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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Taktik bestand immer nur im Weglaufen. Im Ausweichen.
    (Finde mich, Duun-hatani! Finde mich, wenn du kannst! Finde mich dort, wo ich es will!)
    An einer anderen Stelle. Ein Wechsel des Schauplatzes. Duun wagte nicht zu laufen. Das war stets das Risiko des Verfolgers. Dorns Fallen waren halbherzig, symbolisch; aber in einem Sturz den Abhang hinunter lag keinerlei Symbolik. Dorn setzte ein gewisses Maß an Bedachtsamkeit in Duun voraus.
    Und Dorn war schneller. Jünger. Kerngesund.
    Duun brach rasch auf. Zorn stieg in ihm auf und erstarb schnell wieder.
    (Gut gemacht, Elritze, wenn das dein Plan war. Ich schäme mich nicht. Nicht deiner.)
    Duun sah die Gefahr für sich. Und da der Junge zum Hatani ausgebildet war, wußte er vielleicht, was er tat.
    Vielleicht.
     
    Dorn hatte immer noch Schmerzen. Die ersten Krämpfe hatten ihn niedergestreckt. (O ihr Götter, ihr Götter, der Bauch!) Er ließ sich an einem Ufer hinab, an dem er noch nicht gejagt hatte, und badete sein Gesicht. Die Livhl-Wurzel. Er kannte das Kraut. Er kannte auch andere und kaute die Blätter; sie schmeckten faulig, beruhigten aber die Krämpfe in seinen Eingeweiden. Er hatte Spuren hinterlassen. Er hatte Fehler gemacht, als der Schmerz ihn trieb. Er kaute die sauren Blätter, die er fand, und schluckte sie hinunter, bespritzte dann sein Gesicht mit eiskaltem Wasser aus der Quelle. Seine Hände waren weiß durch das Frösteln, das ihn quälte.
    Wie dumm von ihm, Duun herauszufordern. Ihm Schonung anzubieten. Das Spiel zu verändern. Nichts war mehr sicher. Er sprang wieder auf und lief der Länge nach durch den Fluß ...
    Ein alter Trick. Uralter Trick, würde Duun sagen. Tu' mal etwas Originelles!
    Dorn hatte keine Kraft mehr. Die Knie taten ihm weh durch den Kampf mit dem Wasser und den Steinen, und seine Knochen schmerzten vor Kälte. Seine Gelenke wurden locker und schmerzten und spannten sich bei den abrupten Veränderungen der Steine im Fluß. Die Kälte drang ihm in die Knochen und machte ihn zittern.
    (Kann man an Livhl sterben? War es denn Livhl?)
    Ein Knöchel knickte um. Dorn rettete sich vor einem Sturz in das eisige Wasser und watete ans Ufer, und seine Arme und Beine zuckten unter Krämpfen wie von irgendeinem Mittel. (O Duun, wie unfair!)
    Keine Schonung. Keine.
    Wieder bergab.
     
    Die Sonne überschritt den Zenit. Die Droge hatte gewirkt. Duun nahm den Livhl-Gestank wahr, obwohl Dorn vorsichtig gewesen war und den Bach verschmutzt hatte, um den Geruch zu beseitigen, der aber in seinem Schweiß blieb und an den Dingen, die er angefaßt hatte. Er war in den Fluß gestiegen und seinem Lauf gefolgt - und hatte keine List angewandt, um zu verbergen, wo er ihn wieder verlassen hatte. Eine Falle war möglich, falls Dorns Verstand nicht benebelt war. Duun umging die Stelle und fand den Weg problemlos wieder, obwohl das Wasser den Geruch teilweise beseitigt hatte ... (Gut gedacht, Elritze; das Unterholz ist dicht, die Möglichkeit eines Hinterhalts nur zu groß ... Soll ich dir folgen, in die Wurfbahn eines Steins laufen, in eine Baumfalle?)
    (Wann kommt der Punkt des Umbruchs, Dorn? Der Punkt des Tötens? Der Punkt, wo du dich umwendest?)
    (Oder stürzt du eher? Wie lange noch, Dorn?)
    Duun beeilte sich. Sein Humpeln verriet ihn. Er spürte einen Schmerz in der Seite. (Alter Mann, alter Mann - sie haben dich wieder zusammengeflickt; du hättest ihnen gestatten sollen, das Knie auszuwechseln, die Hand wieder wachsen zu lassen ... Jetzt bereust du es, aber zu spät.)
    Er fand einen anderen Weg - er vermutete, welchen Weg Dorn genommen haben mußte, und er vermutete verkehrt.
    (So. Er hat diese Lektion nur zu gut gelernt. Liest er meine Gedanken? Kennt er sie? Oder trifft er zufällige Entscheidungen? Ist es Wissen oder die Wahl eines Dummkopfs?)
    (Wie alt ist er in eigenen Begriffen? Noch kein Mann. Noch nicht erwachsen. Aber beinahe.)
    (Dorndenichtrug. Haras , Dorn, der die Hand verletzt, die ihn hält, den Fuß, der auf ihn tritt, der die Wege durcheinanderbringt und bittere Blüten und vergiftete Früchte trägt.)
     
    Die Schatten vermehrten sich, während die Sonne sank. Dorn schnappte nach Luft, hielt sich zurück, wenn seine Hände instinktiv nach der Stütze eines Baumstammes, eines Klotzes oder eines Steines greifen wollten, während er ins Tal hinunterstieg. Er entdeckte einen Stein und ging hin, automatisch getragen von seinen Beinen. Er entdeckte den nächsten Stein und folgte auch diesem Blick. Solch kleine Ziele waren es, die er

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