Das Kuckucksei
und blieb darin stecken, machte ihn verlegen. »Daß ich es auch sein könnte.«
»Hast du mich überhaupt getroffen?«
»Nein. Duun-hatani.«
»Höre ich jetzt von dir ein ›ich kann nicht‹ ?«
»Nein, Duun-hatani.«
»Die Außenseiter sind in deinen Kopf eingedrungen. Das, was sie tun, hat dich infiziert. Läßt du zu, daß sie dich berühren?« .
»Sie berühren einander. Mich nicht.«
»Sie berühren dich - hier!« Duun faßte sich an die Stirn. »Du verlierst deinen Brennpunkt. Die Jugend, Dorn, die mußt du auch aufgeben.«
Dorn atmete wieder schmerzhaft ein. (Du hast sie geholt, nicht wahr? Ein Hatani bestimmt, was andere machen ... Duun-hatani.) »Was können sie mir eigentlich beibringen, das du mir nicht auch beibringen könntest?«
»Was üblich ist. Wie die Welt beschaffen ist.«
(Die Welt ist groß, Elritze.)
»Duun - sie tun so, als wäre ich nichts Ungewöhnliches.« Duun zuckte die Achseln.
»Sie lügen, nicht wahr?«
»Was sagt dir deine Urteilskraft?«
»Daß sie lügen. Daß sie etwas vortäuschen. Du hast sie geholt. Du hast das alles unter Kontrolle.«
» Tkksss. Du bist wirklich argwöhnisch, Haras-hatani.«
»Das bist du auch immer gewesen. Kommt das einem Sieg über dich nahe genug? Niemand ist wie ich! Überhaupt niemand. Ich bin anders. Und sie sind so damit beschäftigt, es nicht zu bemerken, daß sie es schon wieder laut herausschreien! Warum, Duun?«
»Du baust Brücken auf Luft.«
»Auf Felsen ! Auf dem, was ich sehe und was ich nicht sehe.«
Dorns Muskeln zitterten jetzt. Er verschränkte die Arme noch fester um die Knie und versuchte, das Zittern zu verbergen, aber Duun sah es ja doch. Duun entging nichts. »Was stimmt mit mir denn nicht? Wie bin ich so geworden?«
»Zweifellos sind die Götter dafür verantwortlich.«
Es schockierte Dorn, diese Blasphemie von Duun zu hören.
Aber er packte selbst noch eine darauf. »Haben die Götter Sinn für Humor?«
Duun legte die Ohren nach hinten. »Wir sprechen später darüber.«
»Du wirst mir nie eine Antwort geben, nicht wahr?«
Es war lange still. Ja und Nein zitterten auf Messers Schneide. Zum ersten Mal hatte Dorn das Gefühl, daß Duun kurz davor stand, ihm eine Antwort zu geben, und daß ein Atemzug das Gleichgewicht kippen konnte. Er hielt diesen Atemzug zurück, bis ihm die Seiten weh taten.
»Nein«, sagte Duun. »Noch nicht.«
»Er ist intelligent«, gab Ellud zu. Duun umklammerte seine gekreuzten Knöchel und betrachtete ihn phlegmatisch. »Habe ich etwas anderes gesagt?« fragte er. »Was erzählen deine jungen Agenten sonst noch?«
Ellud legte die Ohren zurück. »Ich habe sie dir überstellt.«
»Ach komm, Ellud! In wie viele Richtungen auf einmal blickst du denn?«
Ellud rutschte an seinem Schreibtisch unbehaglich hin und her. »Ich wehre Steinwürfe ab, Duun, wie du weißt.«
»Ich weiß. Ich möchte wissen, mit wem du alles sprichst.«
»Mit dem Rat. Und der Rat möchte mit ihm sprechen.«
»Nein.«
»Du sagst nein. Sie hören ein Nein von dir und kommen dann an meine Hintertür. Ich habe Schwierigkeiten mit Versorgungsengpässen, mit Lieferungsverzögerungen, mit verlorengehenden Unterlagen.«
»Keine Zufälle?«
»Nicht in dem Ausmaß«, versetzte Ellud. Duun holte tief Luft und straffte seinen Rücken; Ellud hob die Hand. »Ich kümmere mich darum, Duun. Ich wäre zu dir gekommen, wenn ich es nicht könnte.«
»Wie hat Tshon über mich berichtet?«
Elluds Mund klappte auf. »Duun ...«
»Ich bin nicht beleidigt. Was hat sie erzählt?«
»Ich ... ich habe dem Rat gesagt, du wärest vollkommen gefestigt. Ihr Bericht war vorteilhaft. Für uns beide.«
Duun lächelte. Mit all dem Schrecken, den sein Gesichtsausdruck dabei für den bereithielt, der es sah; und bei Ellud war er sich dessen immer bewußt. »Ich habe dem Rat einen Brief geschickt. Wenn sie einen einzelnen Hatani individuell sanktionieren wollen - dann sollen sie ihren Vertrag vergessen. Die Regierung hat ihn abgeschlossen. Sie stecken drin bis an mein Lebensende.«
»Oder seines.«
»Willst du mir etwas sagen, Ellud?«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, dir etwas gesagt zu haben. Ich müßte unter Umständen beschwören, daß ich es nicht getan habe.«
Nur wenige Dinge konnten Duuns Festigkeit erschüttern. Das gehörte dazu. Ellud wurde ganz still; er hatte die Hände locker im Schoß liegen und erwiderte Duuns Blick geraume Weile.
»Falls es zu einem Unfall kommen sollte«, sagte Duun.
»Ich weiß nicht,
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