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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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zurückhaltend.
    »Hemisphären-Presse-Service«, gähnte Warren Casey. »Um Himmels willen, müssen wir hier den ganzen Tag rumstehen? Ich hab’ bald Redaktionsschluß!«
    »Na, dann kommen Sie bitte hier herein, Sir. Ich werde nachfragen.« Der andere wandte sich um und ging voraus.
    Casey drückte ihm einen Finger in den Rücken und sagte tonlos: »Nun ganz ruhig bleiben – vielleicht kommen Sie dann heil davon. Sie bringen mich zum Senator, verstanden? Und lassen Sie gefälligst alle Mätzchen sein, damit mir der Finger am Drücker nicht ausrutscht.«
    Das Gesicht des Butlers wurde grau. »Der Senator ist in seinem Arbeitszimmer. Ich warne Sie … Sie … die Polizei wird schnell davon erfahren.«
    »Natürlich, natürlich, Meister. Jetzt gehen wir aber schön ins Arbeitszimmer.«
    »Gleich hier … Sir.«
    »Prima«, sagte Casey. »Und was ist das da unter der Treppe?«
    »Äh – das ist eine Besenkammer.«
    Casey ließ seine flache Hand herumschnellen. Der Butler klappte mit einem langen Seufzer zusammen. Casey fing ihn auf, ehe er den Boden berührte, zerrte ihn zu der Besenkammer und stieß und drückte den Mann hinein. Seine Hand fuhr in eine Westentasche und holte eine Injektionsnadel hervor. »Das wird dich ein paar Stunden beruhigen«, knurrte er und schloß die Tür.
    Dann ging er zu der schweren Tür, die der Butler als Eingang zu Senator McGiverns Arbeitszimmer bezeichnet hatte, und klopfte an. Nach wenigen Augenblicken wurde sie geöffnet, und ein stämmiger Mittzwanziger, der übermäßig elegant gekleidet war und sich offensichtlich sehr wichtig nahm, starrte ihn stirnrunzelnd an.
    »Ja?« fragte er.
    »Steve Jakes von der Hemisphären-Presse«, sagte Warren Casey. »Der Hauptredakteur hat mich herübergeschickt …« Im Sprechen wand er sich an dem anderen vorbei und betrat den Raum.
    Hinter dem Tisch saß eine ältere Ausgabe des neunjährigen Fredric McGivern. Ein Fredric McGivern von vielleicht fünfzig Jahren, dessen jungenhaft rundliche Wangen längst schlaff und faltig geworden waren.
    »Was soll das?« knurrte er.
    Casey machte ein paar Schritte ins Zimmer. »Jakes, Senator. Mein Hauptredakteur …«
    Zu Senator Phil McGiverns Fähigkeiten gehörten eine schnelle Auffassungsgabe und ein wacher Überlebensinstinkt. Er sprang sofort auf. »Walters! Ergreifen Sie ihn!« schnappte er. »Der Mann ist ein Schwind ler!« Er bückte sich, um eine Schreibtischschublade zu öffnen.
    Walters setzte sich in Bewegung, allerdings viel zu langsam.
    Warren Casey kam ihm auf halben Wege entgegen, streckte beide Hände aus und packte den Sekretär bei seinem geckenhaften Anzug. Er schob eine Hüfte vor, drehte sich schnell herum und wandte Walters halb den Rücken zu. Dann bückte er sich, fuhr herum und ließ den jüngeren Mann schwer auf den Rücken fallen.
    Casey machte sich nicht die Mühe, auf sein Opfer hinabzuschauen. Er steckte eine Hand in die Seitentasche und deutete durch den Stoff mit dem Finger auf McGivern.
    Das gerötete Gesicht des Senators wurde bleich. Er ließ sich in seinen Stuhl fallen.
    Warren Casey ging um den Tisch herum und holte die Pistole aus der Schublade, die McGivern hatte öffnen wollen. Er gestattete sich ein geringschätziges Schnauben, ehe er sie nachlässig in einer Jacketttasche verschwinden ließ.
    Senator Phil McGivern war kein Feigling. Er starrte Warren Casey wütend an. »Sie sind gewaltsam in mein Haus eingedrungen – Sie Verbrecher«, sagte er. »Sie haben meinen Sekretär angegriffen und mich mit einer gefährlichen Schußwaffe bedroht. Sie haben Glück, wenn Sie nur zwanzig Jahre dafür bekommen.«
    Casey ließ sich in einen Sessel sinken und schob ihn so zurecht, daß er McGivern und seinen jetzt bewußt losen Assistenten gleichzeitig im Auge behalten konn te. Er sagte geradeheraus: »Ich vertrete die Pazifisten, Se nator. Vor etwa einer Stunde ist Ihr Sohn entführt worden. Sie gehören für uns zu den vorrangig zu behandelnden Personen. Wahrscheinlich können Sie sich schon denken, was das bedeutet.«
    »Fredric! Sie würden einen neunjährigen Jungen umbringen?«
    Caseys Stimme blieb tonlos: »Ich habe schon viele neunjährige Jungen umgebracht, Senator.«
    »Sind Sie ein Ungeheuer?«
    »Ich war Bomberpilot, Senator.«
    Der andere, der sich halb erhoben hatte, sank wieder auf seinen Stuhl. »Aber das ist doch etwas anderes.«
    »Der Meinung bin ich nicht.«
    Im Laufe seiner schweren Karriere war Phil McGivern schon in mancher Notlage gewesen. Er nahm sich

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