Das Kuckucksei
stand offen. Er löste sich von der Wand und sah Elanhen an. »Ich habe ihn gar nicht angefaßt!«
Dorn ging hinaus. Stets kam eine Eskorte, um ihn nach Hause zu bringen. Duuns Idee, Duuns Anweisung. Dorn winkte dem Mann, der draußen auf ihn wartete, und blickte nicht zurück.
»Geh in den Übungsraum!« sagte Duun, und sein Blick war dunkel. Eine plötzliche Angst überspülte Dorn wie Eiswasser. Er wich zurück. Er hatte Duun nicht geschlagen. Sofort fiel es ihm ein: Es war jemand am Telefon gewesen, als er hereingekommen war. »Was soll ich in dieser Sache unternehmen?« fragte Duun. »Nun, Haras-hatani?«
»Es tut mir leid, Duun.« Dorn schwitzte. (Ihr Götter, greif mich an! Komm schon!) Seine Konzentration fiel in Scherben. Er wagte es nicht, jetzt weiter zurückzuweichen. Und er hatte Duun noch nie im Zorn gegenübergestanden und auch nie damit gerechnet. (O ihr Götter, Duun, bring mich nicht um!)
»Das Messer, Elritze. Leg es weg! Hörst du? Ich sage dir - leg es weg! «
Dorn verlor das Gleichgewicht, gewann es aber wieder, indem er den Kopf hob. Er stand mit lose herabhängenden Armen und zitternden Knien da.
»Das ist gut.« Duun tätschelte seine Wange. »Das ist sehr gut.«
(O ihr Götter, Duun, tu es nicht! )
Eine Krallenspitze fuhr sanft bis zur Kinnlade hinunter. »Ich möchte mit dir sprechen.« Die Hand sank zu seinem Arm herab und packte ihn, schleuderte ihn weg, so daß er in den Mittelpunkt des Raumes stolperte.
»Duun-hatani, es tut mir leid!«
»Setz dich!«
Er setzte sich auf den frisch geharkten Sand. Duun kam hinzu und hockte sich vor ihn.
»Warum tut es dir leid?« fragte er. »Wegen Cloen oder wegen mir?«
»Wegen dir, Duun-hatani. Ich hätte es nicht tun sollen. Es tut mir leid. Er ...«
»Was hat er getan?«
»Er haßt mich. Er haßt mich, das ist alles, und er tut es sehr hintergründig.«
»Mehr als du ? Haras-hatani, ich bin verblüfft über seine Fähigkeit!«
Hitze stieg Dorn ins Gesicht. Er blickte auf den Sand. »Er versucht , hintergründig zu sein. Alles, was ich mache, ist bei ihm verschwendet.«
»Du bist anders, genau wie Cloen mit seinen Säuglingsflecken. Und du verdächtigst alle, daß sie es bemerken. Du willst sicherstellen, daß sie dich respektieren. Komme ich der Wahrheit nahe?«
»Ja, Duun-hatani.«
»Du hast ein Bedürfnis, Haras. Kennst du es? Kannst du es mir nennen?«
»Nicht anders zu sein.«
»Lauter!«
» Nicht anders zu sein , Duun-hatani!«
»War das, was du getan hast, vernünftig?«
»Er wird mich nicht verachten!«
»Ist das so wichtig? Was besitzt du? Was besitzt ein Hatani?«
»Nichts. Nichts, Duun.«
»Und doch leben wir hier in prächtigen Verhältnissen. Wir haben genug zu essen. Wir müssen nicht jagen ...«
»Ich würde lieber jagen.«
»Ich auch. Aber warum sind wir hier? Wir sind hier aufgrund dessen, was wir verkörpern. Du besitzt nichts. Du hast kein Eigeninteresse. Wenn dieser Cloen dich bäte, ihm aus einer Schwierigkeit zu helfen, würdest du es tun. Er hätte kein Recht zu bestimmen, wie du es tätest, oder wann oder wo ... aber Cloen steht unter deinem Schutz. Die Welt steht unter deinem Schutz, Haras-hatani. Weißt du - du kannst die Straßen entlangwandern und von Haus zu Haus gehen, und niemand würde dir Speise oder Trank oder einen Platz zum Schlafen verweigern. Und wenn jemand mit einem Anliegen zu dir kommt und dich bittet: Hilf mir - weißt du, welche Warnung du ihm gibst? Weißt du es, Haras-hatani? Ist dir klar, was ein Hatani dann sagt?«
»Nein, Duun-hatani.«
»Du sagst dann: ›Ich bin Hatani; was du verlierst, kannst du nicht zurückbekommen; die Bitte, die du aussprichst, kannst du nicht zurücknehmen; was ich tue, liegt in meiner Hand.‹ Es war einmal ein böser Mann, der einen Hatani rief und sagte: ›Töte meinen Nachbarn!‹ ›Das ist keine Hatani-Aufgabe‹, sagte der Hatani und ging wieder. Der böse Mann fand einen anderen Hatani: ›Mein Leben ist so erbärmlich‹, sagte er zu ihm. ›Ich hasse meinen Nachbarn. Ich möchte ihn sterben sehen.‹ ›Das ist eine Hatani-Aufgabe‹, antwortete der Hatani. ›Legst du sie in meine Hand?‹ ›Ja‹, sagte der böse Mann. Und der Hatani schlug ihm den Kopf ab. Verstehst du diese Lösung?«
Dorn sah entgeistert auf.
»Verstehst du sie?« wollte Duun wissen. »Sein Problem wurde gelöst, und der Welt war geholfen. Und das ist es, was auch du bist: eine Lösung. Der Helfer der Welt. Willst du nun meine Lösung für dein Problem
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