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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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leuchteten auf. Er war ein Mann, der seine Auffassungen mit Begeisterung vertrat. »In der Moderne werden Kriege nicht von Individuen angefangen«, sagte er. »Die Sache geht tiefer. Wenn die Welt erreichen möchte, daß das ewige Kriegfuhren ein Ende hat, muß sie die Gründe für die internationalen Konflikte finden und beseitigen.« Er kicherte. »Was natürlich eine völ lig neue Forschungsrichtung erschließt.«
    Warren Casey stand auf und sagte: »Trotz allem ver trete ich eine Organisation, die vielleicht nicht rich tig liegt, die aber Ihre Auffassung nicht teilt. Sie haben das Ultimatum gehört. Eine Woche Frist.«
    Professor LaVaux brachte ihn zur Tür.
    »Ich würde gern weiter mit Ihnen über dieses The ma sprechen«, sagte er. »Aber natürlich werde ich Sie wohl nicht wiedersehen.«
    »Das stimmt«, sagte Casey. Er lächelte schief. »Wenn wir uns weiter um Sie kümmern müssen, was hoffentlich nicht der Fall ist, so wird das jemand anders tun.« Er musterte den anderen und überlegte einen Augenblick, ob er den professorenhaft wirkenden Wissenschaftler betäuben sollte, ehe er ging. Aber dann schüttelte er den Kopf. Himmel, er hatte wirklich ge nug von der Gewalt.
    Als er durch den Garten zum Tor ging, rief ihm Professor LaVaux nach: »Übrigens – Ihre Verkleidung. Es gibt ein paar ausgezeichnete Mittel zum Einnehmen, die Ihre Hautfarbe noch wirksamer dunkeln lassen.«
    Warren Casey hätte fast laut aufgelacht.
     
    Es blieb ihm etwas Zeit bis zum nächsten Auftrag, was er sehr begrüßte. Er wußte, daß er körperlich und geistig erschöpft war und daß er eigentlich das Angebot des Vorstandes annehmen und einen längeren Urlaub antreten sollte.
    Unter Beachtung der üblichen Maßnahmen, die einen eventuellen Verfolger verwirren sollten, kehrte er in seine Wohnung zurück. Wegen verschiedener Aufträge war er nun schon wieder eine ganze Woche unterwegs gewesen, und er freute sich auf ein paar Stunden völliger Entspannung.
    Er warf seine Kleidung ab, trat unter die Dusche und schlüpfte dann in seine abgetragene, bequeme Hauskleidung. Er ging in die winzige Küche und machte sich einen Drink, wobei er allerdings auf Eis verzichten mußte, da er vor seinem letzten Untertauchen den Eisschrankanschluß gelöst hatte.
    Casey ließ sich in seinen Lesestuhl fallen und nahm das Taschenbuch zur Hand, in dem er gelesen hatte, als er vor einer Woche an die Arbeit gerufen wurde. Es war ihm völlig entfallen, worum es ging. Ah ja, ein prahlerischer historischer Roman. Er schnaubte. Da war ja alles so einfach. Der Held des Romans brauchte nur den bösen Herzog im Duell zu töten, und alle Probleme lösten sich zum Guten.
    Er richtet sich auf, als ihm das Gespräch mit Professor LaVaux wieder in den Sinn kam. Im Grunde versuchten er und die Pazifisten das gleiche zu tun. Dadurch, daß sie das Gegenstück des bösen Herzogs töteten – mit anderen Worten: Individuen –, hofften sie die Weltprobleme zu lösen. Und das war natürlich Unsinn.
    Er ließ das Buch sinken und starrte auf die gegenüberliegende Wand, ohne etwas zu sehen. Er war jetzt schon über drei Jahre Agent der Pazifisten. Er machte sich klar, daß er wahrscheinlich sogar der dienstälteste Vollstrecker der Organisation war. Eigentlich konnte ein Agent kaum damit rechnen, so lange ungeschoren davonzukommen; das widersprach im Grunde dem statistischen Durchschnitt.
    In diesem Augenblick erhellte sich der Schirm sei nes Telefons.
    Senator Phil McGivern starrte ihn düster an.
    Warren Casey fuhr zusammen.
    McGivern sagte langsam: »Das Gebäude ist um stellt, Casey. Ergeben Sie sich! Mehr als fünfzig Sicherheitsbeamte verstellen Ihnen jeden Fluchtweg!«
    Der Pazifist nahm seine Gedanken zusammen. Muß te er noch etwas tun? Gab es in der Wohnung etwas, was womöglich die Organisation oder irgendein Mitglied der Organisation kompromittierte? Er brauchte einen Augenblick zum Nachdenken.
    Er versuchte seiner Stimme nichts anmerken zu las sen, als er fragte: »Was wollen Sie, McGivern?«
    »Meinen Sohn!« Der Politiker starrte ihn triumphierend an.
    »Ich fürchte, mit Fredric habe ich nichts mehr zu tun«, sagte Casey. Hatte der Senator die Zahl der Polizisten vielleicht falsch angegeben? Gab es doch eine Fluchtmöglichkeit?
    »Wer hat ihn dann? Sie haben ihn, Warren Casey, und wir haben Sie.«
    »Er ist nicht hier«, sagte Casey. Vielleicht konnte er der Organisation doch noch einen Dienst erweisen, sie vielleicht wissen lassen, wie McGivern ihn

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