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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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haben? Was geht hier vor? Will das Imperium mich tot sehen, weil ich dabei bin, das Spiel gegen Ram zu gewinnen?«
    »Hmm.« Za hustete ein bisschen. »Du lernst dazu, Jernau Gurgeh. Scheiße, ich hätte gedacht, ein Spieler besitze etwas mehr… angeborene Hinterlist… Du bist ein Baby unter den Raubtieren hier… Wie dem auch sei, ja, jemand in einer Machtposition will dich tot sehen.«
    »Glaubst du, sie werden es wieder versuchen?«
    Za schüttelte den Kopf. »Das wäre zu offensichtlich; dazu müssten sie schon ziemlich verzweifelt sein… zumindest vorläufig wird nichts in der Art mehr passieren. Ich glaube, sie werden abwarten, was bei deinen nächsten zehn Spielen geschieht. Bist du dann immer noch nicht erledigt, werden sie dafür sorgen, dass dein nächster Gegner mit dir um eine körperliche Beschädigung wettet, und hoffen, dass du aus Angst zurücktrittst. Falls du so weit kommst.«
    »Bin ich für sie wirklich eine solche Bedrohung?«
    »He, Gurgeh, sie erkennen jetzt, dass sie einen Fehler gemacht haben. Du hast die Fernsehsendungen nicht gesehen, die es vor deiner Ankunft gab. Darin hieß es, du seiest der beste Spieler der ganzen Kultur und ein dekadentes Ekel, ein Hedonist, der in seinem ganzen Leben nie einen Tag gearbeitet habe, du seiest arrogant und völlig davon überzeugt, du werdest das Spiel gewinnen, dein Körper sei übersät mit allen möglichen neuen Drüsen, du pflegtest mit deiner Mutter zu ficken, mit Männern… mit Tieren, soviel ich weiß, und du seiest zur Hälfte ein Computer… Dann sahen sie im Amt ein paar der Partien, die du auf dem Weg hierher gespielt hast, und verkündeten…«
    »Was?« Gurgeh beugte sich vor. »Was meinst du damit, sie hätten Partien von mir gesehen?«
    »Sie baten mich um ein paar Partien, die du kürzlich gespielt hättest. Ich setzte mich mit der Begrenzungsfaktor in Verbindung – ist das Ding nicht ein Langweiler? –, und sie schickte mir die Züge, die du in zwei der letzten Spiele gegen sie gemacht hast. Danach entschied das Amt, man werde dir mit Freuden erlauben, beim Spiel deine Drogendrüsen und alles andere zu benutzen… Tut mir Leid; ich hatte vorausgesetzt, das Schiff habe vorher deine Erlaubnis eingeholt. Hat es das nicht getan?«
    »Nein«, sagte Gurgeh.
    »Wie dem auch sei, die Leute vom Amt sagten, du dürfest ohne Einschränkungen spielen. Ich glaube nicht, dass sie das wirklich wollten – die Reinheit des Spiels, du verstehst? –, aber es muss ein Befehl von oben gekommen sein. Das Imperium wollte beweisen, dass du selbst mit deinen unfairen Hilfsmitteln nicht fähig sein würdest, in der Hauptserie zu bleiben. An den ersten beiden Tagen, als du gegen diesen Priester und seine Verbündeten gespielt hast, müssen sie sich triumphierend die Hände gerieben haben. Aber dann zaubertest du einen Sieg aus dem Zylinder, und da wurden ihre Gesichter immer länger. Dass Ram als dein Gegner im Einzelspiel ausgelost wurde, muss anfangs auch wie ein Glücksgriff ausgesehen haben. Jetzt bist du dabei, ihm den Donnerbalken unter dem Hintern wegzutreten, und sie sind in Panik geraten.« Za rülpste. »Deshalb solltest du heute abgeknallt werden, aber die Killer haben es versaut.«
    »Dann war es auch keine ehrliche Auslosung, dass ich Ram als Gegner erhielt?«
    »Gottes Hoden, Gurgeh«, lachte Za. »Nein, Mann! Heilige Scheiße! Bist du wirklich so naiv?« Er schüttelte den Kopf, sah zu Boden und rülpste wieder.
    Gurgeh erhob sich und trat an die geöffnete Modul-Tür. Er sah auf die Stadt hinaus, die im Dunst des späten Abends schimmerte. Die langen Schatten der Türme erstreckten sich wie weit voneinander getrennte Haare über einem fast kahlen Schädel. Luftfahrzeuge reflektierten das Rot des Sonnenuntergangs.
    Noch nie in seinem Leben war Gurgeh so von Wut und Frust erfüllt gewesen. Das kam als weiteres scheußliches Gefühl zu denen, die ihn in letzter Zeit geplagt hatten, Gefühle, die von dem Spiel herrühren mussten – und der Tatsache, dass es nun zum ersten Mal wirklich ernst wurde.
    Alle Leute behandelten ihn wie ein Kind. Sie entschieden fröhlich, was ihm mitgeteilt werden musste und was nicht, sie hielten Informationen vor ihm zurück, die er gebraucht hätte, und wenn sie es ihm dann doch sagten, taten sie, als hätte er es die ganze Zeit wissen müssen.
    Gurgeh drehte sich zu Za um, aber der rieb sich den Bauch und wirkte geistesabwesend. Er rülpste laut, lächelte dann glücklich und rief: »He, Modul! Stelle Kanal zehn

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