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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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stinkvornehm mit Kissen und dicken Vorhängen. »Dies ist ein kaiserlicher Sonderkanal«, erklärte der Roboter. »Ebene Eins, leicht zerhackt.« Das Bild wechselte, wechselte noch einmal, und immer wurde eine etwas andere Variante sexueller Aktivitäten gezeigt, vom Solo-Masturbieren bis zu Gruppen, die alle drei azadischen Geschlechter einschlossen.
    »Das da ist geheim«, sagte der Roboter. »Besucher dürfen es nicht sehen. Man kann den Apparat, der das Zerhacken eliminiert, jedoch zu einem gewissen Preis auf dem Schwarzmarkt kaufen. Jetzt werden wir uns ein paar Ebene-Zwei-Kanäle ansehen. Diese sind den oberen Rängen der Bürokratie, des Militärs, der religiösen Organisationen und der Wirtschaft vorbehalten.«
    Der Schirm bewölkte sich kurz mit einem Wirbel aus Zufallsfarben, klärte sich dann und zeigte weitere Azadier, meistens nackt oder sehr dürftig bekleidet. Wieder war die Hauptsache die Sexualität, aber es kam ein anderes, neues Element dazu. Viele der Leute trugen sehr merkwürdige und unbequem wirkende Kleider, und einige wurden gefesselt und geschlagen oder zu absurden Positionen gezwungen und dann sexuell missbraucht. Frauen in Uniformen kommandierten Männer und Apices herum. Gurgeh erkannte einige der Uniformen als die der kaiserlichen Marineoffiziere, andere wirkten wie Übertreibungen alltäglicherer Uniformen. Einige der Apices trugen männliche Kleidung, einige weibliche. Apices wurden gezwungen, ihre eigenen Exkremente oder die anderer Personen zu essen oder Urin zu trinken. Die Absonderungen anderer panhumaner Spezies waren offenbar bei diesen Praktiken besonders begehrt. Männer und Apices drangen mit ihren Penissen in Münder und After, Tiere und Aliens ein; Aliens und Tiere wurden dazu gebracht, die verschiedenen Geschlechter zu besteigen, und Gegenstände – solche des täglichen Gebrauchs und eigens dazu angefertigte – wurden als Phallus-Ersatz benutzt. Bei jeder Szene gab es ein Element… Gurgeh nahm an, es handele sich um Dominanz.
    Er war nur wenig erstaunt gewesen, dass das Imperium das auf der ersten Ebene gezeigte Material geheim halten wollte. Bei einem Volk, dem Rang und Protokoll und Kleiderwürde so wichtig waren, ließ sich der Wunsch verstehen, diese Dinge zu verbergen – so harmlos sie sein mochten. Die zweite Ebene war anders. Gurgeh fand sie dekuvrierend, und natürlich musste den Azadiern so etwas peinlich sein. Es war klar, dass auf Ebene Zwei das Vergnügen aus zweiter Hand nicht darin lag, Leute zu beobachten, die sich amüsierten, und sich mit ihnen zu identifizieren, sondern Menschen zu sehen, die gedemütigt wurden, während andere sich auf ihre Kosten belustigten. Auf Ebene Eins war es um Sex gegangen, hier ging es um eine Sache, die das Imperium offensichtlich für bedenklicher hielt, von der es sich jedoch trotzdem nicht frei machen konnte.
    »Jetzt Ebene Drei«, sagte der Roboter.
    Gurgeh betrachtete den Schirm.
    Flere-Imsaho betrachtete Gurgeh.
    Die Augen des Mannes glitzerten in dem Licht des Schirms, unbenutzte Photonen wurden von dem Halo der Iris reflektiert. Zuerst weiteten sich die Pupillen, dann schrumpften sie auf Nadelspitzengröße. Der Roboter wartete darauf, dass sich die großen, starrenden Augen mit Feuchtigkeit füllten, dass die kleinen Muskeln rund um das Auge zuckten, die Lider sich schlossen und der Mann den Kopf schüttelte und sich abwandte. Aber nichts dergleichen geschah. Der Schirm bannte seinen Blick, als ob der infinitesimale Lichtdruck, den er in den Raum entsandte, irgendwie umgekehrt worden sei und den beobachtenden Mann vorwärtssauge, ihn, der fallen wollte, festhielt, auf die flackernde Oberfläche ausrichtete wie einen Mond, der seit langer Zeit nicht mehr rotierte.
    Die Schreie hallten durch den Wohnraum, über die Formsessel und Couchen und niedrigen Tische hinweg, die Schreie von Apices, Männern, Frauen, Kindern. Manchmal wurden sie schnell zum Schweigen gebracht, doch im Allgemeinen nicht. Jedes Instrument und jeder Teil der gefolterten Menschen erzeugte sein eigenes Geräusch, Blut, Messer, Knochen, Laser, Fleisch, Spaltsägen, Chemikalien, Blutegel, Fleischwürmer, Vibragewehre, sogar Phalli, Finger und Fingernägel, alles machte oder produzierte sein eigenes bestimmtes Geräusch als Kontrapunkt zu dem Thema der Schreie.
    Die letzte Szene, die Gurgeh sah, zeigte einen psychotischen männlichen Kriminellen, dem man zuvor eine massive Dosis von Sexualhormonen und Halluzinogenen injiziert hatte, ein Messer und

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