Zynismus. »Von mir aus Grimms Märchen, wenn Sie wollen.«
    »Ja, natürlich«, sagte der Professor. »Wie dumm von mir. Die Leser würden den Titel ja wohl kaum entziffern können.«
    Der Arbeitsraum des Professors war ein richtiges Männerzimmer. Unzählige Bücher, aber auch ein gewaltiger Pfeifenständer, eine kleine fahrbare Bar, zwei oder drei wirklich bequeme Sessel und eine Couch, auf der man sich ausstrecken konnte, ohne die Schuhe ablegen zu müssen.
    LaVaux setzte sich in einen der Sessel und deutete einladend auf eine andere Sitzgelegenheit. »Nun«, sag te er, »wie fangen wir das an?«
    Casey sah sich um und überlegte. »Sie wohnen hier ganz allein?« fragte er, als ob er das Gespräch in Gang halten wollte, während er seine Aufnahmen plante.
    »Habe noch eine Haushälterin«, sagte der Professor.
    »Vielleicht könnten wir die auf ein paar Bilder mit draufnehmen.«
    »Ich fürchte, sie ist im Augenblick nicht hier.«
    Casey setzte sich. Seine Stimme hatte einen völlig anderen Tonfall, als er jetzt sagte: »Dann können wir ja gleich zur Sache kommen.«
    Der Professor blinzelte hinter seiner zweigeschliffenen Brille. »Wie bitte?«
    Warren Casey sagte: »Sie haben doch sicher schon von den Pazifisten gehört, Professor?«
    »Wieso … ja, natürlich. Eine illegale Untergrundorganisation.« Der Professor fügte hinzu: »Die oft auch des Mordes und anderer entsetzlicher Verbrechen beschuldigt worden ist, obwohl ich diese Berichte natürlich eher für übertrieben gehalten habe.«
    »Das sollten Sie aber nicht«, sagte Casey knapp.
    »Wie bitte?«
    »Ich bin ein Agent der Pazifisten, Professor La Vaux, und ich habe den Auftrag, Sie von der Fortsetzung Ih rer derzeitigen Forschungsarbeit abzuhalten, andernfalls Ihr Leben verwirkt ist.«
    Der Professor starrte seinen Besucher an, unfähig, den plötzlichen Identitätswechsel sofort zu

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