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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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geraten, die wir, verdammt noch mal, gewonnen haben, und dann sind wir weggelaufen… heilige Scheiße, was willst du noch mehr?«
    »Nicht mehr, weniger. Doch wie dem auch sei, ich muss an dem Spiel teilnehmen.«
    »Du bist verrückt. Das war… ein wundervoller Abend. Wundervoll.« Za legte seinen Kopf auf die Rückenlehne und atmete tief.
    Gurgeh beugte sich vor, das Kinn in die Hand, den Ellbogen auf das Knie gestützt. »Za, warum trinkst du so viel? Du brauchst es doch nicht, du besitzt alle üblichen Drüsen. Warum?«
    »Warum?« Za hob den Kopf und sah sich um, als wisse er im Augenblick nicht, wo er sich befinde. »Warum?«, wiederholte er. Er hatte einen Schluckauf. »Du fragst mich, warum?«
    Gurgeh nickte.
    Za kratzte sich in der Achselhöhle, schüttelte den Kopf und sah Gurgeh um Entschuldigung bittend an. »Wie lautete die Frage gleich wieder?«
    »Warum trinkst du so viel?« Gurgeh lächelte tolerant.
    »Warum nicht?« Za wedelte einmal mit den Armen. »Ich meine, hast du nie etwas getan, nur… weit? Ich meine, es ist… äh… Empathie. Die Einheimischen tun es, weißt du. Das ist ihr Ausweg, das ist die Art, wie sie ihrem Platz in der glorreichen kaiserlichen Maschine entrinnen… und es ist auch ein verdammt großartiger Zustand, um die Feinheiten zu erkennen… Alles ergibt einen Sinn, weißt du, Gurgeh. Ich habe es ausgearbeitet.« Za nickte weise, berührte die Schläfe sehr langsam mit einem schlaffen Finger. »Ausgearbeitet«, wiederholte er. »Denk doch nur, die Kultur besteht ganz aus…«, der gleiche Finger drehte sich in der Luft, »eingebauten Drüsen, hunderten von Sekreten und tausenden von Wirkungen, jede Kombination, die einem gefällt, und alles kostenlos… Aber das Imperium, ah ha!« Der Finger zeigte nach oben. »Im Imperium muss man bezahlen; Entrinnen ist eine Ware wie alles andere. Und es ist dieses Zeug, der Alkohol. Verlängert die Reaktionszeit, lässt die Tränen leichter kommen…« Za legte zwei schwankende Finger an die Wangen. »Lässt die Fäuste schneller kommen…« Er ballte die Hände und boxte in die Luft. »Und…«, er zuckte die Achseln, »am Ende bringt er einen um.« Er richtete den Blick mehr oder weniger auf Gurgeh. »Verstehst du?« Wieder breitete er die Arme aus und ließ sie dann kraftlos auf den Sessel fallen.
    »Außerdem«, erklärte er mit plötzlich müder Stimme, »habe ich nicht alle die üblichen Drüsen.«
    Gurgeh sah überrascht auf. »Nicht?«
    »Nein. Zu gefährlich. Das Imperium würde mich wegzaubern lassen und die gründlichste Obduktion an mir vornehmen, die es je gegeben hat. Man würde feststellen wollen, wie ein Kulturnik von innen aussieht, verstehst du?« Za schloss die Augen. »Ich musste mir so gut wie alles herausnehmen lassen, und dann… als ich hier ankam, haben sie mich allen möglichen Tests unterzogen und mir alle möglichen Proben entnommen… Sie mussten doch herausfinden können, was sie wollten, ohne einen diplomatischen Zwischenfall zu verursachen, wie es das Verschwindenlassen eines Gesandten wäre.«
    »Ich verstehe. Entschuldigung.« Etwas anderes fand Gurgeh nicht zu sagen. Er hatte es nicht gewusst. »Dann hast du immer, wenn du mir empfohlen hast, eine Droge zu drüsen…«
    »Ich habe geraten – und auf meine Erinnerung zurückgegriffen.« Za hielt die Augen weiter geschlossen. »Ich habe nur versucht, freundlich zu sein.«
    Gurgeh empfand Verlegenheit, beinahe Scham.
    Zas Kopf fiel wieder zurück. Er begann zu schnarchen.
    Dann öffneten sich plötzlich seine Augen, und er sprang auf. »Also, ich muss lostraben.« Er machte einen heldenhaften Versuch, sich zusammenzureißen. Schwankend stand er vor Gurgeh. »Könntest du mir wohl ein Lufttaxi rufen?«
    Gurgeh tat das. Ein paar Minuten später gab Gurgeh der Maschine über die Wachen auf dem Dach Landeerlaubnis, und sie trug den singenden Shohobohaum Za davon.
    Gurgeh blieb eine Weile still sitzen, während es Abend wurde und die zweite Sonne unterging. Dann diktierte er einen Brief an Chamlis Amalk-ney und dankte dem alten Roboter für das Orbital-Armband, das er immer noch trug. Er kopierte den größten Teil des Briefes für Yay. Beiden berichtete er, was er seit seiner Ankunft erlebt hatte. Er machte sich nicht die Mühe, seine Beschreibung des Spiels oder des Imperiums zu kaschieren, und fragte sich, wie viel von der Wahrheit wohl zu seinen Freunden durchkäme. Dann studierte er ein paar Probleme auf dem Schirm und sprach das Spiel des nächsten Tages

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