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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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könnte vielleicht sogar den Auftrag haben zu verhindern, dass er bei den Spielen zu weit vorankam. Wenn dem so war, konnte sie ihr Ziel durchaus erreichen, indem sie sich weigerte, in der Computerfirma zu bleiben. Kontakt würde sagen, er könne billigerweise nicht von ihr verlangen, dass sie auf ihre Freiheit verzichte, und sie sei vollkommen im Recht, wenn sie das ablehne. Gurgeh zuckte im Selbstgespräch die Achseln. Es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
    Er schaltete auf ein anderes altes Spiel um.
     
    Zehn Tage später war es vorbei, und Gurgeh hatte die vierte Runde erreicht. Er brauchte nur noch einen einzigen Gegner zu schlagen, und dann würde er zum Endkampf nach Echronedal reisen, nicht als Beobachter oder Gast, sondern als Teilnehmer.
    Seine Hoffnung, sich in den kleinen Spielen einen Vorsprung zu verschaffen, hatte sich erfüllt, und auf den Hauptbrettern hatte er große Offensiven nicht einmal versucht. Er hatte darauf gewartet, dass die anderen ihn angriffen, und das hatten sie getan, aber Gurgeh rechnete darauf, dass sie nicht so bereit zur Zusammenarbeit sein würden wie die Teilnehmer am ersten Match. Die hier waren wichtige Leute; sie mussten an ihre eigenen Karrieren denken, und so loyal ihre Einstellung zum Imperium auch sein mochte, ihre eigenen Interessen lagen ihnen ebenso am Herzen. Nur der Priester hatte verhältnismäßig wenig zu verlieren und mochte deswegen bereit sein, sich zum Wohle des Reichs und für einen nicht vom Spiel abhängigen Posten, wie ihn die Kirche für ihn finden würde, zu opfern.
    In dem Spiel außerhalb des Spiels hatte das Spielamt in Gurgehs Augen einen Fehler gemacht, als es ihm bei der Qualifikationsrunde jene zehn Gegner gab. Der Gedanke dabei mochte gewesen sein, dass er auf diese Weise keine Ruhepause bekam. Aber wie sich herausstellte, brauchte er keine, und die Taktik hatte zur Folge, dass seine jetzigen Gegner von verschiedenen Zweigen des kaiserlichen Baums stammten und es deshalb schwieriger war, sie mit Anreizen zu ködern, die sich auf ihre Fachgebiete bezogen. Außerdem war es unwahrscheinlich, dass sie die Spielstile der anderen kannten.
    Gurgeh hatte zudem etwas entdeckt, das Inter-Service-Rivalität genannt wurde. Einige Aufzeichnungen von alten Spielen hatten für ihn so lange keinen Sinn ergeben, bis das Schiff ihm dieses merkwürdige Phänomen erläuterte. Daraufhin hatte er so taktiert, dass die Leute von der Admiralität und der Oberst sich gegenseitig an die Kehle sprangen. Es hatte nur geringer Anstrengung bedurft, sie gegeneinander aufzuhetzen.
    Das Match war gute Handwerksarbeit, ohne Glanz, aber seinen Zweck erfüllend, und Gurgeh spielte einfach besser als jeder der anderen. Er siegte nicht mit großem Vorsprung, aber er siegte. Einer der Vizeadmirale der Flotte wurde zweiter. Tounse, der Priester, stand zum Schluss an letzter Stelle.
     
    Wieder ließ ihm das angeblich mit Zufallsauswahl arbeitende Amt zwischen zwei Matches eine so kurze Pause wie irgend möglich, aber Gurgeh war insgeheim froh darüber. Er konnte so von Tag zu Tag auf der gleichen Höhe der Konzentration bleiben, und es blieb ihm keine Zeit, sich Sorgen zu machen oder zu lange nachzudenken. Irgendwo in seinem Hinterkopf staunte ein Teil von ihm ebenso sprachlos über seinen Erfolg wie alle Welt. Würde diesem Teil jemals erlaubt werden, nach vorn zu kommen, sich in der Mitte seines Gehirns festzusetzen und zu sagen: »Moment mal…«, dann, so fürchtete er, würde er die Nerven verlieren, der Zauber wäre gebrochen, und aus dem Spaziergang, der ein Fallen war, würde ein Absturz in die Niederlage. Wie das Sprichwort sagt, das Fallen hat noch nie jemanden umgebracht, man stirbt, wenn es aufhört…
    Jedenfalls bestürmte ihn eine bittersüße Flut von neuen und aufwühlenden Empfindungen, die Angst vor dem Risiko und der möglichen Niederlage, das Frohlocken über ein Wagnis, das sich auszahlte, und einen Feldzug, der zum Triumph führte, der Schrecken, mit dem er plötzlich eine Schwäche in seiner Position erkannte, durch die er das Spiel verlieren konnte, die Woge der Erleichterung, wenn sonst niemand es merkte und ihm Zeit blieb, die Lücke zu schließen, das hämmernde, wütende Frohlocken, wenn er eine solche Schwäche bei einem Gegner sah, und die nackte, ungezügelte Freude des Sieges.
    Und draußen die zusätzliche Befriedigung, dass er sich so viel besser hielt, als irgendjemand ihm zugetraut hatte. Alle Voraussagen – die der Kultur, des Imperiums, des

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